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seinen Dienst aufzugeben. Da kam ihm
in den Sinn. Entdeckungsreisen zumacben.
Die Lage von Calabar an dem Meer«
busen von Guinea und durch den von
den Portugiesen getriebenen Sklavenhan-
del in steter Verbindung mit den Hinter«
ländern des südlichen afrikanischen Con«
tinents. ließ ihm diesen Ort als einen
günstigen Ausgangspunct erscheinen, um
von hier aus Reisen in das Innere zu
unternehmen und das über diesen Gegen«
den schwebende geheimnißvolle Dunkel
allmalig zu lüften. Er hatte sich bald
über sein Vorhaben einen Plan gemacht
und ging nun mit bewundernswerther
Consequenz, allen Hindernissen, die sich
ihm etwa entgegenstellten, Trotz bietend,
an dessen Ausführung. Vorerst erlernte
er mehrere Sprachen und Dialekte der
Neger, dann begab er sich nach Ben-
guela und im Jänner 1849 nach Bihö,
einer portugiesischen, 60 deutsche Meilen
von Benguela im Innern des Landes
gelegenen Handelsstation. Aber seine
Hilfsquellen waren erschöpft und er sah
ein, daß er ohne besondere Unterstützung
seine Aufgabe nicht lösen könne. Bald
war sein Entschluß gefaßt. Er suchte und
fand die Gunst der schwarzen Majestät,
und heirathete die Tochter des Herrschers
von Bihä. Innakuluozaru. eine
schwarze Prinzessin von hoher schlanker
Gestalt und mit schönen weißen Zahnen.
Das Kostbarste für ihn, den man nun
Ingomego nannte, war die Aussteuer,
sie bestand aus 300 bewaffneten Kriegern,
mit denen er frei verfügen konnte. Sie
waren ihm sehr willkommen, denn nun
konnte er sich furchtlos seiner Reiselust
hingeben. Da selbst in jenen culturlosen
Gegenden die Nachrichten durch Hören-
sagen sich rasch verbreiten, so wußte man
weit und breit von ihm und nur so konnte
er in Gegenden dringen, die noch nie der ! Fuß eines Europäers berührt hatte. Am
20. Februar 1850 trat er von Bihe aus
seine Entdeckungsreisen an. und zwar in
Begleitung seiner Gemalin und der ob-
erwahnten bewaffneten Krieger, und be-
gann nun ganz Südafrika nach allen
Richtungen zu durchforschen. Die Quelle
seines geringen Einkommens war das
Elfenbein, das er von Bih6 aus nach
Europa und Nordamerika verhandelte.
Mehrere Jahre war er nach diesem Zeit-
puncte für seine Angehörigen verschollen,
bis eine vom 23. December 4833 datirte
Mittheilung von ihm an die Seinigen
gelangte. Sie kam aus Central»Ohila.
einem bis dahin unbekannten Orte im
Innern Südafrika's (16« südl. Br., 13"
20' östl. 3. v. Gr.), und auS derselben
ergab sich, daß er erschöpft von Beschwer»
den, an einer hartnackigen Augenkrankheit
leidend, schwer krank darniederlag. Seine
Gesundheit war zerrüttet und er in Folge
klimatischer Verhältnisse stark gealtert.
Er hatte das Innere von Südafrika vom
4.0 bis 22.« südlicher Breite und vom
12.o his 34.0 östlicher Länge, also gerade
diejenigen Lander durchreist, welche in
Europa fast gänzlich unbekannt sind. Er
hatte dort viele große und bevölkerte
Länder gefunden, deren Namen auch nock
mrgends verzeichnet standen; er hatte
Alles durchforscht, Gebirge und Flüsse
aufgenommen und seine Forschungen auf
einer Karte verzeichnet, die, wenngleich
nicht auf astronomische Beobachtungen
basirt — dazu fehlten ihm die nöthigen
Instrumente — so doch nach dem Urtheile
der Londoner geographischen Gesellschaft
über die ihr vorgelegten Bruchstücke, an
Echtheit und Zuverlässigkeit jedenfalls
ähnliche Arbeiten der Missionäre über«
trifft. Magyar schrieb damals um Geld
zur Heimreise, um dann eine Beschrei«
bung seiner Reisen herauszugeben. Lei«
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon