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Foudon 68 London
Knopf mußte aus dem Körper geschafft
werden. Endlich gelang dieß den Be-
mühungen des ihn behandelnden fran>
zösischen Chirurgen. Lange dauerte übri-
gens L.'s Gefangenschaft nicht, denn
schon einige Tage darnach streiften Pan«
duren durch das Dorf, in welchem 3. an
seiner Wunde darniederlag. Diese, als
sie ihren Hauptmann fanden, befreiten
ihn und brachten ihn zu seinen Truppen,
aber auch der Bauer, bei dem Loudon
im Quartier lag, wurde über dessen Ver-
wendung vor Plünderung verschont.
Das siegreiche Vorrücken der österreichi-
schen Waffen im Elsaß veranlaßte den
Preußenkönig im Sommer 1744 zu einem
neuerlichen Einfall in Böhmen und
Mar i a Theresia mußte das Heer
aus dem Elsaß nach dem bedrohten Böh-
men zurückrufen. Das Trenk'sche Pan-
durencorps wurde nun in ein ordent-
liches ungarisches Regiment umgewan-
delt und Trenk dessen Oberst. Loudon,
der schon mit dem früheren Parteigänger
sich nicht vertragen und manche seiner
Handlungen mißbilligt hatte, mußte auch
jetzt von ihm manche Unbill erleiden, bis
er, nach der Schlacht von Soor, im Un-
willen über den Abenteurer, das Regi«
ment und den Dienst gänzlich verließ.
3. ging nach Wien und wartete dort in
gedrückten Verhältnissen auf eine bessere
Zeit. Nach beendetem Kriege, 1748, er«
hoben sich von allen Seiten die Anklagen
gegen Trenk. Einer seiner Verfolger
kam zu 3. und ließ durch diesen Trenk
anbieten, er wolle gegen eine gewisse
Summe Geldes von seiner Klage wider
ihn abstehen. Als 3. am folgenden Tage
Trenk im Theater sah, theilte er ihm den
erhaltenen Auftrag mit und riech ihm,
sich mit dem Klager durch den verlangten
Betrag abzufinden, Trenk aber nahm
Antrag und Nath 3.'s so übel, daß es im Schauspielhause zu einem heftigen Wort-
wechsel kam, der mit einer Forderung auf
die Klinge endigte. Wenige Tage nach
diesem Vorgange wurde Trenk verhaftet
und ihm wegen in Baiern verübten
Räubereien und Ausschweifungen der
Proceß gemacht, der mit seiner Ver-
urtheilung zu lebenslänglichem Gefäng.
niß auf dem Spielberg endete. I n Folge
dieses Processes wurde 3., der im Be«
griffe stand Oesterreich zu verlassen und
fremde Dienste zu suchen, in Oesterreich
zurückgehalten, da er, um als Zeuge
gegen Trenk zu dienen, ausdrücklichen
Befehl erhalten hatte, in Wien zu blei»
ben. 3. trat aber nicht als Zeuge gegen
Trenk auf, sondern erst als Trenk im
Processe 3oudon's Ankläger wurde,
widerlegte 3. die Anklagen T renk 's durch
die Schreibtafel, in welcher dessen Be-
fehle, wie er sie dictirt hatte, mit Blei-
stift aufgezeichnet standen. 3 oudon wiös
diese Schreibtafel bei Gericht vor und bö-
wahrte sie später sein ganzes 3eben hin-
durch. Als er nach beendetem Processe
Oesterreich verlassen wollte, erhielt er
durch Vermittlung einiger Freunde eine
Majorsstelle im 3iccaner Grenz'Regi-
mente. Nachdem er diese Stelle erhalten
hatte, heirathete er zu Pösing in Ungarn
Clara von Hagen, die Tochter eincS
croatischen Officiers und begab sich mit
ihr an seinen Bestimmungsort in die
Grenze. Pezzl berichtet nun anläßlich
dieser Ehe: „Es ist ein Irrthum, wen:i
einige Schriftsteller sagen. 3oudon habo
mit seiner Gemalin einige Kinder, und
darunter auch einen Sohn gezeugt, die
aber alle in der frühen Kindheit wieder
verstorben seien. 3oudon's Gemalin
war ein einziges Mal schwanger, und
zwar während des ersten Feldzuges im
siebenjährigen Kriege, da sie in Wien
lebte. Aber auch diesesmal verlor sie ihre
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon