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Kyselak 447 Kyselak
sehen, weil er patronirt ist —' lassen
keinen Zweifel über seme Absicht übrig
Aber schon gehen die Wellen hoch über
den denkwürdigen Stein. Kyselak
kann diesen Schmerz nicht ertragen; in
der Verzweiflung, diese kostbare Gelegen»
heit. sich in seiner Weise zu verewigen,
versäumt zu haben, sucht er den Tod in
den Wellen und findet ihn. Wie die
Volksmuse — von der hier die wenigsten
Proben mitgetheilt worden — sich des
Mannes bemächtigt hat, so treten auch
die edleren, in strengere Formen sich klei-
denden Musen der Dichtung, nämlich jene
deS Romans und des Drama's, an diesen
räthselhaften Namen. Bäuerle hat im
I.1833 einen Roman begonnen: „Wien,
wie es war" (Theater«Zeitung 483»
Nr. 93), dessen zweites Capitel die Ueber
schrift „Kyselak" führt. Kyselak sollte
in diesem Roman eine Hauptrolle spielen,'
merkwürdiger Weise hat der „alte Wie
ner", wie seine Memoiren, so auch diesen
Roman unvollendet gelassen, ja diesen
letzteren bereits nach einigen Fortsetzungen
aufgegeben. Auf meine Frage, warum er
dieß gethan, erwiderte er. er habe Unan»
nehmlichkeiten bei der Behörde gehabt.
Nach aufmerksamer Lesung des Frag»
ments bin ich nicht im Stande, die
Ursachen dieser Uannehmlichkeiten aufzu«
finden. I n Berlin erschien während der
Neujahrsmeffe 1861 die Poffe: „Kyselak
und seine Nichte vom Ballet". Robert
Hel ler im Nieritz'schen Volkskalender
brachte im Jahre 1847 eine humorvolle
Bluette. betitelt: „Kyselak. Eine Unsterb-
lichkeit des neunzehnten Jahrhunderts",
welche spater auch in dem Buche „Geschich-
ten undBilder" (Leipzig, Georg Wigand,
8".) abgedruckt erscheint, und der noch eine
höchst komische Illustration: Kyselak, an
einem Stricke vor einem Felsen hangend
und seinen Namen zeichnend, beigegeben ist. Ja selbst in's deutsche Sprichwort —
aber wohl nur local — hat sich K. ein-
geschlichen, und man bedient sich für eine
bombenfeste Fußbekleidung hie und da
der Bezeichnung „Kyselak's". Um aber
das Gebiet der Sage und Dichtung zu
verlassen und noch mit einigen That»
fachen diese Skizze zu schließen, die jedoch
daS von der Dichtung geschaffene excen-
trische Bild dieses Mannes nur ergänzen
helfen, sei noch bemerkt, daß er, was
seine äußerliche Erscheinung betrifft, eine
robuste gedrungene Gestalt war, etwas
über Mittelgröße, und immer in Beglei.
tung zweier Pudel von ungewöhnlicher
Größe einherging. Er machte, um^sich
abzuhärten, weite Spaziergange zu jeder
Jahres» und Tageszeit, von denen er
oft spät Nachts heimkehrte. Auch sein
Tod ist bemerkenswerth. Er starb an der
Cholera, sozusagen der schrecklichen Krank«
heit den Krieg erklärend und mit ihr den
Kampf aufnehmend. Je mehr von den
Aerzten strenge regelmäßige Lebensweise,
eine gewiße Diät in der Kost und Ent-
Haltung vom Obstgenuß angeordnet
wurde, desto mehr sündigte er dagegen
und kam, in allen Taschen Zwetschken und
Obst, daS er mit einer Art Bravour ver»
zehrte, in'S Amt. Alle Vorstellungen seiner
Freunde nützten nicht nur nichts, sondern
reizten ihn vielmehr zu noch schlimmeren
Excessen. Endlich packte ihn der Gegner
und warf ihn auf's Lager; aber auch
jetzt noch beharrte er auf seinem Eigensinn
und wollte durchaus keinen Arzt anneh»
men, so daß der zurückgewiesene Arzt, der
damaligen Vorschrift gemäß, sich
genöthigt
sah, davon Anzeige zu erstatten. Kyse»
ak war in diesem verhangnißvollen
Kampfe erlegen; schon in wenigen Tagen
war er an der Cholera gestorben. Von
lebenden Personen, die ihn in der aben-
-euerlichen Situation des AufmalenS
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Kosarek-Lagkner, Volume 13
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Kosarek-Lagkner
- Volume
- 13
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 546
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon