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Loudon 78 Foudon
Kaiser mit seinen Generalen auf diesem
einsamen Platz im wilden Gebirge steht.
Laßt uns ein Andenken unserer Gegen-
wart hier lassen und unsere Namen in
die Baume schneiden". Jeder sann nun
darauf, seinen Namen und Rang kurz
aber deutlich auszudrücken. Loudon
that eben dieß. „Setzen Sie Ihren bloßen
Namen hin, sagte der Kaiser zu ihm,
das ist für die Nachwelt genug. Nur wir
andern haben zu unseren Namen noch
Titel nöthig." Der Krieg, in welchem es
nickt einmal zu einer Hauptschlacht ge-
kommen war, endete mit dem Abschluß
des Friedens zu Teschen, der am 13. Mai
4779 Statt hatte. Loudon kehrte wie»
der in seine Einsamkeit nach Hadersdorf
zurück, der ihn nach mehreren Jahren
ländlicher Ruhe erst wieder der Krieg mit
den Türken entriß, den am 24. August
4787 die Pforte Rußland erklart hatte
und an welchem Oesterreich nicht nur als
Bundesgenosse theilnahm, sondern am
9. Februar 4788 der Pforte selbst den
Krieg erklärte. Der Krieg übrigens,
dessen Oberbefehl der Kaiser selbst, mit
Lacy an der Seite, übernommen hatte,
wurde in wenig entscheidender Weise ge<
führt, ja er war als Offensivkrieg begon»
nen und nun in einen Defensivkrieg ver.
wandelt worden. Die Berufung Lou«
don'S, dessen Name im Heere zündend
lebte, war unerläßlich geworden und am
42. August verließ Loudon Wien, am
48. traf er im Lager bei Türkisch'Dubitza
ein. Am folgenden Tage übernahm er
das Commando und am 29. schlug er
bereits den Feind bei Dubitza, ihn von
allen Seiten in die Berge zurückjagend
und ohne in der eigenen Truppe auch nur
einen Mann zu verlieren. Nun begann ein
frischer fröhlicher Krieg, die Belagerung
von Dubitza wurde energisch betrieben.
Am 23. August forderte L. die Besatzung zur Uebergabe auf; am 26. Morgens
verlangte sie zu cavituliren. Neun Ge-
schütze und 69 Centner Pulver sielen in
den Besitz der Unseren, 444 Officiere
und Gemeine wurden zu Kriegsgefan-
genen gemacht. Nun richtete Loudon
auf die Festung Novi sein nächstes
Augenmerk. Zuvor aber schlug er am
. September die Türken, die vor der
Festung in einem L<iger aufgestellt waren.
Die Belagerung Novi's wurde am
10. September eröffnet und regelmäßig
fortgesetzt. Einen Angriff der Türken
am 20. September, welcke 7900 Mann
stark zum Entsatz herangerückt waren,
schlug er entschieden zurück. Einen, am
2l. auf Befehl Loudon's untemom<
menen Skurm Vereitelle die Feigheit der
Croaren, welche die Sturmleitern um»
warfen und statt gegen den Feind, um
sich herum feuerten. Loudon ließ also
den Sturm einstellen. Am 3. October,
nachdem er Tags zuvor die Besatzung
hatte zur Uebergabe auffordern lassen,
begann Loudon von Neuem den Sturm
und dießmal siel dis Festung. 40 Ge»
schütze und 8090 Metzen Getreide waren
die Beute. Auch im Feldzuge des folgen«
den Jahres (4789) führte Loudon den
Oberbefehl. Auf seiner Reise auf den
Kriegsschauplatz hatten ihn die Stände
Krains aus Dankbarkeit, daß er ihre
Provinz vor den Einfällen der Türken
gesichert, zu ihrem MitgUede aiifgenom»
men. Die erste wichtigere Thaj dieses
Feldzuges war der Fall von Berbir,
oder Türkisch'Gradisca, dessen Belage«
rung er am 20. Juni begonnen hatte.
Die Festung war von Türken selbst
freiwillig verlassen und am 9. Juni von
den Unseren besetzt worden, 35 Kanonen,
269 Centner Pulver und sonst noch viele
Munition waren die Beute. Der Verlust
der Unseren war gering: 32 Todte und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon