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.Kunst 383 Kunst
Läuterung, in soweit eine solche bei
einem Charakter wie K. überhaupt mög»
licd; und endlich wurde es der Hafen,
in den er das zerschellte LebenSwrack
steuerte und in welchem er seine letzte
Ruhe fand. I n Wien auch schloß er
die vielbesprochene Ehe mit der berühm-
ten Tragödin Sophie Schröder,
eine, Ehe von der kürzesten D.auer. Am
12. October 182» hatte K. auf einem
Feste, das Director Car l gab, diese
große dramatische Künstlerin kennen
gelernt und ihr in wahrhaft leiden-
schaftlicher Aufregung die Hand ange»
tragen, die auch angenommen wurde,
um das wenige Tage spater, am 23. Octo«
ber geschlossene Eheband kaum nach so
viel Wochen, als seit der ersten Begeg-
nung und der Hochzeit Tage verflossen
waren, wieder zu lösen. I n Wien. wo
K. unter den bequemsten Verhältnissen
bei Director Car l engagirt war, feierte
er schon damals Triumphe; nun ging er
theils mit, theils ohne Carl 's Zu«
stimmung (meist letzteres) auf Kunstreisen,,
die er, ohne sich weiter um seinen Di«
rector zu kümmern, einmal über zwei
Jahre ausdehnte. Als er wieder nach
Wien zurückkehrte und von Car l , der
ihm gegenüber so zu sagen sein eigenes
Ich vergaß, mit offenen Armen empfan-
gen wurde, trat er zum ersten Male als
Kar l Moor auf, u^nd mit dieser Rolle
schien es. als ob mit Kunst ein Komet
am Horizonte der dramatischen Kunst auf«
gestiegen wäre. Aber K. fühlte sich. wenn
eben nicht vernachlässigt, so doch bei dem
Umschwünge, der sich damals auf dieser
Bühne allmälig vorbereitete, nicht mehr
befriedigt. Das berühmte Kleeblatt Car l .
Scholz, Nestroy schwang die Narren»
kappe und neben denselben war für den
hohen Kothurn nur wenig Platz. K.
machte sich also auf und davon und kam nach Leivzig, wo ihn Director Ringel«
hardt willkommen hieß. Als aber in
Wien in der Posse, durch mancherlei Stö>
rungen veranlaßt, ein Stillstand einge»
treten war, erschien es dem Director
Car l denn doch wünschenswerth, eine
solche Zugkraft, wie Kunst unter allen
Umständen war, wieder sein zu nennen,
und Carl'S Bemühungen gelang cs,
Kunst zu bewegen, daß er. wie er früher
aus Wien nach Leipzig, so jetzt aus Leip'
zig nach Wien durchging. Ueberhaupt
gehörte das Durchgehen oder, um sich
technisch auszudrücken, das „Imstillenab»
reisen" zu Kunst's charakteristischen
Eigenthümlichkeiten' dieser sein Hang,
worin ihm bisher keiner gleich gekom»
men, war bei K. geradezu unstillbar.
Als Kunst in Wien ankam, beschenkte
ihn der darüber höchstzufriedene Carl
mit einem schönen Reitpferde. Indessen
verdoppelte Ringelhardt Anbote
und Intriguen, um Kunst wieder aus
Wien herauszulocken. Aber dießmal war
es nicht leicht, dieß zu erzielen. Der oft
gewitzigte und deßhalb vorsichtig gewor«
dene Car l hatte sich der Papiere
Kunst's bemächtigt, so daß an ein
Fortkommen ohne dieselben kaum zu
denken war. Sin Mann wie Kunst
kannte jedoch keine Hindernisse, wenn
es daS Durchgehen galt. Der in Wien
anwesende Schauspieler Hanste in
reiste eben nach Leipzig: Kunst nahm
bei ihm die Stelle eines Bedienten an
und kam als Bedienter über die fach-
fische Grenze und so zu Ringe lharot
nach Leipzig. In dieser Weise ging es
ab und zu. Seine Leidenschaft, durchzu-
gehen, schmälerte nicht im geringsten den
Beifall; im Gegentheil', als er im Juli
1833 wieder nach Wien kam und vor
übervollem Hause in der Rolle deS Ham-
let auftrat, geschah es, daß das Publi-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon