Page - 207 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Londonia-Marlow, Volume 16
Image of the Page - 207 -
Text of the Page - 207 -
Machold 207 Mllchold
feln, sich ganz dem RealiSmuS in die
Arme werfen, und nach Belgien gehen,
als er sich endlich entschloß, der auf-
munternden Zuspräche Schnorr's Folge
zu leisten und mit ihm nach Dres-
den zu ziehen, wo ihm dieser einen Platz
in seinem Atelier einräumte und sein
Vertrauen zu sich selbst wieder erweckte.
AlS deren erstes Ergebniß entstand die
Gruppe (Bleizeichnung): „ÄZWlph treibt,
ant dem Hisipllgrtjphen reitend, durch des Wun-
i>crhllrn5 gewaltigen Gnn die sieben Harpizen
ynr sich her", nach Ariofto. Auch sein
erster Versuch im Modelliren, indem er
heimlich bei der Wiedereinführung des
Schnorrfestes und zur Verherrlichung
desselben einen großen Pokal mit vielen
Relief-Compositionen und Figuren aus»
führte, fand Beifall bei den versammel»
ten Künstlern und Kunstkennern, und M.
gewann mit einem Male die Zuversicht
und das Vermögen, in kurzen Zeiträumen
eine große Anzahl von Compositionen
zu liefern, welche ihm der gesellige Künst-
lerkreis und Einzelne als Aufgabe ge»
stellt hatten. Zu diesem Kreis jüngerer
strebsamer Künstler, in dem er sich da>
mals bewegte, zählten vorzüglich W is-
l icenus, gegenwärtig Professor in
Weimar, der Bildhauer Wi t t ig . jetzt
Professor in Düsseldorf, Gleich auf,
nun in gleicher Eigenschaft in Stuttgart,
wahrend in ihn zugleich belebend und
belehrend Schnorr und Nietsch'el
eingriffen. Der Umgang mit all diesen
nach den verschiedensten Richtungen
thätigen Mannen wirkte höchst anregend
und wohlthätig, selbst durch die theore«
tischen Discussionm und Meinungs-
streitigkeiten über Wesen und Bestim-
mung der Kunst, die der stete Verkehr
mannigfacher geistiger Kräfte nothwen-
diger Weise hervorzurufen pflegt. Die»
sem, so viele Zukunft verheißenden Dres« dener Künstlerleben unter Altmeister
Schnorr, das jedoch bei Machold
durch ein hartnäckiges Augenleiden in letz«
terer Zeit getrübt ward, hatte das Jahr
1848 ein Ende gemacht und ganz andere
Ideen und Bestrebungen zur Herrschaft
gebracht. Die mit einem Male gänzlich
veränderte Weltlage, verbunden mit jenem
körperlichen, für einen Maler verhäng-
nißvollen Leiden, hatte ihn bewogen,
Dresden zu verlassen, erst zum Schutze
der Seinen nach Lemberg zu eilen, und
als er diese geborgen sah, in dem
Dränge nach Thätigkeit und Auszeich»
nung. in die kais. Armee einzutreten, in
der Hoffnung, bald einen Feldzug mit»
zumachen, die auch alsobald durch den
Beginn des ungarischen Krieges erfüllt
werden sollte, in welchem er wegen
Kaltblütigkeit und Ausdauer und seiner
sonstigen Befähigungen in kurzer Frist
zum Ofsicier befördert ward. Nach been»
detem Winter« und Sommerfeldzuge,
in welchem er 12 Schlachten und Ge-
fechte mitgemacht, wurde er (1881) in
das geographische Institut in Wien be<
rufen und sollte eben mit den Vorarbei«
ten zur Mappirung nach Dalmatien ab»
gehen, als ein zufälliges Zusammen»
treffen mit dem Vorstande der damals
m's Leben zu rufenden Militar«Bildungs>
Anstalten ihn dieser Bestimmung ent-
hoben und auf höheren Befehl einer
neuen als Professor am CadetewIn-
stitute zu Hainburg zugeführt hatte.
Schon während des kurzen Aufenthal»
teS im geographischen Institute hatte
sich, nachdem sein fast dreijähriges
Augenleiden endlich glücklich gehoben
worden, der künstlerische Trieb wieder
zu regen und er einen Pendant zu ober«
wähnter Bleizeichnung nach Ariost:
„Rüdiger bekämpft die Nienrrinnen der bösen
Fee Alire", begonnen. Beide gelangten
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon