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Lutzer 176 Lutzer
danz mit der Sängerin in Unterhandlung
und obgleich
sich Stögerzu einer bedeu-
tenden Gagenerhöhnng anbot, der Kunst-
macen Camill FĂĽrst Rohan, als Ver-
treter des Adels, um sie der Stadt Prag
zu erhalten, ihr zu ihrer Gage eine Zulage
jährlicher Zweitausend Gulden C. M.
zusicherte, lehnte sie, durch das der Wie-
ner Direction gegebene Wort gebunden,
das Anerbieten ab und ging 1836 nacb
Wien, wo sie mit dem enormen Gehalte
von 16.000 fl.C.M. angestellt wurde. Sie
sang am Kärnthnerthor-Theater bis zum
Jahre 1842, wurde in der Zwischenzeit
zur Kammersängerin ernannt, eine Ehre,
welche sie mit der Pasta. Unger,
Tadol in i , Lind, Medor i , Bram-
bil la theilt, und machtein den Ferien»
monaten KunstausflĂĽge, auf welchen sie
die bedeutendsten BĂĽhnen des Continents
besuchte und ĂĽberall, namentlich in 3on>
don im Jahre 1842 groĂźe Erfolge feierte.
Im genannten Jahre heirathete sie den
Schriftsteller und ehemaligen Hofrath
Franz Dingelstedt, mit dem sie im
Jahre 1843 nach Stuttgart, von dort im
Jahre 1830 nach MĂĽnchen und im Jahre
183? nach Weimar ĂĽbersiedelte, wo sie
zur Zeit noch lebt. Von der BĂĽhne hat
sie
sich
seit ihrer Verheirathung zurückge«
zogen.In den Opern „Figaro's Hochzeit",
„Don Juan", „Der Liebestrauk", „Der
Zweikampf" und „Robert der Teufel"
leistete sie das Vortrefflichste; ĂĽberhaupt
war sie in Coloratur und höheren Sou-
brettenpartim besonders ausgezeichnet
und wirkte ihr Gesang ebenso durch die
Lieblichkeit des Organs wie durch die sel«
tene Bravour und kĂĽnstlerische Fertigkeit.
Sie theilte ihre kunstreichen Erfolge mit
der berühmten Sophie Löwe ^Bd. XV,
S. 433^, und während diese den Norden
Deutschlands mit ihrem Gesänge ent«
zĂĽckte, erntete die Lutz er im sĂĽdlichen Deutschland mit denselben Rollen Geld
und Beifall. Ein echt moderner Vortrag
mit allen seinen Koketterien und einer
lieblichen Naivität und Bonhomie des
Spieles verlieh ihren Partien einen sel-
tenenReiz. Viele Nollen, wie die Made«
laine, Adine, Gabrieleim „ Nacht«
lager von Granada" und andere heiteren
Genres erschienen wie an ihre Persönlich»
keit eigens angepaĂźt. Hingegen wurden
Rollen wie Donna Anna, die Nor m a
u. dgl. m., wo groĂźartige Motive Hebel
der Handlungen sind, in ihren Händen
reine Concertpartien, weil ihnen die Kraft
der Darstellerin nicht gewachsen war.
Schi l l ing (G. Di-.), Das musikalische Europa
(Sveyer1842, F. C. Neidhard. gr.8".) S. 22l.
— Neues Uniu ersa l-Lexikon der Ton-
kunst Angefangen von Dr. Iu l . Schlade^
bach, fortgesetzt von Ed. B ern s d o r f (Dresden
1836, Nob. Schäfer, gr.8".) Bd. I I , S. 839.
— Kinderfreund (Karl Joseph). Thalia'ö
und Eutrrpe's Klagen. Nebst vermischten Epi«
soden ĂĽber Manches aus unserer Zeit (Wien
1830, Grund, 80.) S. 16t. — Gllßncr
(F. S. Dr.), Universal'Lexikon der Tonkunst.
Neue Handausgabe in einem Bande (Stutt»
gart 1849, Köhler. Lex. 8".) S. 572. — All-
gemeine W i e n e r M u s i k - Z e i t u n g, her«
ausg. von August Schmidt, I I . Jahrgang
(1842), Nr. 90: „D"e Lutzer m London". -
Porträte. .1) Facsimile des Namenszugcs:
Ienni Lutzer. Darunter: Kais. Königl. Kam<
mer« Sängerin. Kriehuber 1839 (lith.).
Gedr. bei Ioh. Höfelich in Wien; — 2) Un»
terschrift.- Jenny Lutzer, Kaiserl. Königl. Kam«
mcr'Sängerin. Lith. von Paalzow. Stein«
druck von A. Kneisel (4a.); — 3) aus dem
Album fĂĽr Literatur, Kunst und Wissenschaft.
Unterschrift: Facsimile des Namenszugcs Jenny
Lutzer (gr. 8«., auch 4°.), die Künstlerin halt
einen Kranz in beiden Händen; — 4) Costume»
bild. Unterschrift: D°° Jenny Lutzer als Ics.
sonda in der Oper „Iessonda" von Louis
Spohr. Schöller clol.. Andr. Geiger 3c.
(4".. Costumebild Nr. ül der Bäuerle'schcn
Thcater>Zeitung, wohl mehr Caricatur als
Porträt). — Medaille. Der berühmten Sän-
gerin zu Ehren wurde bei ihrem Abgänge
.von der k k. HofbĂĽhne in Wien folgende
Medaille geprägt. Avers: Kopf von der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon