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Lamberg ^
Cabinet. Die Anmuth seines Charakters
verschaffte ihm den Beinamen vemoori-
tuL äuloior, und er selbst sagt aus diesem
Anlaß in seinem „UöNorial«: „Gesitte.
ter als Demokrit gegen das Menschen«
geschlecht, lache er nicht über die Men-
schen. wohl aber über ihre Systeme, ihre
Widersprüche und Kindereien, mit denen
oder auf Grund deren sich die Menschen
einen Schein von Wichtigkeit geben oder
doch zu geben verstehen". Mit Glücks-
gütern gesegnet, besaß er den Humor,
sich durch seine Liebe zu der Wissenschaft
die Genüsse des Lebens nicht verkümmern
zu lassen und die seltene Weisheit, sie
mit geistvollen Freunden seines Standes
und auS der Mitte der Wissenschaft zu
theilen. Er schrieb auch, aber rein um
seines Vergnügens willen und gab'sich
in seinen Schriften ganz wie er selbst
war, daher geht auch ein origineller Zug
durch alle Arbeiten, welche indieOeffent-
lichkeit gelangt sind und welche heute zu
den gesuchten Seltenheiten und den
Bijoux literarischer Curiositätensammler
zählen. Seine Schriften sind in chrono»
logischer Folge:
(?3.ri8 1764),; —
1766, 8".); — „
1767, 8«.); — „
H'uns
1770,80.), in dieser Schrift entwickelt
der Graf die fast komische Idee. ob es
nämlich nicht möglich wäre. einem Mathe»
matiker das Porträt einer bestimmten
Person zu schicken, in lauter algebraischen
Formeln ausgedrückt. Aus denselben Lamberg
könnte dann der Fachmann eine krumme
Linie feststellen, welche den Schattenriß
dieser Person darstellte; — ^Hls^o?'/^
1774,
) 2 Bände (1776, 8".);
dieses wunderliche Opus, ebenso eine
wahre LiFnatura telliporiL, wie autoriZ,
ist kein Buch, sondern vielmehr ein Buch.
lein, und die Frucht seiner Reise nach
Afrika. Es trägt den singirten Druckort
Capo Corso 1773 an der Stirne. Capo
Corso ist ein Stadtchen an der nördlichen
Spitze der Insel Corsica, da wo
sich
die
Insel so sehr zuspitzt. Der eigentliche
Druckort aber ist Frankfurt a. M. (bei I .
G. Eßlinger). Das Papier, auf dem es
gedruckt, ist möglichst schlecht, die Lettern
selbst für die damalige Zeit altvaterisch,
die ökonomische Einrichtung des Druckes
sozusagen höchst uncomfortabel. da keine
Abtheilung in Capitel stattfindet, und
der Leser daher vergebens bei der Lectüre
nach einen Ruhepunct sucht. I n dem
Context deS BucheS ist weder (wie bei
einer Reisebeschreibung gewöhnlich) die
chronologische Reihenfolge der Erlebnisse
beobachtet, noch sonst eine logische Gin-
theilung ersichtlich. DaS sollte wohl
genial sein, wie die kurze Vorrede an»
deutet, die ihrer Wunderlichkeit wegm in
getreuer Uebersetzung hier
stehen möge. Sie
lautet: „ In London bei Becher ist 1763
ein Buch erschienen: „QuerieS Georgi«
caltt.", d.h.Georgische, politische, phisio-
logische Fragen. Dieses Werk hat weder
Titel noch Paginirung, noch Widmung,
noch Vorrede, noch Anfangsbuchstaben,
noch Unterscheidungszeichen, noch Accente,
noch irgend eine andere Bezeichnung,
höchstens hie und da einige Alinea's.
Das „Encyclopädische Journal" vom
October 1765 sagt deßhalb: man muffe
es dem Verfasser Dank wissen, daß er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon