Page - 211 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Leon-Lomeni, Volume 15
Image of the Page - 211 -
Text of the Page - 211 -
Knkheim 211 Lindheim
man seiner Zeit einig, war es vor Allem
zuzuschreiben, daß in auffällig kurzer
Frist daS Capital zum Baue dieser Bahn
beigeschafft war. I m Jahre 1837 war
es auch L., der als einer der Mitgründer
und Hauptförderer der
chemischen
Fabrik
zu Aussig in Böhmen auftrat, wo er die
Vereinigung seiner Eisenwerke mit den
Hochofenanlagen zu Kladno vollzog, wo
er als Pächter der kaiserlichen Stahl«
werke wirkte, und thatigen Antheil an
der Gründung der Traunthaler Berg«
werks. Gesellschaft nahm. Fünftausend
Arbeiter und hundert Beamte fanden ihr
Brot in den jetzt mit Kladno fusionirten
3 i n d h e i m'schen Eisenwerken. Große
Ortschaften waren entstanden, wo früher
wüste Strecken Landes gewesen, und wie
die Geschichte der Baumwollenspinnerei
im Zollverein 3in dheim's Namen mit
goldenen Lettern verzeichnet, so wird in
der EisenhüttentechnikLindheim immer
als derjenige in dankbarer Erinnerung
genannt werden, der das Vorurtheil
gegen böhmisches Eisen gebrochen und
seine Verwendbarkeit auf das Eclatan-
teste gezeigt hat. Heute noch circulirt in
betheiligten Kreisen Böhmens ein Wort,
welches ein sehr hochgestellter Eisenhüt«
tenmann aussprach, als Lind heim in
Böhmen zu wirken begann, „die Schienen,
die Lind heim aus böhmischem Eisen
macht, rief er, esseich alle auf". Welch
einen Wundermagen dieser Eisenhütten«
mann hatte haben muffen, erhellet aus
dem oben mitgetheilten Auszuge des Be«
richtes, den Riegerim1.1836 über die
böhmische Eisenindustrie mitgetheilt hat.
Die große Entwickelung der böhmischen
Eisenindustrie erheischte dieVervollkomm»
nung deS Eisenbahnnetzes, namentlich
aber eine Verbindung Prags mit dem
Kreise Pilsen. Eine solche Linie war bereits
an den Bankier S. Lämmel concessionirt, aber im Jahre 1839 noch gar nicht in
Angriff genommen worden. 3 indheim
überzeugte sich täglich mehr von ihrer
Nothwendigkeit, und wiewohl schon kränk-
lich, bat er um die Concession und erhielt
ste im Verein mit mehreren Freunden.
Sein physisches Leiden hinderte ihn nicht,
den Bau auf das Energischste zu betrei-
ben, und auf dem Sterbebette hat er noch
ihre Ausführung vorbereitet. Mitten in
diesen Arbeiten überraschte ihn der Tod.
L. zählte, als er starb. 69 Jahre. Auch
nach humanistischer Seite war das Haus
theils auf seinen eigenen Schöpfungen
durch nachhaltige Verbesserung der Ar-
beiterverhältnifse, wie schon oben ange»
deutet worden, als auch in anderen Nick»
tungen thätig. I n der Kriegsperiode
1839 förderten die Söhne durch Geld«
spenden und persönliches Einwirken die
Bildung des böhmischen Freiwilligen»
Corps, und durch bedeutende Spenden
zu wohlthätigen Zwecken, wie Errichtung
der Gisela»Siftung in Marienbad, für
erkrankte Militärs« und Staatsbeamte,
bewahrten sie ihren humanen und pa>
triotischen Sinn. Schon der Vater war
in Anerkennung seiner um die Hebung
der Industrie erworbenen Verdienste
in Preußen mit dem Geheimrathstitel
und rothen Adler-Orden. in Oesterreich
aber mit dem Franz Joseph-Orden aus»
gezeichnet worden. Den beiden Söhnen
aber wurde sowohl in Würdigung der
Verdienste des Vaters, wie ihrer eige-
nen. mit Diplom vom 9. November 186l)
der erbländische Adelstand verliehen. —
Der jüngere von den Söhnen, Alfred
Hermann (geb. zu Mersdorf in der Graf»
schaft Glatz 11. October 1836). fördert
auch im Wege der Presse zeitgemäße
Reformen oder Unternehmungen, und so
sind von ihm bereits erschienen: der „Vr>
richt über die Anstellung landwirtschaftlicher
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon