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Alein Klein
unterblieb der vielen Schwierigkeiten we-
gen; die Gebrüder Klein überwanden
dieselben. Da war die Zeit gekommen,
wo auch im österreichischen Staate die
Eisenbahnen im Großen für die Locomo
tive gcbaut werden sollten. Die Brüder
Klein kamen, indem sich sick den Eisen-
bahnbauten unterzogen, mit allen techni»
schen und industriellen Hilfsmitteln der
Zeit in Berührung, fie lernten hochbe-
gabte Persönlichkeiten kennen, ihr eigener
Vorrath an Kräften wuchs mehr und
mehr an, sie kamen in die Strömung
großartiger Unternehmungen und erfuh«
ren, daß
sie sich auf derselben durch ihren
Muth und ihrer Energie halten können.
Bereits beim Anfange ihrer größeren
Arbeiten waren, wie oben erwähnt, von
den sechs Brüdern zwei. Engelbert
und Joseph, gestorben, und es waren
sonach Franz, Libor, Albert und
Hubert, die in den Jahren 1836 und
4837 die Ausführung des Eisenbahn-
baues von Wien bis Gänsemdorf als
Mindestbietende, im Jahre 1838 den
Bau der Bahn von Branowitz bis Brunn
und die Herstellung sämmtlicher Objecte
des Brünner Bahnhofes erhielten. In
den Jahren 1839—1840 wurde von
ihnen der Weiterbau der Eisenbahn von
Göding bis Olmütz ausgeführt. Im
Jahre 1839 überließen ihnen die mahri-
schen Stande den Bau der mährisch-stan-
dischen Straße von Gabel nach Troppaü
in einer Länge von 1 7 ^ Meilen, welcher
Bau in der kurzen Frist von 21 Monaten
vollendet wurde. Die Staatsverwaltung
übertrug ihnen im Jahre 1842 den Bau
der k. k. Staatseisenbahn von Olmütz
nach Prag, in einer Ausdehnung von
31 l/g Meilen, im Jahre 1843 den Bau
von Prag bis Kralup und von Blansko
bis Schirmdorf, im Jahre 1846 den Bau
der Strecke von Kralup bis an die säch- sische Grenze, dann von Brünn bis Ma«
lomsric, so wie auch die Erbauung des
großartigen Bahnhofes zu Brünn, end-
lich im Jahre 1848 den Bau der Schlepp-
bahn in Wien, vom Jahre 1849 an die
Herstellung der großen Tunnelbauten am
Semmering, der Festungsbauten in Ol-
mutz, und 1834 den Troppauer Bahn-
ftügel und die Eisenbahn in Galizien.
Was sie in den letzten Jahren vollführt
haben, wird ersichtlich, wenn einige Ge»
genstände genannt werden, die unter
ihrer Leitung und durch ihre Verwendung
entstanden sind. Die ganze Strecke von
Olmütz nach Prag, 3 1 ^ Meile lang. mit
dem kolossalen Prager Bahnhofe, wurds
in dem kurzen Zeitraume von 27 Mona-
ten hergestellt. Zu den Schwierigkeiten,
die siegreich überwunden wurden, gehö-
ren die Strecke im Sazawa- und Adler«
thale mit den vielen Brücken und den
Anstalten zur Regulirung von Flüssen,
die äußerst ungünstigen Verhaltnisse beim
Triebitzer Tunnel, der Tunnel beiChotzen,
die mehrmalige Absprengung der Elbe bei
Kojic, und die riesenhaften Felsenspren-
gungen bei Elbeteinitz. Der Bau der
Strecke von BlanSko bis Schirmdorf
und von Kralup bis an die sächsische
Grenze fiel in die Jahre 1846 und 4847.
wo die Noth der Arbeiterclasse den hock-
sten Grad erreichte. Bei dieser Gelegen»
heit haben die Brüder auf Anregung Sr.
kaiftrl. Hoheit des Herrn Erzherzogs
Stephan nebst den angeführten Eisen-
bahnbauten auch alle ärarischen Straßen»
bauten übernommen, und dadurch nicht
nur eine Anzahl von 8 bis 9000 Men-
schen beschäftigt, sondern auch dieselben
vor Hunger, ja man kann, in Rückblick
auf die damaligen Zustände und das viele
Elend sagen, von dem Hungertode und
vor dem Siechthum verwahrt. ES wur«
den Kochapparate aufgestellt, Mehl aus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Volume 12
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Klácel-Korzistka
- Volume
- 12
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 528
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon