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historische Vorträge zum Besten gegeben
wurden. Die meisten dieser Arbeiten ge»
langten gar nicht zur öffentlichen Kennt»
niß, aber viele der kleineren Gedichte,
namentlich die sogenannten Krakowiaken,
gingen in den Volksmund über, werden
noch heut gesungen, aber wer sie gedich«
tet. weiß Niemand anzugeben, nur steht
es fest, daß
sie
aus jenem Kreise zuerst
in die Oeffentlichkeit gelangten. Während
l. obeski so ein ziemlich sorgloses Dich»
ter« und Malerleben führte, starben seine
Eltern und nun blieb auch die kärgliche
Unterstützung aus, die er bisher vom ^
Hause erhalten und mit der er zur Noth
sein Dasein gefristet. I n dieser mißlichen
Lage brachte ihn ein glücklicher Zufall
mit dem berühmten Dichter Vincenz
P o l zusammen, der sich des jungen und
von Allen verlassenen Poeten mit aller
Freundschaft annahm, ^obeski wurde
in den Stand gesetzt, nach Wien zu reisen,
um sich dort in der Malerkunst weiter
auszubilden. Die zum Leben in Wien
nöthigen Bezüge versprach zum Theile
Pol aus Unterstützungsbeiträgen, die er
für ihn bei Freunden sammeln wollte,
zu beschaffen, zum Theile sollte er sich
durch seine Arbeiten selbst forthelfen. Die
erste Zeit seines Aufenthaltes in Wien
ging es auch über alle Erwartung gut.
Der nachmalige Unterrichtsminister Leo
Graf Thun hatte beschlossen, sich mit
der polnischen Literatur näher bekannt zu
machen und die Wahl, ihm vorzulesen
und das Nöthige zu commmtiren, war
auf t. obeSki gefallen. Dieser las nun
mit dem Grafen den?a.Q 1aäsu22 von
Mickiewicz und des Grafen Rze-
wuSki „Denkwürdigkeiten eines alten
lithauischen Edelmannes". Aber diese
freundlichen Tage dauerten nicht lange.
Der Graf, von Berufsgeschäften zu sehr in
Anspruch genommen, gab diese literarischm
». Wurzbach, biogr. Lexikon. XV. sGed Stunden bald auf und die Ereignisse des
I . 4846 in Galizien setzten dm Dichter
Pol außer Stand, das seinem Schützlinge
gegebene Wort ferner zu halten. 3. war
der bittersten Noth ausgesetzt, einer Noth,
für die es keine Worte gibt und so groß
und lange dauernd, daß
sie
als Grund«
ursache feines späteren physischen Lei«
dens, dem er auch frühzeitig zum Opfer
siel, anzusehen ist. Seine Kraft war
erlahmt, sein Lebensmuth gebrochen und
so war er mit dem ihm in der größten
Noth zugeschickten Honorar von 30 preuß.
Thalern, welche er für seine auf Vincenz
P ol's Empfehlung vonZupaiiski in
Posen verlegten Gedichte erhalten hatte,
in seine Heimat zurückgekehrt. Von dem
strahlenden, für Kunst und Wissenschaft
begeisterten Jünglinge war nur mehr ein
Schatten geblieben, jede Luft, zu malen,
war mit einem Male erstorben und indem
er nur noch einige bereits angefangene
und versprochene Arbeiten zu Ende füh-
ren wollte, beschloß er Pinsel und Palette
für immer wegzulegen. Von L.'s Bildern
sind bekannt: „GliuZKi im Nerker zn Mv5-
kau", ein durch die Lithographie verviel«
faltigtes Bild. dessen Original die Ge-
mälde-Gallerie des gräflich Ossoliii Ski»
schen Institutes in Lemberg besitzt, daim
zahlreiche Bildnisse, welche im Besitze
von Privaten zerstreut sich befinden,' und
noch hat er die Kirche von Medyka
gemalt. Medyka ist Eigenthum des als
Kunstkenners und Sammlers bekannten
Gwalbert Ritter von Pawlikowski,
der sich immer theilnahmsvoll des ver«
laffenen Künstlers annahm und ihm
unter anderem den Auftrag gab, die auf
semer Herrschaft befindliche Kirche aus»
zumalen. Das Jahr 1848, der Kunst
und allem damit verwandten wenig gün«
stig, gab ihn der Literatur, der er ur>
sprünglich angehörte, ganz zurück, freilich
! . i . April itt6ü.^ j 20
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon