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Aossutl) Kossuth
don; 1860 Paris; 1861 Turin. 1862 Lau
sänne; 4663 Turin. — Nr. 882. Theres«
von Kossuth. geb. v. Meszlsny i ; geb
1810; verehelicht 1840; 1849 versteckt in Un
gärn; 1830, Februar in Schumla; dann Kiu
tahia; 1851 England; 1853 Amerika; 1853
London; 1864 Turin. — Nr. 863. Franz
von Kossuth, geb. 1841; 1849 arretirt;
1830 Kiutahia; 1831 London; 1864 Turin
im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. —
Nr. 864. Ludwig Theodor von Kossuth,
geb. 1844; 1849 arretirt; 1850 Kiutahia
1851 London; 1864 Turin im Ministerium
der öffentlichen Arbeiten. — Nr. 805. Wilma
von Kossuth; geb. 1843; 1849 arretirt;
1850 London; gest. 1862 zu Nervi in Italien
^die drei letztgenannten smdKossuth's Kinder^.
— Nr. 860. Charlotte von Kossuth, geb.
Weber; geb. 1770; verehelicht 1796; 1848
oberste Schutzfrau des Reiches; 1849 arretirt;
1850 mit ZwangspaĂź nach England; gest.
1862 zu Brüssel Kossuth's Mutter). —Hier
ist noch zu bemerken, daß laut einer Mitthei«
lung des „Oesterreichischen Soldatenfreun»
des" 1853, S. 285: Dem der nämlichen
Familie angehörigen Hauptmanne Karl von
Kossuth des Artillerie-Regiments ĂĽber sein
Ansuchen gestattet wurde, seinen Namen
wegzulassen und sich bloß nach seinem Prä<
dicate von Uovaro zu schreiben. — Der
Antheil, den die Familie des Agitators an der
Revolution genommen, war nicht unbedeu-
tend, und hier folgt eine Schilderung der»
selben als Ergänzung der 'obigen Lebens'
skizze. Herausgeber hält sich nur an die
Quelle. „Kossuth's Mut ter (geb. 1770) ist
eine geborne Weber, eine gute alte Frau,
stolz auf ihren ungarischen Adel, aber noch
mehr auf ihren einzigen Sohn, der frĂĽhzeitig
den Vater verlor. Sie ist religiös und betet
inständig für das Glück ihres Sohnes. Ihr
Lebenslauf ist von Jugend auf ein untadel«
hafter. Sie besitzt wenig Bildung, aber sie
ist verständig und erfahren, und deßhalb warf
das Erreigniß des 14. April — ihr Sohn
proclamirte an diesem Tage die Unabhängig«
keit Ungarns — sie auf das Krankenlager,
voll Angst und BesorgniĂź. Die glĂĽcklichste
Periode ihreS Lebens, sagte sie, war, als
ihr Sohn Minister wurde; damals, meinte
sie , diente er dem Volke und dem Könige.
Obwohl von Speichelleckern Lätitia genannt,
war sie doch weder ĂĽbermĂĽthig, noch mischte
sie sich in politische Angelegenheiten; sie liebte
aufrichtig ihr Vaterland, ihre Kinder und ihren Kaffee. Von ihrem 3 ajoS sprach sie mit Ver-
ehrung und Begeisterung, und meinte in ver-
zeihlicher Eitelkeit: „Er besitze den Kopf von
Christus, das Genie Napoleon's, dieZunge
O'Connel's und das Herz Börne's". Sie
starb — 92 Jahre alt — im Jahre 1862 zu
Brüssel. — Kossuth's Frau Therese ist
ein gebornes Fräulein von M e s z l s n y i .
Schon als Mädchen war sie als hochfahrend
und stolz, aber auch als geistvoll und ener-
gisch bekannt. Sie heirathete Kossuth. fĂĽr
den sie während seiner Haft gearbeitet hatte,
als er aus dem Kerker kam. Eitel auf ihren
Mann, bestärkte sie ihn in allen seinen Plä-
nen und Ideen. Sie war Herrin im Hause
und tyr annisch gegen ihre Umgebung, so daĂź
die eigenen Kinder darunter litten. Der Libera-
lismus war ein Product ihres Verstandes, nicht
ihres Herzens, das für aristokratische Ein«
richtungen glĂĽhte. Sie konnte sich niemals
Popularität verschaffen, so sehr sie sich darum
bemĂĽhte; man durchblickte das aristokratische
Komödienspiel dieser Dame, die sich so gern
Regentin nennen lieĂź und seit dem 14. April
von ihrem Manne nie anders sprach als in der
dritten Person: der Gouverneur. Das Pro»
tcctionswesen wurde von dieser Frau bis in's
Lächerliche getrieben und verschaffte ihrem
Manne viele Gegner und Widersacher; auch
Görge y's Abneigung ist zum Theile dem über»
mĂĽthigen Benehmen dieser Frau zuzuschrei-
ben. Kossuth berieth mit ihr politische MaĂź-
regeln, und im Dränge der Geschäfte, bei
dem Mangel an Räumlichkeiten, nahm sie
oft Theil an den wichtigsten Verhandlungen.
Man glaubt, daĂź K ossuth's Frau Manches
schrieb, was unter der Firma ihres Gatten
in dessen Zeitung gedruckt erschien. — Von
den vier Schwestern Kossuth's sind die
zwei älteren keine hervorragenden Individu-
alitäten. Die eine ist an einen königlichen
Rath in Miskolcz, die andere an den Comi-
tatsphysicus Verezne uerheirathet. Sie lebte
nicht in bester Harmonie mit der Familie
und nahm keinen unmittelbaren Antheil
an der Politik. Die dri t te Schwester,
eine verheirathete Nutkay, hat ein bedeu>
tendes Rechnentalent und hat ihrem Nru«
der im Finanzgeschäfte beigestanden. Sie
war es, welche zuerst das Auswechseln öster-
reichischer Banknoten gegen Gold und Silber
betrieb, nachdem man die österreichischen Bank<
noten gegen ungarische im ganzen Lande ein,
tauschte. Die vierte Schwester Kossuth's
gehört nicht zu den^Alltagsfrauen. Sie ist
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon