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Liebich 100 Fiebich
seinem Fache vollkommen gewachsen.
Sein gastliches Haus war der Sammel»
platz der vornehmen Welt und der
Intelligenz PragS. Mit den meisten
Cavalieren stand L. auf freundschaftlichem
Fuße. Die Gesellschaft, an deren Spitze
3. stand, hob sich unter ihm zu einer
Hedeutung, daß sie den Rang einer der
ersten Bühnen Deutschlands einnahm
und behauptete; auch hob er nicht wenig
die gesellschaftliche Stellung der bis
dahin mit mißtrauischen Blicken ange.
sehenen Schauspieler und sicherte seinen
Mitgliedein durch Gründung eines Pen>
sionsfondes ein sorgenfreies Alter. Im
Jahre 1812 sollte 3. die Direction des
Hoftheaters in Wien übernehmen. Die
Stande, welche nach Liebich's Abgänge
den Verfall der deutschen Bühne besorg,
ten, machten ihm nun so vortheilhafte
Bedingungen und verlängerten ihm den
Pacht auf neue zehn Jahre, so daß 3.
die Wiener Anerbietungen ablehnte und
in Prag blieb. Es fehlt nicht an
Stimmen, welche die Prager Bühne in
dem Jahre 1806 bis zu 3 iebich's Tode
mit der Hofbühne in Wien, Berlin und
München auf gleiche Höhe stellen, gewiß
aber war sie die Pflanzschule eines guten
deutschen Schauspiels. 3. selbst war ein
Künstler, besonders vortrefflich in ge»
müthlichen und Anstandsrollen, in welch
letzteren er durch den Adel seiner Repräsen«
tation und die meisterliche Durchführung
des Charakters imponirte; er war ein
Rivale I f f land's, den er nach Einigen
in komischen Rollen sogar übertraf. Das
Deutschthum aber fand an ihm den
liebenswürdigsten, unabsichtlichsten und
dabei mächtigsten Förderer. Die „vater»
ländischen Blätter" in Wien schrieben,
alä sie am Jänner 5317 seinen, wenige
Wochen zuvor erfolgten Tod meldeten:
„3. war als Künstler wie als Schauspieler gleich verehrt, ein 3iebling des Prager
Adels, ein feiner Gesellschafter und ein
wahrer Freund seines Theater»Per«
sonals". Vierzig und mehr Jahre spater,
im Jahre 1861 wurde in Prag das An»
denken an 3. wieder aufgefrischt. Man
erinnerte sich an ihn, den hellsten Glanz«
punct in der Prager Theatergeschichte, und
an sein versunkenes Grab auf dem Wol«
schanerFriedhofe, daS durch keinen Eichen-
stem bezeichnet sei. Bald darauf gab Frau
Klogen 'B inder den ersten Impuls
zur Errichtung eines Grabdenkmals,
welches zur Stunde wohl schon aufgestellt
sein dürfte. Auch wurde um genannte
Zeit sein eben aufgefundenes Bildniß zum
Verkaufe angeboten und dessen Erwer-
bung für das Foyer des k. ständischen
Theaters in Prag gewünscht.
Wiener allgemeine Th eater<Zeitung,
herausg. von Adolph Bäuerle (Wien. 4".)
XI. Jahrg. (!818). Nr 8. 13. 16, 58, 20,
22, 23, 28, außerordentliche Beilage Nr. 7
u. 8: „Biographie" von G(erle). — Oester-
reichische Na tional<Encyklopädie von
Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8».)
Bd. I I I , S. 427. — Bohemia (Prager
Blatt. 4",) 1860, Nr. 174, S. 193. u. 186l,
Nr. 28. S. 247. — (Hormayr's) Archiv
für Geschichte. Statistik, Literatur und Kunst
(Wien. 4".) XIV. Jahrgang (1823). S. 740
im Terte. — Vaterländische Blätter
für den österreichischen Kaisersiaat (Wien, 4".)
Jahrg. 1817, S. 16, in der „Chronik" sdiese
meldet seinen am 21. December 1816 zu
Prag erfolgten Tod. Die österreichische Natio»
nal-Encyklopädie und nach ihr manche an»
dere Quelle gibt den 22. December 1822,
andere Werke geben gar daS Jahr 1823 als
L.'s Todesjahr an^. — Llovnik uanön?.
Rsäakto? Dr. I'i-ant. 1^2,6.. NißFer, d, i.
Conversations»Lexikon. Redigcrt von vr.
Franz Lad. Rieger (Prag 1839, Kober.
Lei. 8«.) Bd. IV, S. 1273 ^daselbst heißt
es zu Ende der ausführlicheren Lebenskizze:
„In seinen letzten Lebensjahren war L. leidend
und suchte Genesung in den Bädern. Im
Sommer 1822 besuchte er noch Karlsbad,
aber auch dort fand er keine Linderung seines
Uebels, das als Wassersucht am 22. December
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon