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österreichischen Armee wahrhaft beispiel-
lose verhängnißvolle Ereigniß der Ueber»
gäbe Ulms durch Kapitulation ist be<
kannt. Ueber diese ganze Geschichte schwebt
ein undurchdringlicher Schleier, der durch
die späteren dem Vater und Sohne erwie«
stnen Zeichen kaiserlicher Huld nicht gelüf-
tet wird. Die Schimpfereien von Gentz
und seinen Genossen, und in neuester Zeit
vonSpringer, dessen jüngstes Werküber
Oesterreich mitgeholfen, daß Preußen
Krieg gegen Oesterreich geführt — da er
den Kaiserstaat in seiner Geschichte in
einer desOesterreichers unwürdigen Weife
blosgestellt und herabgedrückt, und seine
Schwachen in denunciatorischer Weise
bloßgesteÜt — entbehren jedes Halts und
sind nur Angriffe der Leidenschaft, ebenso
unberechtigt als unerwiesen. Es müssen
Dinge dabei vorgekommen sein, für die
es weder im Kopfleiden Mack's. noch in
Mißgriffen einzelner Persönlichkeiten, hin-
reichende Erklarungsgründe gibt. Mack
hat sein Mißgeschick schwer gebüßt, er
mußte büßen, weil er sich selbst Schweigen
auferlegt, das er erst später brechen zu
dürfen glaubte. Daß aber ein Mann, der
das Vertrauen und die Liebe eines Kaiser
Joseph und Erzherzog Kar l , eines
Lacy, Loudon, Hadik in so ehrender
Weise genoß, wenigstens von dem Tadel
der Sykophanten und Alltagsmenschen
hätte verschont bleiben sollen, das stand
zu erwarten. Schwer aber fallen Napo«
leon's Worte in'S Gewicht — und diese
hätte Herr Spr inger früher lesen sol-
len, ehe er über einen Mann, wie Mack,
ein Urtheil, wie er gethan, fallt. Als die
Generale, Mack an der Spitze, vor dem
Kaiser Napoleon erschienen, unterbrach
er das tiefe Schweigen dieser Vorstellung
mit den Worten: „Meine Herren, ich be«
klage so brave Leute, wie Sie, das Opfer
der Thorheiten eines Cabinets zu sein, das sich von unverständigen Entwürfen
nährt und sich nicht scheut, die Würde
der österreichifchen Nation aufs Spiel zu
setzen, indem es mit den Diensten seiner
Generale Handel treibt. Ihre Namen
sind mir bekannt, sie sind es ehrenvoll
überall, wo sie gefochten haben." Nach
der Kapitulation von Ulm kehrte M. nach
Oesterreich zurück, wurde als Staatsge«
fangener nach Wien gebracht und vor
ein Kriegsgericht gestellt, das über ihn
die Todesstrafe aussprach. Die Gnade
des Kaisers milderte aber dieses Urtheil
auf Caffation und zweijährigen Festungs-
arrest. Im Jahre 1808 wurde ihm auch
die übrige Strafzeit erlassen. Mack er-
trug sein Geschick mit Standhaftigkeit.
Zwei Tage nach der Schlacht von Leip.
zig geruhten Se. Majestät der Kaiser aus
Allerhöchst eigener Bewegung durch An-
weisung der Feld marschall. Lieutenants-
Pension seine sehr bedrängte Lage zu er-
leichtern. Er hatte si ch früher nie erlaubt,
den Monarchen mit Bitten um seine
Wiedereinsetzung zu belästigen. Erst im
Frühling deS Jahres 1819, als der
Kaiser auf einer Reise zu St. Polten
übernachtete, wagte er die Bitte, daß von
ihm über den kriegsrechtlichen Spruch,
welcher ihn verurtheilte, niedergeschrie-
bene Bemerkungen angenommen, und
eine Commission mit dem Auftrage, nach
strenger Prüfung ihr Gutachten: ob
Mack einer Wiedereinsetzung in seinen im
k. k. Heere innegehabten Rang würdig
sei. auszusprechen, übergeben werden
möchten. Diese Bitte wurde ihm gewährt,
und nach erlasse nem Gutachten der Com>
Mission geruhte der Kaiser am 3. Decem-
ber 1819 seine Wiedereinsetzung zu be-
fehlen. Seitdem lebte Feldmarschall-Lieute-
nant Freiherr von Mack in der größten
Zurückgezogenheit in St. Polten. Gegen
Ende des Jahres 1822 verfiel er in eine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon