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Lobkowitz 341 Lobkowih
welche schon in der nächsten Generation er«
loschen, bleiben unerwähnt. Mit Ausnahme
des Chlumetz er heute in den beiden fürst
lichen Linien fortblühenden Zweiges sind auch
alle anderen Zweige der Popel-Lobkowih er>
loschen, — Was die Standeserhöhungen
der Familie betrifft, so kam der Freiherrn»
stand um die Mitte des 15. Jahrhunderts in
die Familie, und zwar verlieh ihn Kaiser
Friedrich mit Majestätsbrief äo äato Brünn
Freitag vor dem h. Oswald 1459 den Gebrü«
dern Nikolaus und Johann, Söhnendes
Nikolaus Chudy, ersten Lobkowitz.
Ueber die Verleihung des Grafenstandes
liegen nur zwei Diplome vor: das dem Franz
Joseph Freiherrn von Popel'Lobkorvitz
von der Nnie auf Dur. ääo. Wien 26. No.
vember 1633 verliehene und das für Ferdi,
nand Wi lhelm, seinen Bruder Ulrich
Felir und seinen Vetter Wenzel Ferdi-
nand von dem Biliner Zweige, ääo. Wien
2t. Juni 1670 ausgefertigte. Der Fürsten»
stand aber wurde durch Zdenko Adal»
bert für seine sämmtliche Descendenz und
mit dem Titel Regierer des Hauses Lobkowitz,
für ihn und den jeweiligen Erstgebornen, mit
Diplom ääo. Wien 17. August 1624 in das
Haus gebracht. Weitere Bestätigungen des-
selben und sonstige Verleihungen sind weiter
unten l^S. 312) aus der Uebersicht der Hand»
schriftlichen Quellen ersichtlich. Nach dem Ver-
kaufe des Fürstenthumes Sagan haben die L.
den Titel eines Herzogs von Sag an mit
dem eines Herzogs von Rauonih ver-
tauscht, jenen eines gefürsteten Grafen von
Sternstein aber auch dann noch beibehal»
ten, nachdem die Herrschaft Neustadt an der
Waldnab, von welcher sie ihn führten, in's
Eigenthum des KönigS von Bayern «berge»
gangen war. Und in neuester Zeit wurde dem
Chef der älteren fürstlichen Linie, dem Fürsten
Ferdinand Joseph Johann, mit Allerh.
Handschreiben vom 18. April 1861 die erbliche
Reichsraths würde des Herrenhauses verliehen.
— Was dieHausmacht und die Besitzun-
gen des Fürstenhauses betrifft, so verdankt es
dieselben zum großen Theile der Huld einzel-
ner Fürsten Böhmens und später namentlich
dem Habsburgischen Kaiserhause, welches meh.
rerenWobkowitz, so z. B. dem Zdenko
Adälbert, dem Wenzel Franz Euseb,
dem Ferdinand August im hohen Grade
zugethan war und ihnen die um das Herr-
scherhaus und den Staat erworbenen Ver-
dienste imUtetHzjerlich lohnte. Dergleichen wich< tige Schenkungen werden immer bei den einzel«
nen Lebensskizzen ausführlich bemerkt. Große
Reichthümerbrachten sie aber durch ihre Hei-
rathen ein und
stehen dieLobkowitz durch
Vermälungen mit den Herzogen Arenberg,
mit den Fürsten Liechtenstein, Schwär»
zenberg, Windisch<Gratz. Auers-
verg, Oettingen-Wallerstein, mit den
Grafen Harrach, Eßterhckzy, Pal f fy ,
Neipverg, Kinsky. Wrbna u. A. in
Schwägerschafts« und Verwandtschaftsverhält»
nissen. — Der blendendste Glanz des Hauses
rührt aber von den um Staat, Wissenschaft,
Kunst und die Menschheit im Allgemeinen
erworbenen Verdiensten her. Wenige Geschlecht
ter fürwahr dürften, wie ein Historiker des
Hauses schreibt, in einer langen Reihe erlauch»
ter Ahnen so viele im Staatsrathe, im Feld?
berühmt gewordene Männer, treue Freunde
des Vaterlandes, kluge Räthe im Cabinete
und heldenmüthige Anführer im Heere. ge»
wandte Unterhändler und Friedensvermittler,
würdevolle Repräsentanten und Vertreter der
Majestät zählen können, wie die L. An Eifer
für jene Religion, welcher ihre Ueberzeugung
galt, hat es diesem Geschlechte nicht gefehlt,
und es hat denselben einerseits durch Erbauung
von Kirchen, Klöstern, Schulen, durch reiche
Schenkungen und fromme Stiftungen mehr
als einmal, andererseits durch Ertragen des
Exile und der Güterconfiscation mächtig be<
thätigt. — Eine ganze Reihe gelehrter
Lobkowitze, unter ihnen selbst Frauen,
wurden durch bewunderte Schöpfungen ihres
Geistes. Anlegung großer und berühmter
Büchersammlungen, Stiftung von Schulen,
Unterstützung der Künste und Wissenschaften,
Beförderung der Industrie und Gewerbe in
den verschiedensten Zweigen derselben, Zierden
und Wohlthater. — Im Dienste der Waf»
fen haben sich viele dieseS Geschlechtes durch
Heldenmuth und Tapferkeit ausgezeichnet.
Zwar zählt die Familie nur einen Maria The-
resien-Ritter, den Fürsten Joseph Mar ia
Kar l , dafür haben mehrere den Ehrentod
auf dem Schlachtfelde oder an den im Kampfe
erhaltenen Wunden gefunden, wie Adam
Eckius im Jahre 1603. Andreas Ma-
thaus Freih. von L. vor Belgrad im Jahre
1789. Fürst Io.seph Anton August gleich,
falls vor Belgrad im Jahre 1717. Fürst Phi<
l ipp bei Liegnitz im Jahre 1760. Aber auch
an sonstigen Kriegshelden in alter und neuer
Zeit hat es nicht gefehlt, die Namen B ohus<
law Felir. Nikolaus (I. u. II.), Chri-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon