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KlaudF KlaudF
Legion zum „Tribunen" gewählt. Seine
Theilnahme an den Iuniereigniffen
brachte ihn in Untersuchung, aus welcher
er jedoch straflos hervorging. Sodann,
im Wahlbezirke Kuttenberg in den öster-
reichischen Reichtztag gewählt, entwickelte
er in demselben bis zum 6. October eine
große Rührigkeit, theils durch Interpel-
lationen, wie schon gleich bei seinem Ein»
tritte in den Reichstag wegen der Ent-
waffnung der Nationalgarde und Stuben«
tenschaft in Prag, wegen der von dem
Kriegsminister zu erlassenden Verfügung
eines mit den constitutionellen Principien
harmomrenden Fahneneides; theils durch
Amendements, wie er deren bei Bera»
thung der Geschäftsordnung, der Ent>
lastung des Grundes und Bodens, des
Recrutiru'igsgesehes stellte, theils durch
Reden. in welchen er die einzelnen Pa«
ragraphe der Grundrechte vertheidigte
und für Abschaffung des Adels und aller
Standesvorzüge, für Religionsfreiheit
u. dgl. m. in.ausgedehntem Maße sprach.
Am 6. October verlas er noch in. der
Nachtsitzung zwei Aufrufe, welche eine
Angesichts der traurigen Ereignisse des
Tages gebildete ReichstagScommisfion
erlassen hatte, und zwar den einen an
die Wiener Bevölkerung, die Feindselig»
keiten einzustellen und dem Blutver«
gießen Einhalt zu thun, den anderen an
den commandirenden General, worin
dieser aufgefordert wird, den von dem
Reichstage unter Mitwirkung eines ver«
antwortlichen Ministers gefaßten Be«
schlüssen gemäß zu handeln. Von diesem
Tage ab erscheint Kl. nicht mehr in den
Sitzungen des Reichstages, die den Octo.
ber über gehalten wurden, fand sich
aber in Kremfier ein, als dort die Fort-
setzung der Reichstags «Verhandlungen
stattfand. Nachdem das vom 4. März
1849 datirte die Auflösung des Reichs- tages decretirende Manifest am 7. d. M.
veröffentlicht wurde, kehrte K. nach Prag
zurück, wo er sich nunmehr der Advo«
catur widmete und auch später zu Git»
schin in Böhmen die Praxis derselben
antrat. Wahrend dieser Zeit lebte er
ganz seinem Berufe, bis im Jahre 1861
der österreichische Reichstag einberufen
und KlaudF in dem aus den Land»
gemeinden Gitschin, Lomnih, Sobotka
und Libau gebildeten Wahlbezirke in den
böhmischen Landtag und von diesem in
das Abgeordnetenhaus des öfterreichi«
schen Reichsrathes gewählt wurde. I n
letzterem gehörte er zu der Partei der
Föderalisten und insbesondere zu den
feurigsten Anhängern der sogmannten
Toruna o68kä und ließ in einer der
Iulisitzungen 1861 die Drohung laut
werden, daß sich seine Partei vorbehalte,
die Abwehr jener Angriffe, welche im
Hause auf die Würde der böhmischen
Krone und der privilegirten historischen
Erinnerungen stattfinden — welche aber
nie vorgekommen sind — in geeigneter
Weise zu erwirken. Diese Erklärung rief
Entrüstung in der ganzen Versammlung
und eine Abwehr der böhmischen Abge«
ordneten deutscher Zunge hervor, welche
feierlich dagegen protestirten, daß sich
die Partei der Nationalen so geberde,
als wäre sie allein im Lande. In Prin»
cipienfragen, welche die Nationalität
nicht berühren, stand K. immer auf
Seite der Liberalen. I n seinem Födera«
lismus ging er aber mit noch einigen
Meinungsgenofsen endlich so weit, daß
ihm die Nichtcompetenz des Reichsrathes
in einzelnen Fragen nicht mehr genügte,
sondern daß er, als die Siebenbürger
in den Reichsrath eintraten und dieser
nunmehr aufhörte, wie bisher nur ein
engerer zu sein, sein Mandat im Jahre
1863 niederlegte. K laud^ ist mit einer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Volume 12
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Klácel-Korzistka
- Volume
- 12
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 528
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon