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Liechtenstein 128 Liechtenstein
Sohn des Fürsten AntonFlor ianaus dessen
Ehe mit Eleonora Gräsin Thun. Als sein
Vater den neucn König Kar l I I I . nach Spa«
nien begleitete, nabm er den Sohn. dessen
Unterricht eben erst begonnen hatte, mit und
dieser blieb bis l709 in Barcellona. worauf
er über Genua Zurückkehrte und eine Reise
durch Deutschland. Holland und England
unternahm. Die Erziehung hatte sein eigener
Vater, der auch die Ausbildung und den Unter»
richt seines kaiserlichen Zöglings — denn
Karl I I I . wurde nach I oseph'sl. plötzlichen
Tode dessen Nackfolger als Kar l VI . —
persönlich geleitet hatte, überwacht. Im Octo«
be t7N befand sich Fürst Joseph Adam
— denn so wird der Fürst meist bezeichnet —
bei der Kaisrrwahl in Frankfurt a. M. Nach
dem Tode seines Vaters — im Jahre 172!
— übernahm er das Majorat und die Herzog«
thümer Troppau und Iägerndorf. Für die
reichsunmiitelbaren Herrschaften Vaduz und
Schellenberg, welche das Fürstenthum siech»
tenstnn bilden, erkielt er im Jahre 1723 Sitz
und Stimme auf der weltlichen Zürstenbank
in den Reichsversammlungen. von welchem
bisher verweigerten Rechte sein Gesandter
am 53 August g. I . zu Regensburg zum
ersten Male Gebrauch machte. Im September
d. I . erhielt er vom Kaiser die Lehen über
die beiden schlesischen Fürstenthümer Troppau
und Iägerndorf. und wuroe im November
d. I . zum Principalcommissär Karl's VI. auf
dem Fürstentage in Schlesien ernannt. Aber
der im schönsten Mannesalter von 42 Jahren
erfolgte Too setzte seiner staatsmännischen
Wirksamkeit ein Ziel. Der Fürst war viermal
vermalt: l) seit 17l2 init Gabriele Fürstin
Liechtenstein, der Tochter Johann Adam
Andreas' Fürst 3.. des letzten von derKar o»
l i nischen Linie, welche vor Jahresfrist im
Kindbette (October l7i3) starb; 2) seit 17i6
mit Varia Anna Gräsin Thun (geb. 27. Sep»
tember 1698), die schon in der dritten Woche
nach ihrer Hochzeit starb; 3) seit 3. August
l?16 mit Maria Anna Patharina Fürstin Vettin'
gen'5pielberg (geb. 2l. September 1693, gest.
15. April 1729); und 4) seit 22. August 1729
mit Maria Anna Gräfin A<Utulin5kll (geb.
12. December 1707). welche ihn überlebte
und nach seinem Tode, im October 1740, zu
einer neuen Ehe mit Ludwig Ferdinand Gra»
fen Schulenburg < Oyn hausen schritt.
Von der ersten Frau hatte der Fürst einen
Sohn, der schon im Alter von 2 Jahren starb;
von der dritten zwei Söhne, deren einer, Joseph Anton, als Kind von 3 Jahren^
der andere, Kar l IohannNep., nach kaum
vollendetem Mannesalter starb und zwei Töch»
ter hinterließ; und aus der vierten eine Tochter,
die Prinzessin Mar ia Theresia, nachmals
vermalte Joseph Adam Fürst Schwär»
zenberg und nicht, wie es in der Ersch und»
Gruber'schen „Encyklopädie" heißt, Für»
stenb erg. sErsch und Gruber, Allgemeine
Encyklopädie der Wissenschaften und Künste.
I I . Section. 23. Theil. S. 140. — Krebel
(Gottl. Fr.), Europ. genealogisches Hand-
buch (Leipzig. Gleditsch. gr. 8«.) Jahrg. 1776.
S. 364. — Ranf f t . Genealogischer Archi'
oarius. Bd. I u. II.) — 33. Joseph Wen-
zel Laurenz Fürst L. ^s. d. bes> Lebensskizze
S. 136). — 36. Iosephine Sophie Fürstin
2. (geb. 20. Juni 1776. gest. zu Wien 1836)
Die Gattin des berühmten Helden Johann
Joseph Fürst L. ll- d. S. 148), eine ge-
borne Landgräsin Fürstenberg und Muj>
ter von dreizehn Kindern, darunter von
sechs Heldensöhnen. Eine Episode aus ihren»
Leben verdient hier kurz erzält zu werden.
Zur Zeit der französischen Invasion, im
Jahre 1809, erhielt auch ihre Villa in
Hütteldorf französische Einquartierung. Die
Fürstin verließ die Villa und begab sich nach
Wien. auf der Villa blieb ein alter tauber
Hausmeister zurück, der seine Obliegenheiten
der französischen Soldateska gegenüber sich
gerade nicht sehr zu Herzen nahm. Diese
Vernachlässigung ging so weit. daß in Folge
dessen ein angetrunkener Chirurgie»Maior an
die Fürstin einen Brief schrieb, dessen Inhalt,
der Inbegriff höchster Gemeinheit, sich jeder
näheren Schilderung entzieht Der Trunkene
hatte dazu die Verwegenheit, sich mit seinem
ganzen Namen und Charakter: OkirurFien-
zu unterzeichnen. Die über oirses unverschämte
Schreiben indignirte Fürstin übergab dasselbe
an den General Andre ossy und dieser dem
Kaiser Napoleon selbst, der damals in
Schönbrunn wohnte. Der Kaiser, der über
diese Geschichte in furchtbaren Zorn gerieth. ließ
den Schuldigen vor ein Kriegsgericht stellen,
dessen Ausspnich er schon vornherein lahmte,
indem er erklärte, wenn die Herren des Kriegs»
gerichtes ihre Schuldigkeit thun, so werde ihr
Urtheil auf Tod durch Erschießen lauten!
Der Verurtheilte war übrigens ein ausgezeich»
neter Arzt, einer der Lieblinge deS berühmten
Generalarztes Larrey. der einen so geschict»
ten Schüler — und insbesondere aus solchem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon