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Löwe 433 Löwe
zösifchen Schule heimisch. Ihre Glanz-
parthien waren: „Bellini's Norma
und Amina in der „Nachtwandlerin",
Mozart's Donna Anna, dieAdina
in Donizetti's „Liebestrank", die
Prinzessin von Navarra in Boiel.
dieu'S „Johann von Paris", Elvira
inBellini's Puritanern u.dgl. m.
In ihrer äußeren Erscheinung sittliche
WĂĽrde mit Anmuth vereinend, sang sie
nicht bloß meisterhaft ihre Rollen, son«
dern spielte sie auch mit vollendeter
Wahrheit, so daĂź sich die Charakteristik
derselben bis in'S kleinste Detail ver.
folgen lieĂź, worauf man die reine Hat>
monie ihrer ganzen Darstellung erkannte.
Man nannte sie zu ihrer Zeit die erste
deutsche dramatische Sängerin.
Theatra l isches A lbum des königlichen
Schauspiels und der königlichen Oper zu
Berlin (Berlin 1858, Schauer, 4".), in der
I I I . Abthlg. S.83. — Neues Universal«
Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr.
Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed.
Bernsdorf (Dresden. R- Schäfer, gr. 8".)
Bd. I I , S. «08. — Gaßner (F. S. Oi-.),
Universal'Lerikon der Tonkunst. Neue Hand»
ausgäbe in einem Bande (Stuttgart 1849,
Franz Köhler, gr. 8».) S. 569. — ArguS
(Hamburger Blatt, 4".) I I . Jahrg. (1838).
Nr. 403: „Studien und Kritiken über Ber«
liner Theater» und Concert'Personalien". —
Brockhaus' Conversations-Lerikon, Ili. Auf«
läge. Bd. IX, S. 72l. — Berl iner Figaro.
Redigirt von 3. W. Krause, Vlir. Jahrg.
(1836). Nr. 93.- „Sophie Löwe in Frankfurt".
— Meyer ( I . ) , Das große Conversarions»
Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburg-
hausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX,
2. Abthlg. S. 74l. — Rsvus äoL äoux
nionäL 8 vom 15. Februar 184l oder 1842. —
Porträte. 1) Gezeichnet von Krüger, lith. von
Fischer (Berlin, Sachse u. Comp., gr. Fol.);
— 2) Unterschrift: Sophie Löwe. Lithogr. ohne
Angabe des Zeichners und Lithographen ^im
Theatralischen Album des kön. Schau«
spiels und der kön. Oper in Berlin. 4«) —
Zur künstlerischen Charakteristik der Sän-
gerin Sophie Löwe. „Was diese Sängerin vor
Allem auszeichnet", schrieb ein Fachkritiker im Jahre 1642. „ist eine ursprüngliche Vereini-
gung — vielleicht einzig in ihrer Art — der
verschiedensten Eigenschaften, die geschickt ver-
theilt und regiert die Harmonie ihrer Natur
bilden. Auf diese Weise hat
sie
einerseits mehr
Vocalisation als die Mal ibran. Pasta
und die großen, rein dramatischen Sängerinen,
andererseits mehr Umfang des Styls, des
Portamento, als die Sontag. Cint i -Da-
moreau oder selbst die Persiani. Ihre
Methode ist im Allgemeinen gut und aus
italienischen Duellen geschöpft. Jeder Ton
vibrirt oder trägt den Charakter nach, den
sie der Musik besonders in den gemäßigten
Regionen aufdrückt; das M6220 Äi, vo<:s
strömt in reicher Fülle, aber ihre Art, die
Töne in gewissen Parthien ihrer Stimme,
z. B. zwischen v und ^ zu spinnen, ĂĽber-
trifft Alles, was man in dieser Art hören
kann. Es ist eine metallische Silberreinhrii
und zugleich eine Zartheit ohne Beispiel.
Etwas Schwebendes, Poetisches, Wunder-
bares gibt's in diesem sonoren Spinnen, das
dem stillen und durchsichtigen See der Har>
monie entsteigt, sich ausdehnt, sich verlängert
und in der Luft verhaucht wie jene unbegreif«
lichen Gewebe, die im FrĂĽhlingslichte schweben.
Mit mehr Athem wĂĽrde die Gr is i in dem
Recitativ, das der Arie von „Oasta 6.ivk"
vorangeht, nahe an diese Vollkommenheit
reichen, von der Sophie Löwe allein das
GeheimniĂź zu besitzen scheint. Aus dieser
Kunst zieht Sophie Löwe einen reichen
Theil ihrer Manier, die „Adelaide" vorzu«
tragen. Man weiĂź, daĂź seit beinahe zehn
Jahren diese edle Cantate Beethoven'S
für die größten Sänger stets ein Gegenstand
des Studiums und des Triumphes war. Die
Deurient brachte in diese elegische Melodie
eine Erinnerung auf's Theater. Sophie
Löwe aber recitirt „Adelaide" mit zurück»
haltender Anmuth, mit saftuoller Reinheit,
mit melancholischer Heiterkeit, die vielen
Leuten für Kälte gelten könnte. die uns
aber als das Ideal des Charakters dieser
Composition erscheint. Welche Poesie in die.
sen langgehaltencn Tönen, in diesem süß
Getragenen, aus dem
sie um diese schwan»
kend melodische Gestalt einen Nebelschleier
webt! Ja, das ist ein Traum in den Mor»
gcndĂĽnsten Deutschlands, wenn der Thau
fällt, die Vögel auf den Zweigen erwachen,
die Seele zu sich kommt und betet! Ein
Traum in einem klangvollen, ganz von
Gesäusel und Düften erfüllten Garten, wo
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Leon-Lomeni, Volume 15
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Leon-Lomeni
- Volume
- 15
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1866
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 499
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon