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La Boche 164 La Noche
wurde, daß er in kürzester Frist das
Decret als pensionsfähiger Hofschau»
spieler erhalten werde, was auch schon
nach vier Monaten geschah. I n Weimar
wehte damals noch der Geist jener hohen
Kunstbildung, den die Koryphäen der
deutschen Dichtung: Schiller, Goethe,
Wieland und Herder geweckt. I n
Weimar fand 3 aRoch e's Künstlerstreben
die wahre Richtung und dort begründete
L. jenen Künstlerruf, der heut. nach mehr
als vierzig Jahren, unverringert mit
seinem Namen verbunden ist. Unter den
Augen Goethe's, in dessen Hause der
junge Künstler ein gern gesehener Gast
. war, feilte 3. an seiner künstlerischen
Ausbildung. Der Altmeister der deutschen
Dichtung ließ sich von Zeit zu Zeit von
ihm vorlesen, und die Bemerkungen,
welche er anfanglich darüber nicht dem
jungen Künstler in's Gesicht machen
wollte, theilte er Riemer mit, der sie
dann La Röche hinterbrachte. Später
studirte Goethe selbst mit ihm ganze
Rollen ein, wie z. B< den Carlos
in seinem „Clavigo". Die Klarheit,
womit Goethe oft nur sehr kurz seine
Ansichten mitzutheilen verstand, war,
wie 3aRoche selbst erzählt, von bewun«
derungswürdig überzeugender Kraft, so
daß es oft schien, als habe er ihm
plötzlich Schuppen von den Augen weg»
gezogen. Auch von Weimar machte 3.
mehrere Kunstreisen; im Jahre 1824
nach Hannover, Hamburg. Breslau; im
Jahre 1827 nach Berlin, wo ihm nach
22 mit dem entschiedensten Beifall gespiel-
ten Gastvorstellungen ein Engagement
an der königlichen Bühne angeboten
wurde; im Jahre 1828 in Königsberg
und Danzig, wo bekannte Gönner und
Freunde aus der ersten Zeit des dortigen
Aufenthaltes den Künstler hochwillkoiw
mm hießen; im Jahre 1831 in den, wo es gleichfalls nicht an günstigen
Anträgen fehlte; im Jahre 1832 in
Wien, wo seine mit einstimmigem Bei-
fall abgespielten acht Gastrollen so vor»
theilhafte Anerbieten zur Folge hatten,
daß sich 3. entschloß, dieselben anzuneh.
men, worauf er im April 1833 als
Mitglied dieser Bühne zu wirken be.
gann und zu deren Zierden seit drei«
unddreißig Jahren zählt. Mit An schütz,
Fichtner, 3udwig Löwe bildete er
bis vor Kurzem die „alte Garde" der
Wiener Hofburg, ein männliches Kunst,
lerkleeblatt, wie es zurZeit keine deutsche,
vielleicht überhaupt keine andere Bühne
aufzuweisen hat. An schütz tritt krank,
heitshalber seit Monaten nicht auf,
Fichtner hat, als er noch in unge-
schwächter Kraft wahre Triumphe der
Künstlerschaft gefeiert, der Bühne 3ebe«
wohl gesagt, Ludwig Löwe grollt seit
Jahren über Unbeschäftigtheit, nur La
Röche erquickt noch mit seinem unver«
sie'gbaren Humor und einer an Ficht-
ner'S ewige Jugend mahnenden Unver«
änderlichkeit seiner edlen äußeren Ersehet-
nung durch den Zauber seines Spieles,
in welchem Kunst und Natur auf das
innigste verschmolzen sind. Im Drama
wie im Lustspiel wird er in den verfehle»
schiedensten, aber immer bedeutenden Rol»
len verwendet. Als Held, Intriguani, zart«
licher Vater, Geck, Lebemann oder Dumm«
ling, stets weiß er eine Kunstleistung zu
schaffen, die ihres SiegeS gewiß ist.
Getreu der Tendenz jener Schule, aus
der er hervorging —der Isfland'schen
— blieb Natur, realistische 3ebenswahl>
heit immer das Erste und Letzte, wonach
3. in allen seinen Darstellungen strebte,
indem er sie stets zugleich mit dem Adel
der Kunst auszustatten wußte. Gin wenn-
gleich nur flüchtiger Blick auf sein Rollen«
repertoire, von der ersten Zeit, als er als
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon