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Mcha 195 Wächa
erhielt aber auf die Frage, ob er mit den
Sterbesacramenten versehen zu werden
wünsche, von M. keine Antwort und ent-
fernte sich. Als Mä.ch a's Schwäche gegen
den Abend mächtig zunahm, erschien der
Priester auf Wunsch der Hausleute noch»
mals, ging aber schon nach wenigen
Minuten wieder unverrichteterDinge weg.
Als später die Hauswirthin bei dem
Kranken eintrat, gab ihr dieser noch
Grüße an seine Eltern und Freunde auf,
dann schwieg er. Nach einer Stunde wurde
die neben seinein Bette sitzende und betende
Frau auf ihn aufmerksam, da er die Hand
leise über die Bettdecke bewegt hatte. Als
sie sich nun zu ihm mit der Frage neigte,
ob er etwas wünsche, und keine Antwort
erhielt, sah sie ihn genauer an und fand,
. daß er todt war. Am 8. November —
erst 26 Jahre alt — war er gestorben,
am 3., an dem Tage, an welchem er sein
Mädchen zum Altare führen wollte, wurde
er begraben. Mit seiner Leiche, schreibt
sein Biograph, wurde eine Fülle der
schönsten Hoffnungen eingesargt und be»
graben. Bei einer hervorragenden Sym«
pathie für menschliche Leiden, die sein
weiches Dichtergemüth erfüllte, besaß er
eine innige Vorliebe für die Natur, deren
Schönheiten er in seinen Geist aufzuneh.
men und in seinen Dichtungen in reizen«
der Form wiederzugeben verstand. M. be»
saß dabei eine große Vorliebe für die
zeichnenden Künste und ein nicht gewöhn-
liches Talent im Zeichnen. Schöne Ge-
genden, wenn ihn ihr Anblick besonders
fesselte, pstegte er fein und sauber in seine
Bildermappe zu zeichnen und aus der-
selben in seine Dichtungen in Worten zu
übertragen. Besonders Burgruinen be>
saßen für ihn eine große Anziehungskraft,
und mit großem Geschick verstand er den
Standpunct zu wählen, der am meisten
malerisch sich darstellte. Nach seinem Tode fand sich eine Mappe von nahezu sieben»
zig Abbildungen solcher Burgruinen vor,
die er alle fein säuberlich aufgenommen
und ausgeführt hatte. Was seine poeti.
schen Arbeiten betrifft, so war bei seinen
Lebzeiten nur das Gedicht „UH" , d. i.
Der Mai, erschienen, das ihn, und mit
Recht, berühmt gemacht und zu den Zier-
den der neuöechischen Poesie immerdar
zählen wird. Außerdem waren mehrere
Gedichte und Novellen in Xechischen Blät-
tern, als in der „ V ^ r n i v^ r ^n i " , d. i.
Abendliche Unterhaltungen, in
n^ui", d. i. Einst und Jetzt, im „ö
Slovan", d. i. der öechoslave, und in
den „TveiL«, d. i. die Blüthen, erschie«
nen. Zahlreiche lyrische Dichtungen, ein
Roman: „Nie Sigmner" und verschiedene
Dramenfragmente haben sich in seinem
Nachlasse vorgefunden. Eine Gesammt»
ausgäbe seiner Arbeiten, so sehnlich sie
von den zahlreichen Freunden des Dich»
ters seit Jahren gewünscht worden, war
erst etwa drei Decennien nach seinem
Tode erschienen. Indessen stieg der Preis
der ersten und bis vor wenig Jahren sehr
gesuchten Dichtung «Hlläj" zu bedeuten«
der Höhe, und als sie im Buchhandel
gar nicht mehr aufzutreiben war, wurde
sie durch zahlreiche Abschriften vervielfäl-
tigt. Die Schriften Mächa's. theils ein«
zeln, theils gesammelt, sind bisher in
nachstehender Folge erschienen: „H5H',
öassH 5-omaniieM", d. i. Der Mai, ein
romantisches Gedicht (Prag 1836, Io-
hann Spurn?, 16"., 72 S.); diese erste
Ausgabe erschien als erstes Heft der
„ Z p i ^ T . H . N a o k ^ d.i. DerSchrif-
ten K. H. Mäch a's, als Selbstverlag-
die Fortsetzung wurde durch seinen plötz«
lichen Tod vereitelt. Etwa zehn Jahre
nach seinem Tode erschien die erste deutsche
Uebersetzung dieses Gedichtes von Sieg-
fried Kapper ss. d. Bd. X, S< 481)
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon