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Aossuth 9 Kossuth
sein VerhÀltnià mit der Tochter eines
wohlhabenden Kaffeesieders, die in ihrer
Liebe zu ihm seinen Geldverlegenheiten,
die sich tÀglich steigerten, zuerst mit
ihren Ersparnissen, spÀter mit ihrem
Schmucke aushalf. Aber nicht nur letzteren
verlor sie fĂŒr immer, auch ihre Ehre und
bald nach ihrer Entbindung, zu ihrem
GlĂŒcke, das Leben. Nun verlieĂ K. Pesth
und zog sich in das Zemplmer Comitat
zurĂŒck, wo es ihm gelang, als Fiscal in
die Dienste der Grafin Szap^ry. ge
bornen GrÀsin CsÀky. zu treten. Zu
gleicher Zeit erhielt er mehrere Privat-
agentien, wodurch er in den Besitz bedeu»
tender Summen anvertrauten Geldes
kam. Schon hatte er sich der Leidenschaft
des Spiels ergeben und oft ganze NĂ€chte
am Spieltisch zubringend, verlor er nicht
selten bedeutende Summen. Auch eine
Summe von 6000 fi., welche er auf
Rechnung der Grasin bei einer Execution
erhoben hatte, verlor er im Spiele in
einer Nacht bei dem Hofrichter zu Trebes.
Die hochsinnige Dame verschmerzte den
nicht unbedeutenden Verlust und bestrafte
den unordentlichen Fiscal nur â durch
Entlassung aus ihrem Dienste. Das Defi-
cit einer doppelt so groĂen Summe aber,
welche aus Waisengeldern und Verlassen«
schaftssummen bestand und auch auf dem
Spieltische geopfert worden war, brachte
ihn inCriminaluntersuchung und zog ihm
die Haft zu, aus welcher er durch das
Mitleid einer reichen Dame, die einen Theil
des verspielten Geldes ersetzte, befreit
wurde. K. begab sich nun wieder nach
Pesth. Dort hatte er an dem Vicegespan
eines ComitateS, einem reichen Magnaten,
der spĂ€ter eine groĂe Rolle gespielt, einen
MÀcen gefunden, wodurch es K. möglich
wurde â wer den Gang der vormĂ€rzlichen
Justiz in Ungarn kennt, wird dieĂ nicht
unglaublich finden â die gegen ihn anhĂ€ngigen Processe niederzuschlagen, ja
sogar die Vernichtung der gegen ihn zeu>
genden Papiere zu erwirken; denn Kos.
suth selbst hatre, als er zur Gewalt
gelangte, einen ergebenen Beamten in
jenes Comitat geschickt, um jede Spur
dieser ProceĂacten zu vernichten. Auf
diese Art war es auch möglich, daĂ, unge-
achtet einer so mackelvollen Vergangen«
heit. Kossuth schon im Jahre 4832 als
Ablegat eines Magnaten bei dem Land-
tage in PreĂburg auftreten konnte. Nun
schien sich ihm ein weites Gebiet zu einer
ThÀtigkeit zu eröffnen, die seinen Geist
vollends in Anspruch nehmen konnte.
Aber der erste Versuch siel wenig ermun«
ternd aus. Mit seiner sogenannten Jung.
fernrede, zu welcher er einen gewaltigen
Anlauf genommen, fiel er gÀnzlich durch;
auch war seine Wirksamkeit im Landtage,
als Ersatzmann des eigentlichen Abgeord»
neten, eine sehr beschrÀnkte, weil ein
solcher der Landtagsordnung gemÀà keine
beschlieĂende Stimme hatte und ĂŒber«
Haupt dessen ThÀtigkeit mehr passiver
Natur ist. Aber schon im folgenden Jahre
wĂŒĂte K. Wege zu finden, sich aus
dieser PassivitÀt heraus zu arbeiten, und
zunÀchst sann er auf Mittel, eine Partei zu
bilden. Um jene Zeit gelangten die Land»
tagsverhandlungen noch nicht zur allge«
mewen KenntniĂ. Ein paar Pesther BlĂ€t»
ter, denen zwar die Gestattung zu deren
Abdruck ertheilt worden war, hatten die«
selbe bald wieder verwirkt, indem sie die
von einem Magnaten gehaltene Rede in
entstellter Weise mitgetheilt hatten. Die.
!er Umstand brachte Kossuth auf die
Idee der âOlSsaZ-S^ĂŒlöLi, tuĂ€oLitĂ€sok")
das waren nÀmlich fliegende BlÀtter,
zuerst handschriftlich, spÀter durch Stein«
druck vervielfÀltigt, welche die Landtags»
debatten in einheitlicher Redaction und
in Briefform zur weiteren KenntniĂ
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der UniversitÀts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon