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Krafft Krafft
von großen Opernpartien zu kleinen über
und wirtte am Wilhelmstädter Theater in Ber,
lin im Jahre 1838 als Soubrette. Noch sang
sie zwei Jahre in der Oper auf der Hofbühne
zu Cassel, bis der gewandte und erfahrene
Director Maurice ihre eigentliche Stärke
erkannte, sie für seine Bühne in Hamburg
gewann, seit welcher Zeit sie dem heiteren
Genre, der Operette, dem Lustspiele und der
Posse, sich zuwendete. Im Jahre 1364 wurde
sie Mitglied des Carl-Theaters in Wien. wo
sie in der Operette, die auf dieser Bühne unter
Offenbach's Direction blüht, mit großem
Erfolge wirkt. I n Offenbach's „schönen
Weibern von Georgien" hat sie durch ihre
Stimme wie durch ihr vortreffliches Spiel sich
bald zum Lieblinge des theaterbesuchenden
Publicums gemacht, so daß sie, wie ein Wie»
ner Witz treffend sagt, die eigentliche „Zug»
kraft" für das Carl<Theater ist.. Mald»
Heim's Illustrirte Blätter (Wien, gr. 4«.)
4864, Nr. 43, S. 343 (S. 337 ihr Porträt). —
Presse t8a4,3ocal-Anzeigerzu Nr. 289u.290.^l
— 2. August Kraff t lgeb. zu Altona im I .
1197, gest. zu Rom im November 1829). Früh
verwaist, kam er, nachdem er einige Schulen
besucht, als Lehrling in einen Tabaksladen,
wo sein Zeichnentalent die Aufmerksamkeit der
Altonaer Künstler erregte und diese die künst«
lerische Ausbildung des Jünglings vermittel»
ten. Im Jahre 1816 bezog er die Akademie
der schönen Künste in Kopenhagen, wo er bald
schöne Proben seines Talentes gab, einige
Preise gewann; dann aber. weil ihm die
Mittel für ferneres Verbleiben in Kopenhagen
fehlten, diese Stadt verließ und nach Altona
zurückkehrte. Der Ertrag einiger Porträte und
die Unterstützung von Freunden ermöglichten
seine Reise nach Dresden, wo er neue Studien
machte; dann ging er nach München; von
dort, im Herbste 1823, nach Innsbruck, wo er
Zeichnungen und Skizzen zu Stande brachte,
welche Alles, was er seither geliefert, über«
trafen. Nun begab er sich nach Wien, wo er
im November 1323 ankam und bis October
1826 blieb. Hier vollendete « viele Aquarell»
bilder aus dem Wiener Leben. Einige dieser
Blätter bot er dem um die Kunst in Oester«
reich, vornehmlich in Wien hochverdienten
Artar ia , dem Gründer der Firma, zum
Kaufe an, der, das bedeutende Talent aus der
Arbeit erkennend, ihm gab, was K. verlangte
und ihn aufforderte, neue Arbeiten zu bringen.
Der Sonderling — denn das war Krafft^
in des Wortes vollster Bedeutung — ließ j sich nun dreiviertel Jahre nicht sehen und
erst, als der Zufall ihn mit Ar ta r ia , der
sich bei jener ersten Begegnung weder seine
Wohnung noch seinen Namen angemerkt,
zusammenbrachte, tonnte dieser neue Arbeiten
bei Krafft bestellen. Nun brachte er mehrere
Blätter, auf denen mit besonderer Vorliebe
umherziehende Drahtbinder. Goralen, Zigeu«
ner, Croaten. kurz ähnliche Originaltypen,
wie sie das Straßenleben Wiens darbietet,
behandelt waren. Einzelne dieser Blätter sind
durch den Stich vervielfältigt worden. Auf
keiner derselben aber steht sein Name; Kraff t
selbst war zu anspruchslos, um sich darum
zu bekümmern. Durch Artaria's Vermitt»
lung und Unterstützung, und durch liebevolles
Drängen von Krafft 's Freunden, denen
seine Kunstbildung sehr am Herzen lag, kam
er auch nach Nom; aber in Wien schon an
einem Brustübel schwer leidend, hatte das»
selbe in Italien sich nur etwas langsamer
tödtlich fortentwickelt, denn erst 32 Jahre
alt, erlag K. demselben. Von K.'s übrigen
Arbeiten sind noch bekannt zwei Oelaemälde,
beide in Wien gemalt und ersteres eine wahre
sittengeschichtliche Ztudie des damaligen Le»
benS der Residenz: ,?Die tägliche Gesellschaft
im Kaffeehaus zur Stadt London", ein Bild.
ganz im Geiste Wilkie's. es kam in den
Besitz des Kunsthändlers A r t a r i a : das
zweite: „Der Dudelsackpfeifer, der einem
von seiner Wärterin geleiteten Knaben vor»
spielt", dieses besaß der Hauptmann und
humoristische Schriftsteller Stierte-Holz«
meister. Ein anziehendes Bild dieser echten
Künstler'Persönlichkeit voll Sonderbarkeiten
und Eigenthümlichkeiten entwirft sein Bio»
graph, auf oessm Skizze hier hingewiesen
werden muß. Wiener Zeitschrift für
Kunst. Literatur. Theater und Mode. 1831.
Nr. 90 u. 9l : „August Krafft. Biographische
SkizzevonH....H g". — Raczynsti.
Geschichte der neueren deutschen Kunst, S. 3,
345 __ Sem Monogramm findet sich in
Müllei 'Klunzinger's „Die Künstler aller
Zeiten und Völker". Bd. I I , S. 519.) —
3. Mart in Krafft (geb. i738. gest. in
München im Jahre l?sl). Erlernte anfäng-
lich die Goldschmiedekunst, die er später
mit der Gravierkunst vertauschte. I n letzterer
leistete er so vorzügliche Arbeiten, daß er
als einer der besten Stempelschneider seiner
Zeit galt und mehrere Akademien ihn durch
Aufnahme unter ihre Mitglieder auszeichne»
ten. Krafft machte Reifen in Deutschland
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon