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182 Liharsik
Sein Vater war k. k. Ofsicier, dann ein
gering besoldeter Staatsbeamter. Der
Knabe, Anfangs für das Baufach be«
stimmt, besuchte die Unterrealschule zu
Neutitschein. Als sein Vater in eine
höhere Gehaltstufe vorgerückt war, wurde
es möglick, des Knaben Liebe zu den
Studien zu befriedigen. Er trat nun zu
Freiberg in die erste Classe des Gym-
nafiums, besuchte aber die übrigen Clas«
sen, ob der öfteren Versetzungen seines
Vaters im Amte. in Kremsier und Trop»
pau. Die Mittellosigkeit seiner Eltern
zwang ihn, frühzeitig sich durch Ertheilung
von Privatunterricht seinen Lebensunter»
halt und die Mittel zur Fortsetzung seiner
Studien selbst zu erwerben. Nach beendetem
Gymnasium begab sich Lihar^ik, auf
seine Kraft vertrauend, nach Wien, um
dort die philosophischen Studien zu hören
und dann jenes der Medicin zu beginnen.
Daselbst war es vornehmlich der Pro»
fessor der Physik, der nachmalige Freiherr
von Baum gart ner ^Bd. I, S. 191,
u. Bd. XIV) S. 393), der seine Liebe
für die Naturwiffenschaft durch einen
lichtvollen fesselnden Vortrag weckte und
förderte, der in der geschichtlichen Ent»
Wickelung seiner Wissenschaft darauf hin»
wies, wie die größten Forscher aller
Zeiten, ein Newton, Kepler, Gali»
lei, erst die mathematische Unumstößlich,
keit eines beobachteten Naturgesetzes zur
Grundlage ihrer weiteren Forschungen
machten, und so gleichsam bestätigen, daß
im Gebiete der Naturforschung nur auf
dem Pfade positiver, durch dieZiffer
zu bezeichnender Thatsachen und mit
strenger Vermeidung jeder Spe-
culat ion fruchtbringende Ergebnisse zu
gewärtigen seien. Im Jahre 1833 ve»
gann L. das Studium der Medicin und
wurde in den Jahren 1839 und 1840
Doctor der Medicin, Augenarzt, GeburtS« Helfer und Doctor der Chirurgie. Durch
Professor Rokitansky's Lehre von der
Hypertrophie und Atrophie der einzelnen
Körpertheile und ihrem Einflüsse auf die
Functionen der bezüglichen Organe,
wurde schon im Jahre 1837 seine Auf-
merksamkeit auf die Größenverhalt»
nisse der einzelnen Körpertheile und zu
dem Schlüsse seiner Beobachtung hinge^
lenkt: daß alle Theile des menschlichen
Körpers in einem gegenseitigen, bestim«
mend festen Verhältnisse stehen müßten,
wenn anders der Gesammtorganismus
zur besten und leichtesten Ausführung
seiner Functionen vollkommen taug«
lich sein sollte. Nach erlangter Doctor.
würde begann 3iharöik die Laufbahn
des praktischen Arztes und wählte beson>
ders die Geburtshilfe als das Feld seiner
vorherrschenden Thätigkeit. Zu Ende des
Jahres 1840 bot sich ihm die günstige
Gelegenheit dar, eine wissenschaftliche
Reise durch Frankreich, England, Belgien,
Holland und Deutschland zu machen, auf
welcher er zu Paris Andral , Dupuy-
tren, Ricord, Or f i la , in Brüssel
Scut in, in Bonn Ki l ian, Nasse
und Wutzer, in Heidelberg Chelius
und Carl Nagele, in Marburg Kru-
kenberg und Hüter, in Gießen 3an.
genbeck den älteren, in Leipzig Meiß-
ner. in Dresden Caru s und von Am«
mon, in Berlin Dieffenbach, Busch
und Schönlein kennen lernte. Mit
mancher neuen Kenntniß bereichert, in
die Heimat zurückgekehrt, suchte er hier
das damals noch Unbekannte dadurch
nutzbringend zu machen, daß er in demon»
strirenden Vortragen die praktischen Vor«
theile deS Scutin'schenPappverbandeS,
desBaudelocqu e'schen CephalotribeS,
des decalcinirten Elfenbeins, des Schöl-
ler'schen Nabelschnurträgers. der Uteri-
nalsonde, bekannt machte, nachdrücklich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon