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Klingmamr Mnkosch
noch drückender und trostloser. Mit einer
Gesellschaft von Puppenspielern, an welche
er sich angeschlossen, erntete er in Prag
großen Beifall, kehrte aber 1778, dieses
Lebens müde, nach Berlin zurück. Dort
fand er Gelegenheit Brockmann und
Neinecke spielen zusehen. Hingeriffen
von der Kunst Beider, verschaffte er sich
mit Aufopferung manches Bedürfnisses
den Genuß,
sie
spielen zu sehen, wodurch
seine Neigung, sich der Bühne zu widmen,
zum Entschlüsse reifte und er endlich mit
3 Thalern Wochengage bei Döbbel in
in Engagement trat. 1783 spielte er
unter Schröder in Hamburg, 1790
erhielt er durch Brockmann einen Ruf
an die Wiener Hofbühne, welchem er
auch 1791 folgte. Von dieser Zeit bis
an seinen Tod — freilich in den letzten
Jahren kaum mehr beschäftigt — blieb
er Mitglied dieser Bühne, zu deren Zier-
den er eine geraume Zeit gehört hatte.
Sein unwirthschaftlicheS Leben versetzte
ihn aber oft in große Bedrängnisse, und
noch kurz vor seinem Tode befreite ihn
kaiserliche Milde durch ein ansehnliches
Geldgeschenk aus drückender Noth. In
der Blüthezeit spielte er Nollen wie Don
CarloS, Czar in „Mädchen von Ma-
rienburg". Ferdinand in „Kabale und
Liebe". Hamlet, überhaupt Fürsten»
und Anftandsrollen. Eine schöne Gestalt,
ein volles und wohlklingendes Organ
unterstützten sein auch sonst nicht gewöhn-
liches Darstellungstalent, welches, alle
Effecte verschmähend, durch Naturwahr-
heit und tiefes charakteristisches Studium
zu wirken verstand.
Butenop (C. H.), Biographie des Schauspie-
lers Philipp Klingmann so. O. Mirn^ 1825,
8".). — Neuer Nekrolog der Deutschen
(Weimar. B. F. Voigt. kl. 8".) I I . Jahrg.
(I8l4), S. 1224 lheißt daselbst irrig Klin«
gemann). — Porträte, l) Unterschrift:
Klingmann, k. k. Hof- Schauspieler. Dorff' Meister Mx-, F. John 8c 1793 (Wien, 4<>.),
Halbfigur; — 2) Costumebild. als Don Car-
los. I . C. Gröger äol., C. Townley 3c
1788(4°.),- — 3) Costumebild. Ganze Figur.
G. V. Kininger äsi.. F. Io hn'so. (Fol.).
Klinkosch, Joseph Thaddäus (Arzt
und Naturforscher, geb. zu Prag
24. October 1734. gest. ebenda 46. April
1778). Der Unfall, der ihn im Alter von
zwei Jahren traf, daß er durch einen Fall
vom Tische sich den Fuß verrenkte und in
Folge dessen zeitlebens hinkte, rettete ihn
für die Wissenschaft. Als nämlich sein
Vater mit Freunden sich berieth, welches
Gewerbe er den Sohn erlernen lassen
sollte, gab sein Hinken den Ausschlag,
denn die Freunde riechen, ihn auf die
lateinische Schule zu schicken, was denn
auch geschah, da im Gelehrtenstande ein
krummer Fuß nichts zu bedeuten habe.
K. besuchte nun die Iesuitenschule, und
von Kindheit an mit einer seltenen Fer-
tigkeit in mechanischen Arbeiten ausge»
stattet, benutzte er die freie Zeit, welche ihm
die Schule ließ, zu dergleichen, auch trieb
er Musik und da er großes Talent dafür
besaß, bildete er sich — ohne Meister
— gleich für mehrere Instrumente, als
Geige, Harfe u. dgl. m. aus. Nach
beendetem Gymnasium und philosophi»
schen Studien begann er daS Studium
der Rechte, betrieb es aber nur ein Jahr
lang; schon im folgenden, 1751. ver-
tauschte er' es mit jenem der Medicin.
Nun war es vornehmlich die Anatomie,
die ihn anzog und der er mit besonderem
Eifer oblag; 1761 erlangte er die
Doctorwürde und trat dann in die
Praxis. Aber schon in kurzer Zeit wurde
ihm das Lehramt der Anatomie an der
Prager Hochschule übertragen und K.
kündigte seine Vorträge nach der Sitte
der alteren Professoren mit einem aus-
führlichen Programme an, welchem eine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Volume 12
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Klácel-Korzistka
- Volume
- 12
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 528
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon