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Liechtenstein 119 Liechtenstein
sind. Die Fürstin starb am ttt. Februar l?23.
Der Fürst war seit l?W Ritter des goldenen
Vließes. ^O esterrei chische Revue (Wien,
Gerolo, gr. ö<>.) I I I . Jahrg. (li>65), S. 4-80.
— Porträte, l) P. Schenk lso.. Fol., in
Sckwarzk.; — 2) L. Vorsterlnann 30.,
ganze Figur; — 3) Ioh. Ulrich Bibern, er
LC, Visu. 8eul^. Ilu^vers. Im Medaillon
mit Wappen. Schwarzk. Unterhalb die Verse:
Iiudüs.
Auf dem Flaitertuch der von einem Engel
über dem Medaillon gebalcenen Fanfaren
stoben die Worte: „I'ai' ^un I'lc1«lil<3 er par
inon "I'l-Äva.ii".) — 3, Varbara, war die
einzige Tochter O tto's (V.) L. von d^r steie»
rischen Linir, dessen neben Söhne Cdriüoph.
S igmund, Nudolph, Conrad, Ot to .
Reinhardt und Karl, genöthigt waren,
wegen der großen, von ihrem Vater hinterlas«
senen Schuldenlast alle ihre Besitzungen in
Steier, Oesterreich und Kärnlhen (24. Juni
l574) zu verkaufen. Mit Sigmund erlosch
auch diese steierische, von dem berühmten Sän»
ger Ulrich gestiftete Linie. Da5 Schicksal der
Barbara ist. wie die Sage geht. tragisch.
Barbara war nur Wilhelm von )iotlmannät>orf
verlobt. -AIs eines Tages oer Bräuügam auf sri«
nem best'.n Rosse von Äärnthen nach Steiermark
litt, un, »eine Braut heimzuführen, bäumte sich
an orm Thore von Leoben das durch ein lockeres
Hufeisen ichru gewordene Thier, that einen Fehl»
trnt und stürzte mit seinem Reiter so unglücklich
zu Voden. daß Wi lhelm das Genick brach
und auf der Stelle seine Seele aushauchte. Als
die harrende Braut statt des erwarteten Ge»
liebten den Todesdoten empfing und von ihm
die erschütternde Nachricht de3 Vorfalles cr<
hielt, that sie oa5 Gelübde, unoermält zu
t.lribcn und den Schleier zu nehmen. Nach
einigen Wochen nahm das Frauen haus Göß,
das älteste, un Jahre KW4 o?n Aribo von
Leoben gestiftete Kloster drr Stciermarr, dessen
Aebtissinen das Recht hatten, auf den Land«
tagen zu erscheinen, die Trauernde in seine
stilirn, dem Frieden geweihten Hallrn auf.
Hier starb Barbara nach vielen Jahren,
allgmnin geliebt und verehrt, als Aebtissin.
Zur Verewigung ihrer traurigen 3iede und
zur Sühnung des Schattens ihres Verlobten
ließ sie auf jener Stelle, wo er bei Leoben durch den Sturz des Pferdes feinen Tod fand.
ein Denkmal setzen, das noch vorhanden und
deg locker gewordenen Hufeisens wegen unter
dem Namen des Hufeisenkreuz eS bekannt
fein soll. — 6. Vertha von L. (geb. 1430.
gest. zu Wien im Jahre i476). Sie ist eine
Tochter des im Hussitenkriege so berühmt ge-
wordenen Oberstburggrafen Ulrich von Ro»
senberg und Kathar in a's von Warten»
Vera. 19 Jahre alt, wurde sie zu Krumau
mit Johann (Hanns) von Liechtenstein
vermalt. 25 Jahre währte diese unglückliche,
kinderlos gebliebene Ehe. Nicht nur daß
Johann, ir,r Gemal, ein wüstes und aus'
schweifendes Leben führte, Überdieb verbitterte
er seiner Gattin Bertha durch eine wüthende
Eifersucht das Dasein. Der Sage nach kehrte
Bert ha nach ihres Gatten Tode in das
Vaterhaus zurück und lebte zu Neuhaus bei
ibrem unuermälten Bruder Heinrich von
Nosenberg, wo sie stch mit der Tonkunst
und Erziehung mehrerer Waisen auö ihrer
Familie, und zwar der Knaben ihres VeiterS.
des berüomten Meinhard von Neu haus.
mit ganzer Seele hingab. Als die Burgen
Neuhaus in Böhmen und Trlisch in Mähren
umgebaut wurden, erschien ne täglich in der
damals üblichen weibenWiiwentrachi, daher
sie schon bei Lebzeilen vcn den Arbeitern
und Frohnleuten „die weiße Frau" ge<
nannt wurde. Nach Vollendung dieser Bauten
gab sie allen Unterthanen und Arbeitern ein
köstliches Mahl in den weiten Burahallen
und stiftete jährlich ein gleiches- auf den
Schlössern Neuhaus. Teltsch und Rosenberg
jeden grünen Donnerstag. Dieses Mahl, bei
welchem sich oft weit und breit her gegen
zehntausend Hungrige einfanden, führte von
seinem Hauptgericht, einer böhmischen Natio»
nalspeise, den Namen der „süßen Kasche". In
Teltsch wurde diese „süße Kasche" im Jahre
1?83 zum letzten Male w uarui-H ausgetheilt,
im Jahre 1784 aber in Geld reducnt und
die Zinsen der entfallenen Summe zur unüni«
gcltlichen Heilung kranker Unterthanen ver»
wendet. Auch im Tode blieben die Gatten
getrennt; während Johann bei Maria Stie«
gen beigesetzt ist, ruht Bertha bei den Schot»
ten in Wien. Bald nach ihrem Tode uerbrei.
tete sich die Sage. die als Wohlthäterin von
ihren Unterthanen beweinte „weiße Frau" er»
scheine vor jedem wichtigen Ereignisse ihrer
Familie auf den Schlössern Krumau, Wit»
tingau, Frauenberg. Bochin, Schwamberg
und Teltsch. In späteren Zeiten soll sich ihr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon