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Lamberg Lamberg
dem er die sorgfältigste Erziehung im
elterlichen Hause genossen, in Breslau,
Berlin und Halle ftudirt hatte, machte
er die damals übliche große Cavaliers
tour nach Frankreich und dm Niederlan<
den, um seine Bildung zu vollenden. Auf
seiner Rückreise über Württemberg lernte
er den Herzog Kar l Eugen, den be>
rühmten Stifter der Karls schule, kennen
und eben mit dem Gedanken sich tragend,
einen bestimmten Beruf zu erwählen,
nahm er des Herzogs Antrag, in
seine Dienste als geheimer Rath und
Oberschloßhauptmann zu treten und ihn
auf die Reife, die er nach Italien vor«
hatte, zu begleiten, an. Der damalige
württembergische Hof war der Sammel»
platz der Cavaliere ans den ersten deut«
scben Hausern, der Pappenheim.
Seckendorf, Rothkirch, von Osten
u. A. Der Herzog selbst, dessen Vater
t-'ais. österreichischer General und Gouver»
neur von Belgrad gewesen, war dem
österreichischen Hofe sehr zugethan, dieß
waren unter andern die Beweggründe,
die den Grafen bestimmten, des Herzogs
Antrag anzunehmen. Der Graf zahlte
32 Jahre, als er im Jahre t76t seinen
Posten antrat. Der Gras begleitete nun
den Herzog auf seiner Reise nach Italien
und bewillkommnete in dessen Auftrag in
Venedig den neugewählten Dogen Fos>
carini. Im Jahre 1763 nahm er
einen Urlaub nach Bayern, um
sich,
nach.
dem er seine erste Gemalin nach kaum
zweijähriger Ehe durch den Tod ver^
loren, zum zweiten Male zu verheirathen.
Ein Jahr nach dieser Heiralh gab er
auch seine Stelle am württembergischen
Hofe, die ihm durch Intriguen der Höf-
linge verleidet wurde, auf und trat als
geheimer Rath, Conferenzminister und
ObersthofmarschaU in die Dienste des
Bischofs zu Augsburg. Joseph von Hessen.Darmftadt. Aber auch auf
diesem Posten wollte eS ihm nickt
in die Lange behagen; die Sehnsucht
große Reisen zu unternehmen, erwachte
nun lebhafter denn je in ihm, er gab
4769 sein Amt auf und trat seine Reise
nach Afrika an. Sie dauerte bis zum
Jahre ^774 und er war über Livorno,
die Insel Corsica nach Nordafrika gegan-
gen, wo er in Tunis längere Zeit ver.
weilte. Eine Frucht dieser Fahrt war die
Schrift.- «Hs</mo7-/H/ al'un mon<ö5n",
welche zu ihrer Zeit großes Aufsehen
erregte und von der bei den übrigen
Werken des Grafen des Naheren die
Rede sein wird. Nach seiner Rückkehr in
die deutsche Heimat führte der Graf ein
behagliches Wanderleben, getheilt zwi.
schen Genuß und Beschäftigung mit seinen
Lieblingswiffenschaften Physik, Mathe-
matik und Philosophie. Ueberall will»
kommen, als Gast gern gesehen, und
wenn er geschieden, schwer vermißt, zog
er.von einem Schlosse zum andern, blieb
überall so lange es ihm gefiel, oder pri-
vatisirte zu Landshut in Bayern, zu
Wien und zu Brunn. Am liebsten hiclt
er sich in Brunn und in Olmütz, bei
seinem Freunde, dem damaligen Erz«
bischof Anton Graf Hamil ton und bei
dessen Nachfolger, dem Grafen Collo-
redo-Wa ldsee, auf, in dessen Armen
und in dessen Schlosse zu Kremster d<>r
Graf auch im Alter von 62 Jahren ent.
schlief. Der Graf war ein Gelehrter, der
mit reichen Erfahrungen ein reiches
Wissen verband. Er stand mit den ersten
Gelehrten seiner Zeit, mit Al garot t i ,
Hume, Vol taire. d'Alembert im
Briefwechsel. Er sprach einen großen
Theil der europäischen Hauptsprachen,
und ein mathematischer Kopf. wie er war,
ersann er manche sinnreiche Maschine.
Auch besaß er ein kostbares physikalisches
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon