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Kubinyi 290 Kudinyi
ubinyi's Porträt im Holzschnitts —
Kanitz (August). Geschichte der Botanik in
Ungarn. Gedruckt in ?0 Exemplaren (Hanno«
ver 1864, 12".) S. 130. — Gal ler ie denk«
würdiger Persönlichkeiten der Gegenwart.
Nach Originalzeichnungen. Gemälden, Sta»
tuen und Medaillen (Leipzig, I . I . Weber.
Fol.) Vd. I I , Sp. 73. — 1. Ein Bruder des
August von Kubiny i ist der in den Anna»
len der ungarischen Landtage wohlbekannte
und vielgenannte Franz Kubinyi . Auch
er hat eine wissenschaftliche Bildung erhalten
und hat auf literarischem Gebiete mehreres
geleistet, was ihn hätte bestimmen sollen, seinen
Ruhm vielmehr auf diesem als auf dem
Gebiete parlamentarischer Debatten zu suchen.
Schon auf -dem ungarischen Landtage 1844
trat erjo eigenthümlich auf, daß ihn der geist«
reiche „Croquist aus Ungarn" einen „Anachro«
nism in der Zegislation" nennt, „dessen tiefe
Hohlheit, dessen Vernunft ein Gemeinplatz ist,
welche beide in einem Ocean von forcirtem
Pathos schwimmen". Der ungarischen Oppo«
sitionssckule vom Jahre 1823 angehörend, tritt
er immer mit den alten Inoectioen und
Erinnerungen in die Legislation. Im folgen«
schweren Landtage des Jahres 1359 änderte
K. seine Rolle nickt und stürzte sich kopfüber
in das revolutionäre Gewoge. Er war ein
Gegner des Ministeriums Batthyany und
richtete an den damaligen Premier die Frage:
„Ob die Festung Munkäcs in verläßlichen
Händen sei?" Am 29. September meldete K.
dem Hause, daß er mit noch zwei Ablegaten
bei dem Kronhüter Ärmenyi fragen gewesen
sei, ob die angeblich verschwundene Krone
Sanct Stephans sich noch in seiner Verwah-
rung befinde? Welche Frage der Kronhüter
bejaht hatte. Kubiny i 's letzte Interpellation
in Pesth war die Frage: „Ob die Güter des
Grafen Eugen Zichy consiscirt worden seien" ?
In Debreczin wurde K. zum Präses der
Revisionscommission in Betreff des Mobiliar«
Vermögens des gemordeten Grafen Zichy
ernannt, als welcher er den bezüglichen Bericht
mit Emerich S z a c s o a y unterfertigte. Noch
ein Lebenszeichen gab er in der Sitzung vom
16. April 1849 von sich. in welcher er dem
in Kossuth entschlafenen Landesverthei«
digungs > Ausschüsse den Dank des Hauses
votirte! Daß ein Ablegat dieser Sorte, als
nach dem zchnjähligcn Stillstände der Politik
in Ungarn, im Jahre 1861, der ungarische
Landtag wieder zusammentrat, auch in den»
selben gewählt werden würde, versteht sich von selbst. Franz K. trat als Deputirter
des Neograder Comitates in die Versamm-
lung. I n der berühmten Adreßdebatte ^man
vergleiche zum Verständniß der Sachlage die
biographische Skizze von Paul Iämbor im
X.Bande, S. 60. und jene von Franz Deäk
im XI . Bande, S. 389 (in den Nachträgen)
dieses Lexikons) hielt K. in der 23. Sitzung
des Repräsentantenhauses (am 16. Mai) seine
Rede für den Beschluß. Der „süi-Fön.?-«, ein
magyarisches Blatt, welches die Silhouetten
mehrerer ungarischer Dcputirten mit Worten
zeichnete, entwirft von K. das folgende Bild:
„Der kleine Mann mit seinem beweglichen
Türkenkopfe schnippt und schnalzt, kracht und
knallt, stoßt und wirft um sich, reißt und
trennt, steigt und fallt unaufhörlich. Er über«
legt nie, schwankt nie, sondern schäumt nur.
Seine Ideen sind Pistolenknalle, nicht todt«
liche, sondern belustigende Festraketen. . . .
Seine Ausgleichspolitik ist ein-fach und bestcht
in dem, was ein Herr einem Bauer sagte:
Wenn du mit mir reden willst, dann schweige.
Wozu auch ein Ausgleich? Wir leben bis wir
sterben. So sieht unser Mann aus, der Trost«
bringer der Gallerten für so viel langweiligen
Ernst." Wenn aber seine parlamentarische
Thätigkeit innerhalb zweier Decennien seinen
Landsleuten wenig Stoff zur Erbauung gege»
ben hat, so lassen ihm selbst seine Gegner als
Mann der Wissenschaft Gerechtigkeit wider»
fahren. Schon der oberwähnte Croquist be«
merkt über ihn: „K. besitzt sehr schöne Kennt«
nisse in den Naturwissenschaften, er ist ein
ehrlicher, edler Mann, ein aufrichtiger Freund
der Gerechtigkeit, des Fortschrittes, wie schade,
daß er die Prätension hegt, auch ein Politiker
und Neoner zu sein". Von Levitschnigg
erfährt man, daß K. der berühmte Entdecker
des egyptischen scüradabUL in Ungarns
Eichenwäldern sei. Naturforscher aus Neigung
und Metier, empfindet K. solche Leidenschaft
für sein Fach, daß die Naturgeschichte sogar
auf der Wiese seiner Politik weidet, und
wenn die Gallerie berühmter Redner und
Staatsmänner durch seine parlamentarischen
Irrfahrten um kein Porträt reicher, so ist
die Schaar ungarischer Naturforscher durch
seine politischen Aventuren um ein tüchtiges
Mitglied „ärmer geworden". Kubinyi 's
literarische Arbeiten finden sich in mehreren
Fachschriften zerstreut. Mit Emerich Vahot
im Vereine gab er das Werk: „Na^ar 6»
Nrä6i?or52äF kextzlcbLn", d. i. Ungarn und
Siebenbürgen in Bildern (Pesth 1852—1834,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon