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Laube 196 Laube
lich, dann aber unwillig geworden waren
Im Jahre 4836 kehrte 3. nach Berlin
zurück, wo er an der Fortsetzung seiner
„Reisenovellen" arbeitete und anonym
eine Flugschrift über die französische Revo
lution herausgab, welche er ganz richtig
nicht in die Jahre 1789—1793 hinein»
zwängte, sondern sie als bis zum Tage
des Erscheinens seiner Schrift, wie er
schon auf dem Titel andeutet, 1789 bis
1836, und darüber hinaus dauernd
betrachtet, wie sie ja noch gegenwärtig,
wenn auch latent, aber nicht minder den
ganzen europäischen Continent unter
wühlend, fortdauert. Zu dieser Zeit trat
er auch als Mitredacteur der „Mitter
nachts<Zeitung" ein und arbeitete eine
neue Novelle: „Das Glück", wahrend
eine Reise nach Pommern ihm Stoff gab
für einen neuen (den fünften) Band der
„Reisevovellen". Im Herbste desselben
Jahres verheirathete sich Laube in
Berlin mit der jungen liebenswürdigen
Witwe des Leipziger Professors Hänel
und wider alles Erwarten traf ihn
gerade im ersten Jahre seiner Ehe die
Verurtheilung zu anderthalb Jahren
Festungshaft, als Ergebniß der oben an«
geführten Untersuchung. Man wollte
die burschenschaftlichen Studententräume
nach strengen Strafsahen gerichtlich ahn«
den. Gleich ihm waren viele hundert
junge Leute in demselben Falle und die
preußischen Festungen hatten keinen Raum
mehr für so viele Burschenschafter, so,
daß man sich genöthigt sah — um denn
doch den richterlichen Ausspruch, da er
einmal gefällt war, Wahrheit werden zu
lassen — für viele der Verurtheilten die
Festungshaft in den Aufenthalt in kleinen
Städten unter der Aufsicht der dortigen
Gerichtsbehörden zu verwandeln. Man
sieht schon aus dieser Maßregel, wie
man sich in peinlicher Verlegenheit be« fand, als man ein Vergehen, das bei
ruhiger Vorurtheilsfreier Auffassung mit
einer strengen Rüge abzuthun war, im
ersten Momente der Entrüstung zu schwer
aufgefaßt und nun, da man ohne der
Würde des Gerichtes zu schaden, nicht
mehr zurück konnte, doch den Gesetzen
der Menschlichkeit möglichst nahe zu kom.
men suchte. Laube hatte das Städtchen
Muskau in der Lausitz entweder selbst
gewählt, oder war ihm dasselbe zuge«
wiesen worden. Dort dürfte er sich im
alten Schlöffe des Fürsten Pückler (des
berühmten „Verstorbenen") mit seiner
Familie einrichten. Dort schrieb er auch
zwei Werke, die beide eine eigenthümliche
Wirkung hervorbrachten und auch in
einem eigenthümlichen Verhältnisse zu
einander stehen. Das eine ist seine
„Deutsche Literaturgeschichte", welches
vierbändige Werk von mehreren Seiten
stark angefochten wurde, obgleich es in
jenen Partien, in denen Laube sozu-
sagen auf eigenen Füßen steht, ganz Vor«
treffliches bietet und die ideelose Pro«
duction des TageS mit unerbittlicher
Strenge richtet. Sine aphoristische Zu-
sammenstellung der literarischen Aus-
sprüche Laub e'S würde zeigen, wie viel
Goldkörner in dieser als Spreu verschriee»
nen Arbeit stecken. Das zweite Werk aber
ist sein köstliches „Iagdbrevier", später
von Mehreren nachgeahmt, von Keinem
noch erreicht oder übertroffen. Der Um«
stand, daß es erst einige Jahre spater
(1841) erschien, hat nichts zu sagen;
während des Muskauer Aufenthaltes
Laube's ist es entstanden. Wie schon
früher bemerkt worden, war in L. früh'
M g die Iagdlust erwacht; die meilen«
langen Jagdreviere Muskau's, die ihm
zu durchstreifen eingeräumt worden, hat«
ten, wenn diese Passion noch nicht
da gewesen wäre, dieselbe erwecken müs'
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Laicharding-Lenzi, Volume 14
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Laicharding-Lenzi
- Volume
- 14
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1865
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 550
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon