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Lonovics 23 Lonovics
Unterhauses über die Elementarschulm
berathen sollte. I n der Debatte des
Oberhauses' am 29. August, welche mit
großer Lebhaftigkeit über die Recrutirung
geführt wurde, stimmte Bischof Lono«
vics gegen die Militarpfiichtigkeit der
geistlichen Zöglinge und wollte hievon
nicht blos die Seminaristen des katholi»
schen Clerus, sondern auch die Eleven
aller übrigen Konfessionen in Ungarn
befreit wissen. Die Bemerkung des Baron
Vay, der Bischof möge sich an die
Schlacht bei MohHcs erinnern, in der
auch Bischöfe gekämpft und Bischof
Tomory wie ein Löwe gefochten, konnte
der Bischof 3. nicht widerlegen aber
erläutern und erwiederte, „daß Tomory
in seiner Jugend Soldat gewesen und
erst dann in's Kloster getreten sei; daß
man ihn. weil es an Heerführern fehlte,
als solchen aus dem Kloster berief und
daß Tom ory. obgleich er betheuerte,
nie ein Heer angeführt zu haben, unge-
achtet seiner Thränen gezwungen wurde,
auf das Schlachtfeld zu ziehen. Ebenso
sei der junge Priester Zapolya wider
seinen Willen angehalten worden, das
Schwert zu ergreifen". Damit schloß die
Debatte, der Gesetzesvorschlag wurde
aber, wie selben das Haus der Gemeinen
überschickt, in seiner ganzen Ausdehnung
unverändert angenommen. Auch im
September und noch im October, als die
Revolution bereits unaufhaltsam ihren
Gang nahm, sprach Bischof 3. noch
immer zur Sühne und für friedlichen
Ausgleich, begab sich sogar an der Spitze
einer Deputation geistlicher Würden-
träger an das Hoflager des Kaisers nach
Olmütz, um nochmals für eine friedliche
Ausgleichung zu sprechen. Der Erfolg,
wie bekannt, war ein den Wünschen der
Abgesandten entgegengesetzter. Bei der
bisher beobachteten Haltung des Bischofs überraschte es daher allgemein, als dieser
den bekannten Hirtenbrief des katholischen
Clerus in Ungarn ääo. Pesth 23. Octo«
ber 1848 veranlaßte, in welchem das
Volk zu Opfern für das Vaterland auf-
gefordert und bewaffneter Widerstand
gepredigt wurde. Als im weiteren
Sturme der Revolution Fürst Windisch.
grätz vorrückte und die Leiter des Auf-
standes zugleich mit dem Reichstage nach
Debreczin flohen, wurde zu einem letzten
Versuch zur Pacification noch eine Depu»
tation in das kaiserliche Hoflager abge»
sendet und Lonovics war Mitglied-
derselben. Mit diesem Gange schloß seine
politische Thätigkeit in diesem denkwür«
digen Jahre. Nachdem der Aufstand
durch die kaiserlichen Truppen nieder»
geworfen worden, wurde L. seines Bis»
thumS verlustig und der Proceß gegen
ihn eingeleitet. Ueber Verwendung eines
hohen kirchlichen Würdenträgers wurde
er jedoch seiner Haft entlassen und die
noch schwebende Untersuchung niederge-
schlagen. 3. lebte nun von der Ausübung
eines kirchlichen Oberhirten befreit durch
mehrere Jahre in Wien in völliger
Zurückgezogenheit nur den Wissenschaften,
bis nach den Ereignissen des italienischen
Feldzugs im Jahre 4839 die politischen
Verhältnisse im Kaiserstaate einen Um.,
schwung und auch die ungarische Frage
eine der bis dahin angestrebten Lösung
entgegengesetzte Wendung nahmen. L.
wurde um diese Zeit durch seine Erhe«
bung zum Titular-Erzbischof und Er-
nennung zum Septemvir so zu sagen
völlig rehabilitirt und nahm. als in
Folge des kaiserl. Einladungsschreibens
vom 14. Februar 1861 auf den 2. April
g. I . der ungarische Landtag einberufen
wurde, als Kirchenfürst wieder seinen
Sitz in der Magnatentafel ein. Als sol»
cher sprach er in der Sitzung des Ober«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon