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Kossuth 1
brachten. Aber auch diese wurden con-
siscirt. jedoch durch die Heiducken der
Comitcite wurden noch immer zahlreiche
Exemplare in Umlauf geseht. Nach dem
Schlüsse des Landtages richtete K. sein
Augenmerk auf die Comitats» und Muni»
cipal-Congregationen und, indem es ihm
schon früher gelungen war, mit zahl.
reichen Correspondenten anzuknüpfen,
führte er durch diese zwischen den einzel-
nen Congregationen einen Verkehr ein,
wodurch sie unter sich in beständiger Ver-
bindung blieben und einen ununterbro-
chenen Austausch ihrer wechselseitigen
Interessen unterhielten. Um die Mackel,
die an seiner Ehre haftete, zu löschen,
verwickelte sich K. in diese politischen Nm-
triebe und suchte die allgemeine Aufmerk-
samkeit auf's Neue zu seinen Gunsten
auszubeuten und Sympathien zu gewin»
nen, welche sich ihm in Folge des
unerträglich gewordenen Sedlnitzky'schen
Spionirsystems auch in den deutschen und
slavischen Provinzen Oesterreichs, wohin
damals die Kenntniß der oberwähnten
Handlungen K.'s noch nicht gedrungen
war, zuwendeten. Die Berichte, welche die
einzelnen Congregationen sich zuschickten,
erfreuten sich bald solcher Theilnahme,
daß Kossuth den Befehl erhielt, mit
der weiteren Ausgabe seiner fliegenden
Blatter sogleich innezuhalten. Ohne die-
sen Befehl zu berücksichtigen, setzte K. den
ihn verfolgenden Organen entschlossenen
Widerstand entgegen. Er stützte sich auf
die Thatsache, daß eine Censur in Ungarn
nie gesetzlich eingeführt worden war, und
stellte sich unter den Schutz der Commune
von Pesth. I n einer Nacht aber wurden
er und noch einige seines Anhanges auf
seinem Landhause verhaftet, ihnen der
Proceß gemacht und alle zu mehreren
Jähret Gefängniß verurtheilt. Bei der
darüber im Volke entstandenen Aufregung - Kossuth
fanden sich mehrere der hohen Beamten
der Krone, welchen die Schuld gegeben
wurde, zu diesem Schritte gerathen und
dessen Ausführung vermittelt zu haben,
genöthigt, ihre Entlassung zu geben, Pesth
zu verlassen und sich nack Wien zu flüchten
(1839). Die Wahlen zum Landtage 1840
sielen zu Gunsten der nationalen Partei
aus. Es bildete sich eine compacte Oppo»
sition, die vor allem die Ansicht aufstellte,
man müsse der österreichischen Regierung
Oeld und Recruten verweigern, wenn sie
nicht die politischen Gefangenen freigebe.
Sofort wurde eine allgemeine Amnestie
ausgesprochen und es wurden Sovassy,
Wesselänyi und Kossuth auf freien
Fuß gesetzt. Nun trat er als Märtyrer
feiner Vaterlandsliebe noch heftiger und
erbitterter auf. Indem er in den Badern
von Parad, die er noch im nämlichen
Jahre besuchte, mit der Tochter eines
Landedelmannes aus Raab, mit The-
reso Meßlönyi , die auf seine späteren
Handlungen nicht geringen Einfluß aus«
übte, sich vermalte, begab er sich dann
nach Pestl), wo er auf Zureden dcö
Buchhändlers Land er er die Redaction
des Journals „ I ^ t i llirlap" übernahm,
welches am 2. Jänner 1841 mit einer
Zahl von 60 Abonnenten in's Leben trat.
Zwei Monate spater war die Auflage auf
60(!0 Exemplare gestiegen. Das politische
Programm des Blattes lautete: „Die
Nation begrüßt mit Freude diejenigen,
deren durch die- Geschichte geheiligter
Name ihr schon von vornhinein Vertrauen
einflößt. Gern wird sie sie zu Führern
nehmm und ihnen ganz sich ergeben,
wenn sie ihnen das Banner des Fort«
schrittes vortragen. Wenn aber im Gegen-
theile die Nation zu der Ueberzeugung
gelangt, daß die Abkömmlinge ihrer alten
Führer nur ihr eigenes Interesse im
Auge behalten und der nationalen.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon