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Löw 410
Ruf als Arzt und Gelehrter. Schon im
Jahre 1686 hatte ihm der Kaiser den
Ritlerstand verliehen; jedoch wurde, wie
aus L.'s eigenen Aufzeichnungen erhellet,
derselbe erst am 26. November 1703
publicirt. Im Jahre 1686 von der me-
dicinischen Facultät zum ersten Male zu
ihrem Decan erwählt, bekleidete er bis
zum I . 1722 nicht weniger denn zwan«
zig Mal diese Würde; und die im Jahre
1697 zum ersten Mal auf ihn gefallene
Wahl eines keotoi- N2FuiüouL der Pra-
ger Hochschule wiederholte sich spaier
noch zu drei verschiedenen Malen. Im
Jahre 1716 ernannte ihn die ^oaäeinia
0a683.rs2 Naturas OuriosorurQ zum
Mitgliede unter dem Namen ^.oron und
wenige Jahre vor seinem Tode der
Kaiser Karl VI. zu seinem Leibärzte.
Im Alter von 77 Jahren beschloß L.
sein Leben, nachdem er 33 Jahre die
ärztliche Praris ausgeübt, 43 Jahre als
Lehrer seines Faches thätig, 28 Jahre
Senior der medicimschcn Facultät, zwan»
zig Mal ihrDecan und vier Mal Rector der
Hochschule gewesen, und während dieser
Zeit 262 Aerzten die Doctorwürde ertheilt
hatte. Die literarische Thätigkeit L.'s fallt
in jene Periode am Schlüsse des 17. Jahr-
Hunderts, in welcher die bis dahin be<
schränkten und niedergehaltenen Natur«
Wissenschaften sich allmälig aus ihrer
Lethargie emporrafften. Seine Arbeiten
tragen ganz noch die Signatur der Zeit,
den Schwulst und die Weitschweifigkeit,
aber sie zeigen uns auch in 3. den den«
kenden, sehr unterrichteten Arzt, der öfter
einen Anlauf nimmt, seiner Zeit voraus-
zueilen. Von seinen Schriften, deren Ver-
zeichinß weiter unten folgt, sind beson-
ders bemerkenswerth: die Monographie
über die Blattern (Ii-Hotatuä novissi-
mu8 äk VarioliL); ein Lehrbuch über
die Kinderkrankheiten, welches nach dem Urtheile deS Fachmannes nicht nur eine
Therapie und Diagnostik der genannten
Krankheiten. sondern auch eine, für jene
Zeit immerhin beachtenswerthe Kinder«
Diätetik enthält; sein Hauptwerk „Uni-
V6rL9.^Ie6.ioiii3. praotica,", dem ein zehn«
jähriges Privilegium gegen den Nach»
druck ertheilt worden war und das ein
Fachmann als eine recht fleißige Zusam»
mentragung des nach dem damaligen
Stande der ärztlichen Wissenschaft prak»
tisch Bewährten, zum großen Theile auf
Grundlage der chemiatrischen Theorie,
bezeichnet und sein „^1i6g.trulli insäioo-
^riäionin". welches nach L öw's Absicht
für die Richter und Gerichtsärzte glcich
brauchbar sein sollte und worin zumeist
jenes Halbdunkel, jene auf der Wissen»
schaft lagernde Dämmerung herrscht, die
erst durch den damals beginnenden Auf«
schwung der Naturwissenschaft sich zu
heben begann. Mit Uebergehung jener
Dissertationen, die wahrend seiner Recto«
rate veröffentlicht wurden, bei denen
jedoch der Antheil seiner Wissenschaft«
lichen Thätigkeit nicht festzusetzen ist,
welche übrigens inWeitenweb er's auS«
führlicher Monographie über 3. sämmtlich
angeführt werden, folgen hier L.'s eigene
Reden, Abhandlungen und Werke in
chronologischer Reihe: „IVissss insH'eas
cks^ c^»/6^/a" (Vetero 1^3^2.6 1672,
" (1683); —
D.
Hsn /s? c?i« (1684), Löw's
Leichenrede auf seinen ehemaligen Lehrer;
— „Illermae Macmenzez über OlbünZchitzi-
Zchrr nun uralten Aeitrn bekannter ülijetjll
nw erweckter Nrnlinqnell, dessen Ursprung,
Gelegenheit, Alterthum, heilsame Mineralien
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon