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Linde 199 Linde
Wien schuh- und hilflosen Linde all,
Unterstützung, um seinen gelehrten Ar<
beiten obliegen zu können. Der Grc^
stellte L. an seiner reichen, mit wissen
schaftlichen Schätzen aller Art ausgestat-
teten Bibliothek an. Von dem Grafen
erhielt er die Anregung zu dem groß»
artigen, als Werk eines einzelnen Mon-
schen unübertroffenen und noch heute, in
einer Zeit, in welcher die Sprachwiffen.
schaft bei allen Nationen Großes geleistet,
als classisch bezeichneten Lexikon. Doch
lassen wir Linde selbst sprechen. I n
einem Dankschreiben, datirt Wien i . De
cember 1803. bedient sich3.. der inFolge
semer Berufung nach Warschau, nach
einem fast zehnjährigen — nur durch
wissenschaftliche Reifen unterbrochenen —
AufenthalteWienverläßt, folgende Worte:
«Ich bezeuge demnach vor dem ganzen
gelehrten Publico, daß ich das Polnisch-
Slavische Wörterbuch oder die Samm>
lung aller Epochen der polnischen Sprache
mit Vergleichung der übrigen slavischen
Dialecte und Zurückführung auf die
Grundsatze der Wortforschung nach
dem besonderen Auftrage des Herrn
Grafen O s s o l i n s k i vorgenommen
habe, und daß den Zeitraum von zehn
Jahren hindurch der Herr Graf nicht
nur mich unterhalten, sondern mich auch
mit seiner Leitung, Mittheilung seiner
Kenntnisse, kurz auf alle Art dabei unter«
stützt habe, so daß ich dieses unter seinen
Augen angefangene Werk auch in
seinem Hause in Wien beendet
habe, als an mich der Ruf zur Ueber»
nähme deS Warschauer Rectorats er»
gangen u. s. w." Dieses Schreiben, im
lateinischen Original und in deutscher
Uebeisetzung. theilen die „Annalen der
Literatur und Kunst in den österreichischen
Staaten" 1804:, in der tzevruarnummer 6
des Intelligenzblattes, Sp. 41 u. f.. aus» führlich mit. Obwohl die Bibliothek des
Grafen — die freilich damals noch nicht
das war, was sie heute ist — Linde
selbst die besten Hilfsmittel zu seiner Ar-
beit darbot, so reichte sie doch nicht aus.
um ein Werk, wie es dieses Lexikon ist, zu
vollenden. Auf Kosten des Grafen bereiste
Linde secksmal ganz Galizien, bis in die
Moldau hinein, durchforschte jede Kloster»
undPrivatbibliothek.deren es bei polnischen
Edelleuten oft mit seltenen Bücherschätzen
ausgestattete*) gibt. jede Urkundensamm-
lung, und brachte von jeder Reise immer
neue Schätze nach Wien zu seinem Macen.
In Wien lernte Linde damals auch den
Fürsten Adam Czatoryski kennen, der
nun die Rolle des unterstützenden Mäcens
für Linde mit dem Grafen Ofso«
l in Ski theilte. Im Jahre 1801 war L.
mit seiner Arbeit bereits so weit gediehen,
daß er den Plan derselben in verschiedenen
wissenschaftlichen Blättern bekannt machen
konnte. Diese Ankündigung lenkte die
Aufmerksamkeit auf den jungen Gelehr-
ten und veranlaßte vor allem seine Be»
rufung zur Oberleitung der lateinischen
Schule in Warschau, welche gegen das
Ende des Jahres 1803 stattfand und
welcher 3. auch Folge leistete. Bald
darauf verließ er auch das ihm wahrend
seines zehnjährigen Aufenthaltes durch
den Kreis von Freunden, den er gewon«
nen, und das Andenken an eine dort
begonnene und auch vollendete großartige
Schöpfung so theuer gewordene Wien.
Erst vor wenigen Wochen wurden mlr (dem
Herausgeber dieses Lenkuns) aus der Privat»
bibliochek eines verstorbenen polnischen Edel-
mannes zwei Foliuoände mit Kupfern zur
Schätzung vorgezeigt, und zu meiner höchsten
Verwunderung fand ich in dem eitien Folio«
bände eine fast vollständige Sammlung R em«
brandt'scher Radirungen in den schönsten
Abdrücken von unschätzbarem Werthe. Ich
habe den Besitzer erst über den Werth seines
Schatzes aufgeklärt.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon