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Fucca 123 Lucca
Paul ine aus Walters Schule in die
Singschule zu Meister Nup recht auf
die Wieden, in welcher sie mehrere Jahre
im Gesang unterrichtet wurde. Dann
brachte sie Ruprecht mit unter den
Chor beim Hochamt und im Jahre 18
sang Paul ine bereits kleine Soli beim
Gottesdienste. Im Jahre 1856 gelang
es den Eltern Paul inens Aufnahme
im Chor des Wiener Hofoperntheaters
zu erwirken. Ihre anmuthige Erschei
nung. ihr Eifer und ihre Anstelligkeit,
verbunden mit der gesunden metallreichen
Stimme, zogen bald die Aufmerksamkeit
von Kennern und Freunden auf die
junge Choristin. Der ehemalige Tenorist
Otto Uff mann und der Professor
Richard Löwy nahmen sich nun des
siebzehnjährigen Madchens an und über-
nahmen dessen Ausbildung im eigentlich
dramatischen Gesänge. Jetzt erst schien
Paul ine selbst zum Bewuftsein des
Schatzes gekommen zu sein, den sie in
ihrer Kehle barg. Den Tag über übte
sie ihre herrliche Stimme in kunstvollen
Liedern, wahrend sie Abends im Chor
mitleierte. Damals geschah es, daß an
einem Sonntag»Nachmittag die unbe»
achtete Choristin statt eine projectirte
Landpartie zu machen, in demselben
Theater, in welchem ste Abends im Chor
sang, vor ihren Eltern, ihrem Lehrer,
dem Regisseur Just, dem Baritonisten
Robinson und Tenoristen Dr. Gunz
die Lucretia Borgia Probe sang und
ihiem kleinen Zuhörerkreise die Ahnung
aufstieg, daß sie, die jetzt in untergeord-
neter Stellung sich befand. bald als
Stern ersten Ranges aufleuchten würde.
In Bälde sollte sie diese Bühne, deren
Leiter den Edelstein den sie besaßen, nicht
erkannt, verlassen. Ein Gastspiel in
Olmütz war das erste Ereigniß im Leben
der jungen Künstlerin. Sie sang die Elv i ra in „Trnani" und gefiel so sehr.
daß sie engagirt wurde. Nun gab sie sich
rastlosem Studium hin und hatte im
Zeitraum von fünf Monaten eilf Opern.
Partien erlernt, deren jede ein Triumph
für sie wurde. Anträge kamen bald von
allen Seiten und für den von Prag ent«
schied sie sich. denn vor einem musikalisch
gebildeten Publicam zu singen, und als
solches galt immer jenes von Prag, war
von jeher ihr höchster Wunsch. In Prag
trat sie thatsächlich in den Kreis der ersten
ihres Faches und die schwierigsten Partien:
die Valentine, Norma. Jüdin,
Lucia, Leonore im „Tcoubadur",
Bertha im „Propheten", von Meyer-
beer selbst als die beste gerühmt, bewäl-
tigte sie mit Leichtigkeit. Sie sang ste,
wie ein Kritiker treffend sagt: init ihrer
mächtigen Stimme von fleckenloser
Rein«
heit und geadelt durch die innigste
Empfindung dessen, was sie in Tönen
gibt. Von Prag ging Pauline, die
erst vor drei Jahren Choristin der Wie<
ner Hofoper gewesen, nach Berlin, als
Primadonna der königlichen Oper. Da
sie ihr Prager Engagement, welches erst
im April 1861 ablief, zu kündigen hatte
und sie in Folge des früher abgeschloffe»
nen Berliner Contcactes neue Verbind-
lichkeiten übernommen, ehe sie die alten
gelöst hatte, so gewann dic Prager
Bühne dadurch die Vortheile eines Com-
promifses, welchem zufolge sie nach dem
am 1. April 1861 eintretenden Berliner
Engagement, im Sommer desselben
Jahres und im Anfang 1862 einen drei-
monatlichen Urlaub erhielt, um in Prag
zu singen, bei welcher Gelegenheit sie auch
als Gast im Wiener Hofoperntheater
auftrat. Im Jahre 1863 sang sie als
Gast im Conventgarten«Theater in 3on>
don und errang ihre Erfolge neben der
Patt i , welche sie auch als dramatische
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon