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Lindenau 203 Lindenau
von 28.000 Mann unter Befehl des Feld-
zeugmeisters Grafen Browne M . I I ,
S. 164^ dahin abgesendet. Oberst von
Linden au wurde demselben als Chef
des General-Quartiermeisterstabes beige«
geben. Seine Tüchtigkeit in dieser wich.
tigen Stellung erprobte er vor Namur,
wo er die zum Angriffe der feindlichen
vor der Stadt aufgestellten Avantgarde
bestimmten Colonnen der Unseren mit sol-
cher Geschicklichkeit und Entschlossenheit
fühlte, daß der Feind zur Uebergabe der
Stadt, Citadelle und der über die Maas
führenden Brücke gezwungen wurde.
Nun wurde 3. dem Corps des Herzogs
Albert von S achsen < Teschen als
Chef des Generalstabes beigegeben, ohne
jedoch bei den sich rasch entwickelnden
Ereignissen einigermaßen mit Erfolg wir»
ken zu können. Er wurde somit nach der
Schlacht von IemappeS (6. November
t792) nach Wien berufen, wo er durch
mehrere Jahre in einer seinen Kenntnissen
entsprechenden dienstlichen Verwendung
stand. Im März 1793 wurde er zum
General-Major befördert und bei der in
Italien operirenden Armee angestellt.
Im Jahre 1799 befand sich L. bei der
Armee in Deutschland und that sich im
Treffen bei Neckerall (18. September
1799) unter Erzherzog Kar l so hervor,
daß ihn der kaiserliche Prinz in der Rela»
tion unter den Ausgezeichneten nannte.
I m Jahre 1800 wurde 3. zum Feld-
marschall »Lieutenant befördert. I n der
Schlacht bei Engen (2. Mai 1800) be-
fand er sich mit seiner Division auf dem
rechten Flügel und hielt wacker Stand.
Noch bevor der Abend hereinbrach, er-
neuerte der Feind auf diesem Puncte mit
überlegenen Streitkräften den Angriff und
hatte bereits einen Theil von Lin»
den au'S Truppen zum Weichen gebracht.
Da der Feind auf allen anderen Puncten früher zurückgedrängt worden war. so
wurde dieser von ihm nun gewonnene
Vortheil für die Unseren sehr gefährlich,
und dieß um so mehr, als sich in Engen
selbst unser Hauptquartier befand. 3in«
denau, die große Gefahr ermessend,
sammelte rasch neue kampffähige Trup«
pen, stellte sich an ihre Spitze und rückte
dem Feinde entschlossen entgegen; dieser,
so unuermuthet von den Unseren sich
angegriffen sehend, vertauschte bald die
Rolle deS heftigen Angreifers mit der eines
hartnäckigen Vertheidigers, und mußte
sich zuletzt in den Wald. der ihn schützte,
zurückziehen. So war alle Gefahr von
Engen und unserem dort befindlichen
Hauptquartier abgewendet und auch die
Vereinigung der vom Erzherzog Ferdi«
nand befehligten Avantgarde mit unserer
Armee, die am folgenden Tage stattfand,
ermöglicht. Bei Möskirch (am 3. Mai)
im Centrum der Armee aufgestellt, be«
hauptete 3. mit ausgezeichneter Tapfer-
keit die heftig angegriffene Stellung. Als
am folgenden Tage der Rückzug gegen
Sigmaringen stattfand, leistete er dem
Andränge des Feindes muthvollen Wider-
stand und ermöglichte dadurch, daß die
Unseren ohne Verlust den Marsch fort-
fetzten. Auch in den weiteren Kämpfen
und Gefechten dieses Feldzuges, insbeso n-
dere aber bei Schwende und Gügenthal
(3. Juni), vor Neuburg (27. Juni), ent-
wickelte 3. eine ausgezeichnete Bravour.
I n unermüdlicher Thätigkeit traf er bei
der oft verhängnisvollsten Situation treff-
liche Dispositionen und bekräftigte das
alte strategische Gesetz, daß die eigentliche
Tüchtigkeit eines Generals sich mehr im
Unglücke als bei siegreichen Ausgangen
bewahre. L.'s ausgezeichnetes Verhalten
fand auch die Allerh. Anerkennung, in»
dem ihm am 24. November 1801 außer
Capitel das Ritterkreuz deS Maria The»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon