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Anoblecher 188 Knoblecher
in Unterkrain 6. Juli 1819. gest. zu Nea-
pel 13. April 1838). Der Sohn schlich-
ter Landleute, die in seinem Geburtsorte
eine kleine Land wirthschaft besaßen. Im
Alter von sieben Jahren kam er zur
Schule nach Kostainovica, im nächsten
Jahre nach Cilli; die dritte Normalclasse
und das Gymnasium besuchte er in Neu-
stadt in Unterkrain, worauf er im Jahre
1837 an das Lyceum in Laibach kam.
Schon als Gymnasiast regte sich in ihm
der Wunsch, einst als Glaubensbote
unter die Ungläubigen zu gehen, und er
verlegte sich als Studirender der Philo«
sophie, so wie während des zweijährigen
Aufenthaltes im Priester»Seminarium zu
Laibach, mit großem Eifer auf die Erler»
nung fremder Sprachen. Aufgemuntert
durch den damaligen Nuntius am k. k.
Hofe zu Wien, Cardinal A l t ie r i . bei
dem er sich brieflich angefragt hatte, ver«
ließ er Laibach, nachdem er den zweiten
theologischen Jahrgang beendet, am
27. August 1841 und trat die Reise nach
Rom an, wo er am 7. September anlangte.
Er hatte gehofft, in der Propaganda
Aufnahme zu finden, allein diese wurde
ihm auf unbestimmte Zeit verweigert und
nur der Besuch der IesuiteN'Collegien,
wie auch die Sprachstudien in der Pro«
paganda wurden ihm gestattet. Trotzdem,
daß er schon die erste seiner Hoffnungen
scheitern sah, ließ er sich nicht abwendig
machen, den betretenen Weg zu verfol»
gen, und keine Sorgen, kein Kummer ent>
rnuthigten den entschlossenen Jüngling.
Knoblecher's Briefe aus Rom (vom
24. November 1841 und vom 11. Fe-
bruar 1842) gewähren uns einen tiefen
Einblick in die äußerlich höchst drückenden
Verhältnisse, in sein unbegrenztes Gott-
vertrauen, seine feurige Begeisterung.
„Ost ist es geschehen — schreibt er —
daß ich eine Woche, auch ganze vierzehn Tage keine warmen Speisen genoffen und
Brot und Wein fast meine ganze Nah«
rung ausmachten; dennoch bin ich viel
lebhafter als ich es in Krain gewesen,
habe eine blühendere Gesichtsfarbe und
fühle mich stärker als je. Als diese küm«
merliche Lage Knoblecher's in Krain
bekannt ward, ermangelte der Fürstbischof
von Laibach, A. A. Wol f , nicht, ihm
eine ergiebige Geldunterstützung zu sen»
den. was später noch zu wiederholten
Malen geschehen ist. Auch unter der
Landgeistlichkeit wurde eine Sammlung
veranstaltet und deren Ertrag abgeschickt.
Obwohl jedoch diese Geldbetrage zu rech»
ter Zeit in Rom eintrafen, gelangten sie '
dennoch nicht in die Hand deS Adressaten,
und wahrend das Geld auf dem Postamte
lag. mußte Knoblecher buchstäblich
„Hunger leiden"; erst nach acht Monaten
kam er in den Besitz dieses GeldeS. Mitt-
lerweile hatte ein Freund ihm eine Stelle
als Erzieher dei nner dänischen Familie
gefunden. Nachdem er die Erlaubniß von
seinem Vorgesetzten eingeholt hatte, be»
gleitete er im Sommer 1842 diese Fa«
milie über Florenz, Verona, München,
durch Böhmen, Sachsen, Preußen nach
Hamburg und von da nach Kopenhagen.
Hier blieb er bis zum October, denn er
hatte die Erlaubniß zur Reise nur unter
der Bedingung erhalten, daß ihm diese
für seine Berufsbahn zu keinem Nach«
theile gereiche, und deßhalb mußte er zum
Beginne des neuen Schuljahres wieder
in Rom eintreffen. Die Rückreise machte
er über Hamburg, Havre, Paris, Mar«
stille, Civitavecchia, kam Ende Novem-
ber zu Rom an, wo er zuletzt auch die
im Frühlinge aus Laibach abgesendete
Geldsumme erhielt und somit weiterer
Nahrungssorgen überhoben war. Im
Jahre 1843 wurde er unter die Zöglinge
der römischen Propaganda aufgenommen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Klácel-Korzistka, Volume 12
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Klácel-Korzistka
- Volume
- 12
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1864
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 528
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon