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Mader 242 Mader
ging und bei Stanet t i , dem Hofbild-
hauer des Printen E u g e n von Savoyen,
in Dienste trat. Da hatte er nicht nur
Gelegenheit das handwerksmäßige seiner
Kunst steißig zu üben. sondern die Büsten
und Statuen aus der griechischen und
römischen Mythologie, aus der Geschichte,
welche im Atelier und in den Werkstätten
seines Meisters in mannigfaltiger Menge
aufgestellt waren, zu betrachten, und das
war ein mächtiger Sporn für ihn, das
Versäumte in seinen Kenntnissen nackzu«
holen und neben der Kenntniß der Tech-
nik auch jene des kunstwissenschaftlichen
Theils sich anzueignen. Aber wie eifrig
er strebte und arbeitete, das Schicksal
stellte sich ihm feindlich entgegen. I m
Jahre i724 berief ihn, den leibeigenen
Unterthan, die Grundobrigkeit in die
Heimat zurück, er sollte Büchsenspanner
bei der gnadigen Herrschaft werden.
Aber M. war fest entschlossen, nicht heim-
zukehren. I n seiner Noth, denn noch
wußte er nicht, wie er sich helfen sollte,
lernte er den dänischen Gesandten kennen,
der ihn schon öfter bei den Arbeiten in
den Garten des Prinzen Eugen ge-
sehen und beobachtet hatte. Mader er»
zählte ihm, in welcher traurigen Lage er
sich befinde, und der Gesandte machte
ihm den Antrag, nach Dänemark zu
gehen. Mit Freuden nahm M. den An-
trag an; aber Stanet t i erhob nun
Gegenvorstellungen, er erklärte diesen ge-
schickten Arbeiter nicht entbehren zu kön<
uen; die Sache kam bis vor den Prinzen
Eugen, der sich nun bei der Grund»
übrigkeit Mader's um seine Freilassung
verwendete. Diese Verwendung hatte den
gewünschten Erfolg. M a d e r wurde
freigegeben. Nun arbeitete er viele Jahre
bei dem Bildhauer des Prinzen und, als
Stanet t i starb, ernannte ihn Eugen
an dessen Stelle zu feinem Hofdildhauer. Auf diesem Posten blieb M. bis zu des
Prinzen Tode. dann arbeitete er auf
eigene Rechnung und machte sich zunächst
durch die beiden Denksäulen, welche die
Karlskirche schmücken, einen schönen Na-
men. Na g ler's Bericht über diese Ange«
legenheit ist falsch und parteiisch. Auf
Befehl des Kaisers Kar l I.. wurden ver-
fchiedene geschickte Künstler zu Modellen
für diese Säulen aufgefordert. Mad er'S
Modell erhielt den Preis, erhielt ihn selbst
vor jenem des berühmten Mat ie l l i .
Man vergleiche darüber Winkelmann's
„Gedanken über die Nachahmung dergrie»
chiscben Werke in der Malerei und Bild«
hauerkunft" (S.67). Nagler hat wahr.
scheinlich durch Füßl i 's unklare Dar-
stellung des ganzen Herganges zu jener
Ansicht über Mader, die eine unrichtige
ist, sich verleiten lassen. Füßl i aber
schreibt: „Jacob Schletterer hat den
meisten Antheil an diesen berühmten Wer«
ken, doch sobald man seiner nicht mehr
bedürfte. suchteihn M ad er zu entfernen".
Nun aber hat Mader erst, nachdem
er, da sein Modell angenommen worden,
mit der Ausführung des Werkes betraut
wurde, sich den Bildhauer Sch lett ere r
aus Venedig verschrieben. Also kann von
einem weiteren Antheile Sckletterer's
als von einer mit Mader in Gemein-
schaft ausgeführten Mitarbeiterschaft an
dieser Arbeit, keine Rede sein. Diese
Mitarbeiterschaft berechtiget aber Niemand
zu einer Heruntersetzung des eigentlichen
Meisters, der die Entwürfe geschaffen
und nur zur Hilfe bei Ausführung derselben
sich einen zweiten geschickten Bildhauer ver»
schrieben hat. Mader wurde im 1.1769,
einIahr vor seinem Tode, von der kaiser-
lichen Akademie der bildenden Künste in
Wien als wirkliches Mitglied aufgenom»
men. Sein Sohn ist der später in den
österreichischen Ritterstand aufgenommene
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon