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90 Loudon
fĂĽrchten, so wie ich mich vor ihm. Oh, sagte
er einmal zu mir, als er mich allein in der
Allee fand. ich käme gern oft zu Ihnen;
aber ich fĂĽrchte mich, ich weiĂź nicht, ob Sie
mich haben wollen. Ein andermal fing er
an: Sagen sie mir nur, Herr Professor, wie
es möglich ist, daß Sie so viel Bücher haben
schreiben können und so viel Munteres und
Scherzhaftes? Ich kann's gar nicht begreifen,
wenn ich Sie so ansehe. — Das will ich
Ibnen wohl sagen, antwortete ich; aber
sagen Sie mir erst, Herr General, wie es
möglich ist. daß Sie die Schlacht bei . . . *),
die Schlacht bei Kunersdorf haben gewin-
nen und Schweidnitz in einer Nacht haben
einnehmen können? Ich kann's gar nicht be-
greifen, wenn ich Sie so ansehe. — Damals
habe ich ihn das erstemal herzlich lachen
sehen; sonst lachte er nur halb. Er hatte sich
genau nach meinem Geschmacke erkundigt.
Er bat mich nicht eher zu Tische, als wenn
er allein war, lieĂź meistens weiche Speisen
zubereiten, lieĂź meinen eigenen Wein kom-
men, lieĂź mich vom Herzen heraus reden
und redete selbst so, lieĂź mich bald nach der
Tafel gehen; kurz er nahm meinen Willen
fast ganz an. Ich habe aus seinem Munde
nicktv als Erlaubtes und Gutes gehört und
immer gemerkt, daß er religiös war. Wollte
Gott. er gehörte noch zu unserer Kirche! Ich
muĂźte ihm eine kleine Bibliothek aufsetzen;
denn das war seine Klage, daĂź er nicht
studirt hätte. Aber in der That ersetzte sein
natürlich scharfer Verstand und seine Auf«
merksamkeit auf Alles bei ihm den Mangel
an Wissenschaften. Was gebe ich Ihnen denn.
fing er einmal an. das Ihnen lieb ist; ich
möckte es wohl gern wissen. — Herr General,
und wenn Sie mir die ganze Welt geben,
das ist mir in meinen jetzigen Umständen
gleichgiltig. Sein Neveu. der unter dem Lou-
don'schen Regiment Lieutenant ist. bat mich.
ich möchte seinen Onkel bewegen, daß er ihn
ein paar Jahre in Leipzig studiren lieĂźe. Er
möchte gern noch etwas lernen. Gern, sagte
der General, wofern Sie sich ihn lassen
empfohlen sein. Wenn er im Vertrauen mit
mir reden wollte, so fĂĽhrte er mich von der
Gesellschaft in eine entfernte leere Allee und
Niemand störte uns alsdann. — Unser Abschied
war sehr kurz. — Was ich Ihnen jetzt gesagt
habe, sprach er. das behalten Sie auf Ihrem
Gewissen. Leben Sie wohl — ich
) hier ist eine leere Stelle , werde an Sie schreiben. — — Leben Sie
auch wohl, liebster General. Gott beschĂĽtze
Sie und segne Sie, Ihr Leben.
Vlll. Einzelnes': Foudon'sche Reliquien. Lau-
don's Kirche. Der Loudon-Wald. Gedichte
aus London. Loudon-Stistung. Loudon's Wc>
lietlinch. — Ncliquien von London. Laudon's
Ring. Einen Ring mit croatischer Inschrift,
von dem es authentisch nachgewiesen ist, daĂź
er Loudon's Eigenthum gewesen, hat der
Agramer k. k. Postverwalter Ritter von See«
thal im Jahre 186l dem mit der südslaui«
schen Akademie vereinigten Nationalmuseum
zum Geschenkc gemacht. sPesth-Os'ncr
Zeitung 1861. Nr. 266.) — Loudon's
Uhr. Eine im Jahre 1386 verfertigte silberne
Uhr, welche sich im Nachlasse des im März
1862 zu Uj'Fej«rt6 im Szabolcser Comitate
verstorbenen Advocaten Anton Papp befand,
war einmal Eigenthum des Generals Lou-
don. Es ist eine ungefähr 6 Zoll im Durch»
messer haltende Sackuhr, die etwa zwei Pfund
wiegt, ganz gut geht und Viertel» und ganze
Stunden schlägt. Sie befindet sich jetzt im
Pesther National» Museum. — L o u d o n's
Groß kreuz des Mar ia Thcresien»
Ordens. Das in Diamanten gefaĂźte GroĂź-
kreuz des Maria TheresieN'Ordens. das Lou»
don trug, wurde nach des Feldmarschalls
Tode vom Hofe um 30.000 fl. zurĂĽckgekauft.
Später trug denselben Loudon's Neffe Ale»
r ius, nach ihm Prinz Coburg — Lou-
don's Kirche ^u Buuiö. M i l i tä r «Zeitung,
herausg von I . H rtenfeld (Wien. gr 8«.)
Iahrg, 1837. Nr. 10. S. ?7: „Sckreiben aus
Lika in der Militärgrenze". sWir erfahren
aus diesem interessanten Briefe Näheres über
Lou don's segensvolles Wirken in der Mili«
tärgrenze während seines Aufenthaltes im
Ctzpitanat von Licca und Korbanien. wo er
Major in dem 4746 errichteten Liccaner Re.
gimente war. Im Jahre 173Ăś erbaute 3. in
der Station Buni6 (Ottouancr Regiments)
aus eigenen Mitteln eine kleine Kirche. Rechts
vom Eingänge ist ein Votiostein mit folgen-
der Inschrift eingemauert: Oeäson Arnoätu«
I^onäon Hni ?i»ocoIauLNli8 — Nune l id i
Vii-FQ Hauset. 8icuxi8 H.ccii>o Oous H.NQ0
1753. In einer Ecke der den Kirchenraum
umschlieĂźenden Mauer deckt ein einfacher
groĂźer Grabstein eine Stelle und zeigt folgende
Inschrift: „Anno 1732 den 28. October ist
Anton Petrus, Sohn des Majoren Gedeon
von Loudon, gestorben. Anno t733 den
9. September ist Leopol dus F i l ipus,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon