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Landesmann 76 Landesmann
— „Intimes Dben" (Prag 1889. Kober.
gu.); ___ „Mnellen", 2 Bde. (Wien 1864.
K. Schönewerk, 8".). Mitten in die ange«
fĂĽhrten Arbeiten fiel im Jahre 1833 ein
Feuilleton-Roman für die „Presse" unter
dem Titel „Gin Mgling t>e5 Jahres Ms",
von dem der Redacteur deS Journales
selbst später eine Buchausgabe in 3 Ban-
den veranstaltet hat und der in dritter
Auslage unter dem Titel „Gabriel Selnmr"
(Wien 1863, bei Marggraf) auSgege-
ben wurde. Bemerkenswerth aber fĂĽr
die geistigen Zustände Wiens dürfte fol-
gende Thatfache sein: während die obener-
wähnten novellistischen Schriften L.'s, mit
denen er sich einen Ehrenplatz in der
schöngeistigen Literatur — wenn er auch
nicht in Julian Schmidt's preußisch«
deutscher Literaturgeschichte steht — er«
schrieben hat. in Wien, ja in Oesterreich so
gut wie unbekannt geblieben sind, hat dieser
„Zögling deS Jahres 1848", mit welchem
er nur eine vergängliche Feuilleton.llnter«
Haltung zu liefern beabsichtigt hatte,seinen
Namen im Publicum erst bekannt gemacht
hat; denn auf die engeren literarischen
Kreise, bei denen er sich durch seine kri'
tisch.ästhetischen Arbeiten längst Geltung
verschafft, darf der Name Publicum
doch nicht ausgedehnt werden. Zange
frĂĽher, ehe 3. mit seinen novellistischen
Schöpfungen vor die Oeffentlichkeit trat,
hatte er sich auf dramatischem Felde
versucht und sein einactiges Lustspiel:
„Ner HerzensZchlüZsel" wurde bereits im
Mai 1331 im Wiener Hofburg.Theater
gegeben, wo es eine sehr beifällige Auf-
nahme fand, öfter wiederholt, wie auch
dann in Berlin und auf anderen Buh»
nen mit Erfolg gegeben wurde. Nach
langer Pause folgte diesem gelungenen
Versuche daS dramatische Sittenbild: „Nie
Alten natl die Jungen", zum ersten Mal
am 4. April 1862 gegeben, seitdem RepertoirestĂĽck geblieben und auf den
BĂĽhnen in Berlin, Dresden, Karlsruhe
u. s. w. eingebĂĽrgert. Das dreiactige,
anfangs als Trauerspiel, später auf
Wunsch der Direction in ein Schauspiel
umgearbeitete und dadurch in seinem
Lebensnerv geknickte Schauspiel: „NaZ
FarZtlMI", im October 1864 zum ersten
Male auf dem Hofburg-Theater gegeben,
hatte keinen günstigen Erfolg. Mit Aus»
nähme Emil Kuh's, der im Feuilleton
der Wiener „Presse" (1864, Nr. 278)
eine kleine aber geist> und tactvolle Stu«
die über Lorm's Stück veröffentlichte
war das Verhalten der Wiener Kritik
in diesem Falle derart, daß es ein grel«
les Licht auf unsere literarischen Zustande
warf. I n Frankreich wĂĽrde kein Schrift,
steller oder Journalist einem Collegen von
Lorm'S Bedeutung, ja ĂĽberhaupt irgend
einem Collegen gegenĂĽber eine solche
Verletzung des AnstandeS sich erlauben,
wie eS bei der kritischen Ver urtheilung deS
Forsthauses in Wien der Fall war; da»
durch aber hat nicht der Dichter, wohl
aber das Ansehen der Kritik schwer ge>
litten. L.'s poetische Arbeiten, deren
einige in frĂĽherer Zeit und zuletzt in Emil
Kuh 's „österreichischem Dichterbuch"
abgedruckt waren und mit sinniger Tiefe
eine vollendete, gerundete Form verbin»
den, sind nicht gesammelt. Auch soll —
wie dem Herausgeber von zuverlässiger
Seite mitgetheilt wird — 3. eine Folge
philosophischer Versuche, entstanden in
den Gedankenkämpfen seiner Einsam«
keit, in seinem Pulte druckfertig liegen
haben. DaĂź ein so fein beobachtender
und zugleich tieffĂĽhlender Geist wie L.
auch auf diesem Felde nur volle Garben
gebunden haben dĂĽrfte, ist kaum zu
bezweifeln. L.'s literarische Charakteristik
folgt weiter unten in den Quellen. Seit
1836 verheirathet, wie eS Chezy in
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon