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Löwe 424 Löwe
del", am 14. den Hugo in Ad. Mü l l -
uer'S „Schuld", und weiters noch den
Romeo. denMortimerin der „ Maria
Ltuart" und den Ia romi r in der
.Ahnfrau" gab, führte zum Engagement
an der Wiener Hofbühne, nachdem es
«i)m nur nach vielen nnd anhaltenden
Vorstellungen gelungen war, von dem
Churfürsten seine Entlassung zu erhalten.
Endlich Mitte 4826 trat er w den Ver-
band der Hofbühne, zu deren hervor«
nagendsten Mitgliedern er noch heute, also
nach vierzig Jahren, zählt. Seine An-
nittsrollen im Jahre 4826 waren am
6. Juni „Al legr i" . am 8. Juni
Wallenfeld in I f f l a n d ' s „Der
Spieler" und am 12. Juni Hamlet.
Im Jahre l834 beabsichtigte er in Ver-
bindung mit Stöger die Direction des
Prager ständischen Theaters zu über-
nehmen, doch erhielt 3., da sein Contract
für die ganze Dauer derDienstestauglich-
keit lautete, von der kais. Hoftheater-
Direction nicht seine Entlassung. Seine
auS diesem Anlasse stattgehabte Audienz
bei Kaiser Franz und deren Erfolg
erzählt die „deutsche Schaubühne"
<l864, 2. Heft, S. 34). Im Jahre
l838 wurde er Regisseur. I n den
Ferienmonaten machte er Kunstreisen
zu Gastspielen an den besten deut-
schen und österreichischen Bühnen. Am
9. Februar 4861 feierte er in Wien daS
3l)jahrige Jubiläum seines ersten Auf»
trctenS auf dem Wiener Burgtheater und
erhielt aus diesem Anlasse von Sr. Maje-
stät einen kostbaren Brillantring mit der
Allerh. Namenschiffer, von den Dichtern
Halm, Gri l lparzer, Prechtler
poetische Huldigungen, während es auch
von anderen Seiten aus Nah und Fern
nicht an Beweisen von Theilnahme für
den Künstler fehlte, und im Jahre 4866
feierte er das Fest seines 40jährigen Engagements an dieser ersten Bühne,
bei welcher Gelegenheit er von Sr. Maje«
stät mit dem Ritterkreuze des Franz
Joseph-Ordens und von dem Herzoge
Ernst von Sachsen-Cobürg mit dem
Ernestinischen Hausorden ausgezeichnet
wurde, eine ausschließlich dem Genius
des Künstlers dargebrachte fürstliche Hul«
digung, da Löwe nie auf dem herzog»
lichen Theater gespielt. EineS Umstandeä
muß hier besonders gedacht werden,
weil er als der beste Beleg erscheint, mit
welcher Hingebung der Künstler sich in
die Rollen vertieft, welche er eben
spielt. Genast in seinem Tagebuche
erzählt, daß Löwe einst in Prag den
Kar l Moor darstellte. Im vierten
Acte bei den Worten: „Auf. ihr Klötze,
ihr Eisklumpen, will keiner erwachen?"
faßte er das Pistol, das wahrschein»
lich eine schlechte Feder hatte. und
mitten im Hahnspannen geht das Ge-
wehr los und er zerschmettert sich den
vierten und fünften Finger. Er preßte die
Hand, an der das Blut fort und fort
herunterlief, zusammen und spielte zu Aller
Entsetzen und Erstaunen die ganze folgende
Scene (Schluß des Actes) mit voller Kraft
und Feuer zu Ende, da aber, durch den
großen Blutverlust geschwächt, brach er
ohnmächtig zusammen. So bewies Löwe,
was einst Fleck gesagt haden soll, daß im
Affect des Spiels aller körperlicher
Schmerz an dem Darsteller spurlos
vorübergehe. Der Arzt erklärte am
andern Tage. die Flechsen wären der-
gestalt zerrissen, daß der Verwundete nur
die Wahl habe, ob der kleine Finger
aufrechtstehend oder gekrümmt geheilt
werden solle. „Natürlich krumm, er-
wiederte Löwe. denn wenn ich die
Hand zu ballen habe. möchte es doch
ganz verzwickt aussehen, wenn der kleine
Finger wie ein Meilenzeiger empor»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon