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Longhi Longhi
arbeitete, es war die viele Jahre spater,
18l3, vollendete „Galatea". Im ZeiH
nen dieser Bildnisse besaß L. eine so
große Fertigkeit, daß er ein solches mit
überraschender Aehnlichkeit in den weni
gen Stunden einer Morgensitzung fertig
zu bringen pflegte. So vollendete er in
jener Zeit eine große Menge solcher
Bildnisse, welche sich im Privatbesitze be>
finden und nach denen später von be
rühmten Meistern schöne Blatter gesto<
chen wurden; so z. B. daS Bild von
Siro B o r d a . gest. 18l.8, von
B. Bord iga. das Bild der berühmten
Catalani u. A. Die Beliebtheit dieser
Bilder wuchs mit jedem Tage, alles
wollte von 3. gezeichnet sein. Von vielen
Seiten regte sich nun auch der Wunsch,
von ihm in Miniatur gemalt zu sein.
3., der sich mit der Miniaturmalerei noch
gar nicht beschäftigt, versuchte sich nun
dann; nach der Encyklopädie erlernte
er das technische Verfahren, im Uebrigen
half ihm sein Genius und bald waren
die Miniaturbildnisse 3onghi's eben so
gesucht, wie vordem seine Kreidenzeich»
nungen. Unter solcken Verhältnissen war
das Jahr 1796 erschienen, in welchem
die Franzosen in Italien einbrachen.
3. hatte bis dahin geistliche Kleidung
getragen, nun legte er sie ab. denn an
eine Rückkehr zum Pristerstande war
nicht zu denken. Die Bestellungen, auf
die in kürzester Zeit so beliebt ge>
wordenen Miniaturbildnisse häuften sich
dermaßen, daß nach 3.'s eigenem Ge«
ständnisse der Betrag eines Iahresver»
dienstes sich auf mehr als 20.000 fi. er-
hob. Er wäre vielleicht nicht so bald
wieder zum Grabstichel zurückgekehrt,
wenn ihn nicht eine dringende und ehren-
volle Bestellung demselben zurückgege»
ben hätte. 3. sollte nämlich im Auftrage
des französischen Malers, des nachmalt- gen Baron Gros, das Bildniß Bona»
part e's, und zwar wie er als General in
der Schlacht von Arcole mit der Fahne
in der Hand seinen Soldaten voran-
ging, in Kupfer stechen. Nun stellte 3. die
Miniaturmalerei ganz ein und machte
nur in seinen letzten 3ebenstagen mit ihr
wieder einige Versuche. I n acht Monaten
hatte er die verlangte Platte vollendet
und eben dieses Werk hatte wesentlich da»
zu beigetragen, daß er, als Vangel t fti
im Jahre 1798 starb, als dessen Nach.
folger mit der 3öitung der Mailänder
Kupferstecherschule betraut wurde. Auf
diesem Posten war 3. ganz in seinem
Elemente und arbeitete immer fleißiger
und sorgfältiger, so daß es schien, jedes
neue Blatt sei noch trefflicher, als daS
eben erst mit allem Aufwand von Kunst
und Fleiß vollendete. Im Folgenden
werden nun jene großen Arbeiten 3 o n>
g h i's angedeutet, welche ihn längere Zeit
beschäftigten; ein Verzeichniß seiner Blät>
ter, so vollständig als eS sorgfältige Nach«
forfchungen zusammenzustellen möglich
machten, soll weiter unten (S. 13) folgen.
Um seinem Meister Trabal lesi seiner«
seits einen Tribut des Dankes darzubrin«
gen, zeichnete er dessen Werk Orpheus
und Euridice im Orkus. Es war ein
Blatt mit 24 Gestalten und 3. hatte die
Absicht, es im Kupferstiche auszuführen,
als aber die Zeichnung vollendet vor
ihm lag, überzeugte er sich, daß eS im
Stich wirkungslos bleiben würde und so
gab er den Gedanken der Ausführung
auf. Auch in scine Künstlerbeschäftigung
griffen die politischen Verhältnisse störend
ein. Als nämlich im December 180! B o«
napar te zu Lyon eineConfulta der cisal»
pinischen Republik vereinigt hatte, wurde
3. gewählt, an ihr Theil zu nehmen und
konnte sich dieserWahl nicht gut entziehen.
Nach dem Schlüsse der Versammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon