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107 Krafft
knappe schmucke Iagdgewand. die Miene
geistig edel. engelSmild. den Stutzen in
der schußgeübten Hand, einsam erklet«
ternd eine Alpenspitze", nur eine treue,
künstlerisch verklärte Copie jener Begeg.
nung sein. Der edle Fürst, durch den von
Rom zurückkehrenden Künstler wohl.
thatig angeregt, ließ sich mm von dem«
selben auf einer längeren Reise durch das
Steierland begleiten. Nach Wien zurück,
gekehrt, war K. als Porträtmaler thatig
und arbeitete zahlreiche Bildnisse bald in
Oel, bald in Miniatur; aber sein eigener
künstlerischer Drang ließ ihm keine Ruhe,
bis er wieder ein größeres Bild schuf, und
so entstand unter der patriotischen Erregt»
heit jener denkwürdigen Epoche der
Befreiungskriege das berühmte Bild:
„Abschied deZ ÜLtrrreichizchen Uandniehrmllnnez
von zeiner Familie", das dieIahreszahl1813
tragt. Die Wirkung deS Bildes zu schil-
dern, ist nicht die Aufgabe dieses Lexikons.
Thatsache ist: der Erfolg war ein außer»
ordentlicher. DaS 9 Fuß hohe, 11 Fuß
uüd 4 Zoll breite Bild war in einer
eigenen Holzbude auf der Bastei —
damals bestanden noch keine Kunstvereine
— aufgestellt. Man wallfahrtete sozu»
sagen zu dem Gemälde. DaS Motiv war
ein höchst einfaches, aber dem volksthüm'
lichen Institute der Landwehr entnommen,
welches eine Schöpfung deS im Volke
ungemein beliebten Siegers von Aspern
war. Kein Genrebild und auch kein
Historienbild, war eS ein historisches Zeit-
gemälde mit lebensgroßen Figuren und.
wenngleich nach der Natur, doch weder in
Auffassung nock Ausführung natura»
listisch. ES war sozusagen die Anschauung
deS modernen Lebens im Geiste deS
Historienmalers. Die kais. Akademie der
Künste ernannte K. noch im nämlichen
Jahre zu ihrem Mitgliede. Nun folgten
mehrere Arbeiten, welche die Erinnerung an den geistvollen Künstler in der Kunst,
welt und im Publicum immer rege
erhielten: „Grlhrrlog Karl in der Schlacht bei
Äspern" (1813); — „Ner sieg bei reipjtg"
(1813); — „Vie Niikkehr des Uanbmehr-
manu!» ans dem Newinngzkriege (1320);
— ,Vie Kriinnng de2 VaiZers Franz in Gten",
für das Pesther NationalMuseum; —
die drei großen enkaustischen Wand«
gemälde im Mittelsaale der Reichskanzlei
(jetzt Audienzvorsaal) in der k. k. Burg,
Hauptmomente auS dem Leben deS
Kaisers Franz vorstellend; — „Mllntred's
Begegnung mit dem Gein5ensäger" u. M. A.
Im Jahre 1823 wurde K. Corrector mit
dem Titel eines außerordentlichen Pro«
fefsorS an der Akademie der bildenden
Künste in Wien. Er bewies sich als
trefflicher Lehrer, hielt strenge auf correcte
Zeichnung und genaues Studium der
Natur; zwei seiner Schüler, die beide stets
liebevoll des trefflichen Meisters gedachten,
machen demselben Ehre. Es sind Dan-
hauser Md.III,S.153) und Nanf t l ,
beide schon todt und ersterer dem Meister
lange in's Jenseits vorausgeeilt. Sechs
Jahre versah K. sein CorrectorSamt,
da wurde er, als der Gallerie«Director
und Landschaftsmaler Joseph Rebell
zu Dresden 1828 plötzlich starb, am
28. December d. I . in daS Cabinet deS
Kaisers Franz berufen, der ihn mit den
Worten empfing: „Ich ernenne Sie zum
Gallerie»Director, damit mir nicht die
Bureau'S Einstreuungen machen". Damit
war die ganze Ernennungsangelegenheit
Krafft 'S, ohne daß eS, wie eS sonst
Sitte, eines Einschreitens von seiner Seite
bedürfte, erledigt. K. war nun zum
Schloßhauptmann und Gallerie-Director,
und wie eS in seinem ErnennungSdecrete
lautet: „ In Berücksichtigung Ihrer im
In- und Auslande anerkannten Künstler«
schaft, deren Ruf Sie in neuerer Zeit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon