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Lodkowib 332 Lobkowitz
hatte, um die Stände den Wünschen des
Kaisers fügsam zu machen, wurde äußerlich
als die Hauptursache der Ungnade angegeben,
in welche Georg Popel gefallen und wel<
chec nun die Einziehung seiner Güter, die
Entschmig von allcn Aemtern und Würden
und lebenslängliche, ja peinliche Haft folgte.
Allr Bemühungen Georg's und seiner Toch»
ter Eva Euscbia l^S. 320. Nr. 15), eine
gerichtliche Untersuchung zu erlangen, waren
fruchtlos; alle Vorbitten der nächsten in
Rang und Ausehen stehenden Verwandten,
anderer hoher und einflußreicher Würdenträ»
gcr deS Staates und der Kirche, ja selbst
jene des Papstes blieben erfolglos. Im Ge«
genthrile, Georg's Haft wurde immer schär«
fer, er kam von Litschau nach Glatz und uon
dort, als die bei seiner Tochter erwähnte,
unter ihrer Mitwirkung verfaßte Vertheidi»
gungsschrifc des Cluverius erschienen war,
nach Ellbogen, wo seine Tochter, die bisher
in kindlicher Liebe und Ergebenheit die Haft
mit dem Vater getheilt, von ihm getrennt
und in das Kloster St. Thomas nach Prag
gebracht wurde. In Ellbogen endlich, aus
Schmerz über die Trennung von seinem ge»
liebten Kinde, in trostloser Einsamkeit, indem
ihm sogar die bis dahin gestatteten Bücher
entzogen wurden, fand er Erlösung von seinen
Leioen durch den Tod. Der ganze Vorgang
mit Georg Popel von L., wie die von
mehreren Seiten in Abrede gestellte Ent»
hauptung, die ein paar Jahre nach seinem
Tode noch mit ihm vorgenommen worden
sein soll, sind noch hrute ein politisches Ge»
hennniß; daß cr sich selbst schuldlos fühlte,
beweist die Thatsache, daß er eine gleich in
den ersten Monaten seiner Haft sich ihm dar»
bietende Gelegenheit zu leichter und sicherer
Flucht aus dem Schlosse Litschau, im Ver«
trauen auf seine Unschuld und sein Recht, aus»
schlug. Daß es ihm in den Tagen seines
Glückes nicht an mächtigen Feinden bei Hofe
fehlte, die sich alle Mühe gaben, ihn zu stur»
zen. ist bei der Wandelbarkeit des Hufledens
leicht glaublich, auch wird der Kammerprä»
sident Joachim Kolowrat»Nowo hrao«
sky, sein erbittertster persönlicher Feind,
als die Haupttriebfeder seines räthselhaften
Falles bezeichnet. Aber wenn ihm auch das
Mißlingcn. die dem Kaiser mißgünstigen
Stände zur Annahme der kaiserlichen Pro»
Positionen Zu bewegen, noch so hoch ange«
rechnet werden mag, solche Strafe ohne vor«
angegangene Untersuchung ohne Rechtsspruch, ohne offenliegenden Beweis seiner Schuld, ist
unerklärlich. Ba lb in will auch in dem har-
ten Geschicke Georg's die Hauptursache der
zunehmenden Abneigung der Stände gegen
Nudolph I I . und der von ihrer Seite offen
und heimlich gewährten Begünstigung der
von Math ias gegen seinen Bruder gerich»
teten Unternehmungen finden. Noch ist einer
Stiftung Georg Popel 's zu gedenken, die
sehr bedeutend ist, aber auch mannigfache
Schicksale erfahren hat, wie dieß aus dem
Aufsahe „Die Lobkowitzischen und die neuen
Komotauer Studentenstiftungen", von Di»
rector Thimotheus Faßl, i m P r o g r a m m
des k. k. Obergymnasiums zu Komotau vcr»
öffentlich! am Schlüsse des Schuljahres 1864.
erhellet. Georg Popel legte in Komotau am
24. März 159t den Grundstein zu einem Hause
für arme studirende Jugend (das heutige, durch
Um- und Anbau vielfach veränderte Gymnasial'
gebäude) und widmete zur Erhaltung desselben
die jährliche Rente von 1000 Meißner Schock
Gr., wovon etwa bis hundert Jünglinge un<
entgeltliche Verpflegung erhalten sollten. Da
diese Stiftung von Kaiser Ruoolph durch
zwei Diplome vom 1. October 1391 und vom
23. Jänner 1692 ihrem ganzen Inhalte nach
genehmigt war, so blieb die im 1.1394 erfolgte
Verhaftung Georg Popel's und die Con-
fiscation seiner Güter im Ganzen ohne stören»
den Einfluß auf das Gedeihen des eben be»
gründeten Institutes. Die Iahresbezüge der
Stiftung wurden aus der Confiscation aus-
geschieden und 14 Ortschaften hatten ihre zu
leistenden Zinsungen jährlich in zwei Raten
dem Collegium unmittelbar zu zahlen. Mit
der Zeit aber geriethen der Name des Stifters
und der reichen gewidmeten Stiftung ganz
in Vergessenheit. Letztere erfuhr die mannig'
fachsten Veränderungen, welche hier zu ver»
folgen außer dem Zwecke dieses Werkes liegt.
Im Jahre 1837 wurden 21 dieser Stiftungs»
Plätze mit Schülern des Komotauer Gymna»
siums besetzt, im Jahre 1862 fand die Ver»
leihung von 8 Lobkowitzischen Stipendien an
Komotauer Gymnasialschüler statt. Ausführ-
lichere Nachrichten gibt der oben genannte
Programmaufsatz. G e o r g P o p e l war
mit Aalharma von l?ok»an, einer Tochter
Georg's uonLokäan uno Witwe Ladis '
law'6 von Sternberg auf Grünberg, ver»
mält. Kathar ina war eine Cousine der
Phi l ipp ine Welser und Pathin einiger
von dieser mit Erzherzog Ferdinand erzeug-
ten Kinder. Sie hatte ein trauriges Ende:
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon