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213 Mack
Mainz zu recognosciren. Nachdem in
Coblenz der Uebergang über die Roer
beschlossen worden, wurde derselbe mit
Sachkenntniß und Vorsicht so zweckmäßig
eingeleitet, daß er am 4. Mai 1793 durch
völlige Ueberraschung des Feindes auf
das Vollkommenste ausgeführt wurde.
Diesem Ereignisse folgte am 48. d. M.
der für die Niederlande, Holland und
Deutschland wichtige Sieg. an den Ufern
der kleinen Geete, an den nunmehr weitere
glückliche Unternehmungen sich reihten;
darunter am 22. der Angriff der feindli»
chen Armee in allen Stellungen, welche sie
dießseits Löwen genommen, und woraus
sie nach mehreren sehr hitzigen und hart-
näckigen Gefechten endlich zum Rückzüge
gegen Brüssel und Ath gezwungen wurde.
Da trat ein geschichtlich interessanter
Zwischenfall ein. Am 27. März hatte
Mack von Brüssel aus über Hall eine
Recognoscirung längs der jenseits dieses
Städtchens ausgestellten Vorpostenkette
unternommen, als er zu einer wichtigen
Unterredung in das französische Haupt»
quartier eingeladen wurde. Gegen Abend
in Ath angekommen, fand Mack den
Ober-General Dumouriez in einer
zahlreichen Versammlung französischer
Ofsiciere an der Tafel. Dumouriez
entließ gleich nach derselben einen größe«
ren Theil der Tischgenoffen, unter den
wenigen Zurückgebliebenen befand sich
der General - Lieutenant Herzog von
Chartres, nachmaliger König Lud»
wig Phi l ipp Orleans. Nun gab
Dumouriez die Erklärung: Entschlos-
sen, den Gräueln feines Vaterlandes ein
Ende zu machen und den Dauphin auf
den Thron Frankreichs zu setzen, verlange
er nur das feierliche Versprechen des
Prinzen Coburg, daß er ihn von nun
an in seiner hinter dem Denderstusse be»
zogenen Stellung fernerhin nicht mehr beunruhigen werde. Mack erwiederte auf
diesen Antrag: Daß der Prinz dieses
Wort nicht geben könne und würde, da
er, so lange noch ein Franzose in den
Niederlanden und eine niederländische
und holländische Festung in französischen
Händen sich befinde, die bisher errunge-
nen Vortheile verfolgen müsse. Dumou»
riez nahm diese Erklärung anfänglich
mit Mißfallen auf, nach weiterer Berath,
schlagung aber erwiederte er: Daß er auf
die ihm gestellten Bedingungen, die er
zweckentsprechend finde, eingehen wolle,
und die Unterredung schloß mit der Zu«
sicherung von Seite des französischen
Ober-Generals, daß er sich allmälig auf
die französische Grenze zurückziehen, die
festen Plätze räumen werde, von dem
Prinzen Coburg aber erwarte, daß er
ihn, wenn er es verlange, mit seiner
ganzen Macht in dem ausgesprochenen
Unternehmen unterstütze. Dieß Alles
wurde, ohne eine Zeile niederzuschreiben,
besprochen und auf gegenseitiges Ehren«
wort beschlossen. Um Mitternacht kehrte
Mack aus dem französischen Hauptquar-
tiere nach Brüssel zurück. Dumouriez
in seinen Memoiren gedenkt noch einer
anderen, der obenerwähnten vorangegan-
genen Convention, eine solche aber be«
stand nicht, und die obige ist die erste und
einzige, welche zwischen ihm und Mack
abgeschlossen wurde. Die Convention
wurde übrigens treu und pünctlich erfüllt,
und mit Ende des Monats standen beide
Heere auf ihren äußersten Grenzen. Die
Geschichte meldet es, wie gleich darauf
Dumouriez's Vorhaben scheiterte. M.
sollte sich nun zu einem Congreffe, den
die Oberbefehlshaber der verbündeten
Armeen in Antwerpen abhalten wollten,
begeben, damit dort das Nöthige über
Zahl, Ausrüstung und Zeit des Erschei-
nens der englischen, hannoverischen und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon