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Lihariik 188 Lihariik
Wissenschaften in Wien vorgelegt, welche
ihr Intereffe für diesen Gegenstand durch
dessen Aufnahme in ihre Schriften aner»
kannt hat. Im Jahre 1862 wurde das
vollständige Werk mit den Erzfiguren
und Photographien nebst einer lebens«
großen Construction des neugeborenen und
des erwachsenen Paares, auf der Welt-
ausstellung zu London dem Urtheile der
wissenschaftlichen Jury unterbreitet und
dem Verfasser die Preismedail le zu>
erkannt. Dr. 3. war selbst nach London
gekommen, um der Jury nähere Auf»
klärungen über sein neues Werk zu geben.
Auch wurde er veranlaßt, vor hochgestell«
ren Personen und wissenschaftlichen Cor-
porationen, sich überfeine Beooachtun-
gen ausführlich auszusprechen. So stellte
er sein plastisches Werk im britischen
Royal-Institut der Wissenschaften zwei
Mal auf, das eine Mal in Anwesenheit
der gelehrten Welt Englands und das
zweite Mal vor einer zahlreichen Ver»
sammlung fremder Gelehrten, die der
Ausstellung wegen in London waren.
Dasselbe geschah auch in einer Versamm»
lung des Universttäts'Collegiums, der
medicinisch . chirurgischen Facultät, der
pharmaceutischen und ethnologischen Ge>
sellschaft. Wohl fehlte es nicht an Scher»
zen und Witzen, als man die Bronce«
siguren Liharöik's, die wie Sänger
auf einem Orchester gruppirt standen,
sah und ein Schalk hatte von ihnen die
Sage verbreitet, daß sie zuweilen in allen
österreichischen Mundarten mit einander
conversiren. Aber Männer der Wissen»
fchaft, wie Owen, Farad ay, Char»
p ey u. A.. schenkten der neuen Forschung
und ihren Ergebnissen eine ungetheilte
Aufmerksamkeit. Professor Par t r idge,
der sich selbst lange Zeit mit den Pro»
Portionen der menschlichen Körpertheile
befaßte, machte 3. "darauf aufmerksam. daß in London ein Mann lebe, der an
diesem neuen Funde das größte Intereffe
nehmen würde. weil er selbst schon eine
Abhandlung über die Proportionen des
erwachsenen Mannes unter dem Titel:
„Lks I^raportions o5tk6 kurnan. ÜFurs^
aoaoräinF to tü.6 anoient Fi-eek oanon
ok Vitruvius. ^ O2.Q011 oltks pro-
upon 2 äiaFrHrn iQvsnteä.
ftib8on V5H. 1837. ^Vitk
tion, praotiaa! applioation. anä iiili-
outdiines d^ «losspli Lo-
i" sl^onäon 183?) herausgegeben
hatte. Bonomi, der jetzt die Stelle
eines Directors am Sir Soans-Museum
zu London bekleidet, hatte durch zehn
Jahre in Egypten gelebt und war ihm
gelungen, dort jenes alte egyptische
Naturmaß aufzufinden, durch dessen
Hilfe, wie Pl in ius erwähnt, schon
P 0 lyklet seinen Canon der vollkommen»
sten menschlichen Figur aufgestellt hatte
und nach welchem die griechischen Meister,
so z. B. Vi t ruv ius und dann später
der Italiener 3eonardo da Vinci ge>
arbeitet hatten. Mit einem Empfehlungs-
schreiben von Professor Partr idge
begab sich 3. zu Bonomi, der, nach»
dem er Einsicht in das ihm vorgelegte
Werk, mit seinen geometrischen Con«
structionen und photographischen Abbil«
düngen genommen, seiner Bewunderung
die begeistertsten Worte lich, für dieselbe
aber auch sofort die erklärenden Beweg«
gründe beibrachte. Bonomi nahm näm«
lich eine Vergleickung vor zwischen seiner
eigenen Proportionslehre und jener von
Dr. 3ihar2ik aufgestellten. Durch diese
Vergleichung von B 0 n 0 mi's Prototyp
des erwachsenen Mannes, mit Dr.
3ihar2ik's gleichnamiger Normalge-
stalt, ergab sich nämlich die merkwürdige
Thatsache, daß die beiderseitigen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon