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Littrow 286 Littrom
Schriftchen: „Gutachten über die Priorität
I . Ne53rl'5 w der Inmendnng tleZ Fchlünb
Propellers anl i>ie Iamptschißkahrt" ( l862) in
Schuh genommen und dargethan.
Presse (Wiener polit. Blatt) <86l. Nr. 6l. —
Prockhaus' s^onrersations-Lerikon, l<> )luf
la^e. Pd, IX, 2 640.
Littrow, Joseph Johann (Astro
nom, geb. zu Bisckof 'Teini tz in
Böhmen 13. März 17l^1. gest. zu Wien
30. November 4840). An demselben
Tage, nabe in derselben Stunde, da
Li t t row das Licht der Welt erblickte,
sah Herschel das Licht eines neuen
Planeten, des Uranus. Die Familie Lit>
trow stammt aus Liefland, das deffen
Voreltern im 17. Jahrhunderte nach
einem Brandunglücke verlassen hatten,
um nach Böhmen zu dort ansässigen
Verwandten zu ziehen. Die Kinderjahre
brachte 3. fast bestandig in krankem Zu«
stände zu, in welchem er öfter dem Tode
nahe war' mit dem dritten Jahre kraf-
tigte sich sein Leben und von der Zeit an
war L. nie mehr eigentlich krank, seine
erste Krankheit war auch die letzte. Fünf
Jahre alt. kam er auf die Stadtschule
seines Geburtsortes, welche eine söge»
nannte Musterschule war, weil an dersel«
ben nicht nur Schüler unterrichtet, son-
dem auch Lehrer für das Lehramt aus-
gebildet wurden. Im Alter von neun
Jahren gerieth 3., wie einer seiner Bio-
graphen schreibt, durch einen Privat«
lehrer irre geleitet, in die Einöden und
Wüsteneien religiöser Zweifel, über denen
er für längere Zeit seine Lebensfreudigst
und Ruhe einbüßte, während sein Körper
sich auffallend stärkte. Endlich wurde L.
auf den Rath eines Geistlichen, der die
Talente des Knaben erkannte, auf die
lateinische Schule nach Prag geschickt,
wo namentlich Professor Vo ig t . ein
tüchtiger Kenner der classischen Literatur, einen wohlthuenden Einstuß auf den
fleißigen, mit allem Eifer den Wifsenschaf«
ten huldigenden Jüngling übte. Im
Jahre 1798 begann er die philosophischen
Btudien und nun fesselten ihn vor Allem
die Vortrage des Professors G. A.
Meißner. Mathematik und griechische
Philologie beschäftigten ihn ohne Unter»
laß. Ja, der schöpferische Trieb regte sich
schon zu jener Zeit so machtig in ihm.
daß er im Jahre 1800 im Vereine mit
mehreren strebenden Freunden eine Zeit»
schritt unter dem Tit.: „Die Propyläen"
herausgab. Aber schon das nächste Jahr
machte diesen harmlosen Kundgebungen
eines schöpferischen DrnngeS ein Ende,
deun der Krieg pochte an die Pforten
des Vaterlandes, ein militärisches Corps,
22.000 Mann stark. die sogenannte
„Legion", wurde von dem Erzherzoge
Kar l errichtet und die Prager Etüden-
ten bildeten zum Theile das Leibbataillon
dieses Corps; in diese Legion war auch
L i t t row eingetreten, als aber neun
Monate später der Friede geschloffen
wurde, zu seinen Studien an der Prager
Hochschule zurückgekehrt. Eben damals
stand die Naturphilosophie in Blüthe.
Von talentvollen Köpfen, die von ihr
Lösung ihrer Zweifel, Aufschluß über bis»
her unenthüllte Geheimnisse erwarteten,
mit Begeisterung gepflegt, zählte c^uch 3.
zu ihren Jüngern. So versuchte er meh-
rere Jahre lang auf dem Wege der Spe-
culation zur Gewißheit über Dinge zu
kommen, die er spater als dem Menschen»
geifte mit sieben Siegeln verschlossen
anerkannte. Sobald er sich also von der
Unmacht dieser Schule überzeugt, riß er
"ich von derselben los und warf sich wie»
der, statt wie bisher im Wesenlosen zu
speculiren. auf die Forschung und Er-
-orschung des Gegebenen. Seine Bitter»
keit über diese Täuschung, von der er
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon