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Luca 122 Luca
derk. k. Wollenzeugfabrik zu Linz"; —
in Ade lung 'S „Magazin für die
deutsche Sprache". Bd. I I , Stück 1 :
„Von den Mundarten in Tirol" und
in Eyerel'S „medecinischer Chronik".
1793, Heft 2 u. 3: „Uebersicht der
Sterblichkeit in Wien. in den Jahren
1786 bis 1791". Sind de Luca's so
verdienstliche Arbeiten gegenwärtig auch
meist veraltet, oder besitzen sie nur mehr
historischen Werth, so waren sie doch zu
semer Zeit sehr geschätzt und bleibt ihm
das Verdienst in der österreichischen Geo«
graphie und Statistik die Bahn gebro.
chen zu haben, vorbehalten. Seine Lei-
stungen stellen ihn neben Schlözer
und wohl dürfte er auch einen Vergleich
mit ihm aushalten; unbedingt aber über.
trifft er den zwar ungemein thätigen,
nur etwas flüchtigen Liechtenstern
sBd. XV, S. 19l^j. mit dem er jedoch
manche Widerwärtigkeit des Geschickes
theilt, das einen wie den andern hinderte,
sich ganz seinen Arbeiten hinzugeben.
Durch seinen ämtlichen Eifer hatte er sich
erbitterte Feinde gemacht, die störend in
seine Lebensschicksale eingriffen. Als er
in Oberöfterreich das Referat des
Studien', Censur- und Stipendienwesens
besorgte, mußie über seinen Vortrag
Paffau einen Betrag von 16.000 Gut-
den, welche Summe als ein Stiftungs-
capital unrechtmäßig dahingezogen wor«
den, zurückbezahlen; über seinen Vor«
schlag wurde die weitere Ausfolgung des
von den oberösterreichischen Pfarrern
unter dem Titel: „I>VN3io alumnaticH".
an das Priesterhaus zu Paffau bezahlten
Iahresgeldes sofort eingestellt und im
Lande, zu Gunsten des im Jahre 1782
errichteten Priesterhauses verwendet. Ueber
seine Vorstellung, daß hie öffentlichen
Studien zu Kremsmünster und die Bit«
düng der Jugend nicht ausschließlich in den Händen der Mönche zu belassen
seien, wurde im Jahre 1783 in Krems,
münster die Aufhebung der dortigen
höheren Studien verfügt. Daß ihm nun
nach solchen Vorgängen viele Feinde
wurden und vornehmlich jene Partei,
welche fleißig Verbindungen mit Paffau
unterhielt, begreift sich leicht, auch be«
wirkte diese Partei Luca's Abberufung
von Linz und. seine Uebersetzung nach
Innsbruck, wo ihm aber das Klima so
wenig zusagte, daß er eS, da er vor der
Hand keine andere Stelle erlangen,
konnte, vorzog, mit dem dritten Theile
seines Gehaltes in den Quiescentenstand
zu treten, worauf er nach Wien über»
siedelte und dort seinen literarischen Ar-
beiten lebte, bis er im Jahre 1795 end-
lich — nach mehr als zehnjähriger
Quiescenz — die Professur der allge«
meinen und österreichischen Staatskunde
erhielt, die er aber nur wenige Jahre be<
kleidete. G raffe r entwirft in seiner
bekannten drastischen Weise eine Sil«
houette Luca's, von dem er u. A. sagt:
„einen interessanteren, liebenswürdigeren
Buckeligen hat es nie gegeben. Nichts
glich seiner sprühenden Lebhaftigkeit.
Sein tiefschwarzes Feucrauge unter den
weitvorspringenden buschigen Brauet?
verschlang alles. . . . Seine unendlich
langen Arme sielen auf. . . . Wenn man
sich de Luca noch denkt: hüpfend,
tänzelnd, gesticulirend wie ein Telegraph :
sprudelnd und voller Geist; mit einem
lichtgrauen Tuchrocke, dem Haarbeutel
und Okap^u-bas! so vor seinem Hause
auf dem Franziscanerplatze die Leute
haranguiren!..." Die österreichische Na-
tional'Tncyklopädie berichtet, daß er sehr
schatzbare handschriftliche Materialien
zur Kenntniß der Statistik so wie der
Literaturgeschichte der österreichischen
Staaten hinterlassen habe; und aus sei»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon