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Mack 210 Mack
kannt. Im Vormärz stand er im öfter«
reichischen Artilleriedienste und war als
der tüchtigste Mann im 3. Artillerie«
Regimente bekannt. Wie eine der unten
angeführten Quellen berichtet, hätte er
in Galizien bei einem Aufstande auf das
Volk schießen sollen (?), es aber nicht
gethan und als Sühne dafür 18 Jahre
Ober-Feuerwerkec bleiben muffen. Sei.
ner Geschicklichkeit und Kenntnisse wegen
wurde er als Lehrer in der Cadetenschule
des Artillerie»Regiments, in dem er
diente, verwendet. Sobald im Jahre
1848 ein ungarisches Kriegsministerium
war bewilligt worden, bekannte er sich
gleich für die Organistrung einer unga»
rischen Artillerie. Er wurde nun Lieute»
nant im ungarischen Heere, agirte aber
noch in österreichischer Uniform zu Pferde
für die ungarische Armee, Es heißt, daß
er, kaum in die ungarische Armee einge-
treten, eine kaiserliche Lieutenantscharge
erhalten, dieselbe aber im Unwillen über
langjährige Zurücksetzung zurückgewie.
sen habe. Hingegen wurde er in der
ungarischen Armee zum Oberlieutenant
und Organisator der Artillerie ernannt.
Durch seine Persönlichkeit gewann er
einen großen Theil intelligenter Personen
für sein Corps. Techniker. Studenten.
Künstler aller Arten und andere gebil.
dete junge Leute, die sich schon dem
Kaufmannsstande gewidmet hatten, traten
zur Vertheidigung des Vaterlandes in
die sogenannte Mack'sche Artillerie ein.
Er stampfte, wie eine unserer Quellen
berichtet, seine organifirten Batterien
wie aus der Erde. Das höchste Lob er»
hielt MaO von Iellachich in der
Schlacht bei Belencze, wo die junge
ungarische Artillerie ihre ersten Schieß-
proben machte und Iellachich meinte:
es seien dieß „französische Artilleristen".
Mack selbst richtete seine Kanone einmal so gut, daß er dem Adjutanten I ella»
chich's das rechte Bein abschoß. Nach
diesem ersten Treffen wurde Mack
Hauptmann. in der Schlacht bei,
Schwechat und Mannswörth Major,
und als er im Winter 1848/49 die Ver-
theidigung der Festung Komorn über-
nahm, Oberst mit dem Titel als Chef
der ungarischen Artillerie. Als Comman-
dant von Komorn entwickelte er bis zum
Entsatze der Festung, die von einem
Armeecorps von 23 bis 30.000 Mann
cernirt war, eine erstaunliche Thätigkeit.
Die Revolutionsregierung erkannte ihm
auch den Verdienstorden zu. Eine bald
darauf von ihm gemachte Bemerkung,
hatte ihn jedoch verdächtig gemacht und
er wurde nach Debreczin und dort vor
ein Kriegsgericht gebracht. Die Sache
wurde untersucht und Mack darauf
unter Aufsicht nach Komorn zurückge«
führt, wo er ohne weiteres Resultat
verblieb, bis einige Tage vorher, ehe
Klapka die Festung übergab. Durch
Vermittlung Klapka's soll Mack in's
Ausland geflohen sein. Nach Kert-
beny's Mittheilungen soll er sich als
Commandant von Komorn den ärgsten
Ausschweifungen überlassen haben, welche
momentanen Wahnsinn herbeiführten.
Auf seiner Flucht hatte er sich nach der
Türkei gewandt und dort mit anderen
complottirt, weßhalb ein Preis auf sei»
nem Kopfe stand. Auch erfährt man von
Kertbeny, der eine interessante Sil«
houette dieses merkwürdigen Mannes ent-
wirft, daß Mack Dichter gewesen. Jeden«
falls war Mack einer jener Manner,
welche sich für die von Einzelnen erfahre«
nen Unbilden an der Gesammtheit rächen,
welche mit seltenen Fähigkeiten ausge»
rüstet, im Vaterlande entweder absichtlich
gedrückt, gedemüthigt, oder aber ver»
geffen, sich, wenn der Augenblick gekom»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon