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Kuranda Auranda
1849), worin er die Geschichte eineS freien
Verfafsungslebens lebendig mit aller Sach-
kenntniß schildert, und welckes auch in
mehreren Sprachen übersetzt wurde. Auch
unternahm er in jener Periode eine lan»
gere Reise nach dem Süden, auf welcher
er Genua, Florenz, Rom und Neapel
besuchte. Als nach dem März der Bann
fiel, der so viel Strebende in Oesterreich
vom Vaterlande ferne hielt, kehrte auch
K. dahin zurück, wurde daselbst in den
Fünfziger-Ausschuß nach Frankfurt, im
Mai d. I . von der Stadt Teplitz zum
Abgeordneten für die deutsche National«
Versammlung gewählt; kehrte aber von
Frankfurt schon im September d. I . nach
Wien zurück, wo er das Journal die
„Ostdeutsche Post" begründete, deren
Eigenthümer und Redacteur er noch zur
Stunde ist. I n dieser Eigenschaft als
Leiter eineS großen Blattes, das einer«
seitS mit einer gewissen Vornehmheit
auftritt, wodurch es sich kenntlich von
den anderen Tagesblattern unterscheidet,
das aber andererseits im großösterreichi«
schen Sinne wirkt und für ein freies Ver«
fafsungsleben laut seine Stimme erhebt,
war K. bis zur Zeit thätig, als in Folge
des italienischen Felozuges im Jahre
4839 im Kaiserstaate "große Reformen
Platz griffen. Gin Jahr lang dauerte
noch die in der Publicistik treffend
als „polnische Wirthschaft" gekennzeich-
nete Periode des Ministeriums Grafen
Gotuchowski; endlich wurde dieser
entlassen und durch den Verfassungs-
Minister Ritter von Schmerling ersetzt.
I n jene Zeit fällt auch der denkwürdige
Preßproceß in. og.usa, Sebastian Brun-
ner oolitra Ignaz Kuranda, den Letz»
terer siegreich bestand. Die Verhandlun-
gen dieser <^«,U36 oelvbi-s erschienen in
zwei Broschüren (bei Gerold und bei
Mayer in Wien) und wurden ins Ita> lienische und Französische übersetzt. Dem
Ocrober»Diplom von 1860 folgte im
Jahre 1861 das Februar-Patent, und
am 20. März d. I . wurde K. von der
inneren Stadt Wien mit 1723 Stimmen
in den niederösterreichischen Landtag und
von letzterem am 6. April in das Abge-
ordnetenhaus des Reichsratheg gewählt.
Und nun beginnt eine neue Thätigkeit
K.'s. gleichsam eine höhere Potenz seilier,
bisherigen publicistischen. Auch diese muß,
indem auf die ausführlichere Uebersicht
in den Quellen gewiesen wird, in einen
engeren Rahmen gefaßt, und kann nur
der hervorragenden Moment derselben
aphoristisch gedacht werden. Im Reichs«
rathe trat K., dem die Macht der Rede in
nicht gewöhnlicher Weise zusteht, mit aller
Entschiedenheit als G roß ö ster reicher
auf und zeichnete mit Bestimmtheit den
liberalen, deutschen Standpunct, welchen
er in den verschiedenen Fragen, mit
denen sich die Politik in der Gegenwart
beschäftigt, einnimmt. Kuranda hat
an der Universität zu Leipzig, wo er
jahrelang wohnte und neben seiner schrift»
stell-rischen Thätigkeit die Collegien über
Geschichte und Staatswifsenschaft eifrig
besuchte, das Diplom eines DoctorS der
Philosophie sich erworben. >Hr ist dem
Glauben seiner Väter treu geblieben,
und geschah dieß, wie die „Neuzeit",
ein israelitischen Interessen gewidmetes
Blatt, schreibt: „mit Hintansetzung seiner
Privatintereffen". I n Folge seiner publi-
cistischen Thätigkeit wurde er zur Zeit
der Pariser Kunst'Ausstellung von Frank»
reich mit der Ehrenlegion. später vom
Sultan mit der Ofsiciers-Decoration deS
Medschidje-Ordens ausgezeichnet. Die
Stadt Wien hat ihn wiederholt in
ihren Gemeinderath gewählt und die
Stadt Baden ihm für ftine Verdienste
um daS Wohl und Gedeihen geistiger
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon