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stone, Pai l lard, nach den unfern der
Ostküste und südlich des Aequators gele-
genen großen See'n in das Innere vorge-
drungen. Er selbst gruppirt seine Ent-
deckungsreisen folgendermaßen: 1) in die
Kimbundaländer zwischen dem 8.0 und
48." südlicher Breite und dem 11." und
19.o östlicher Länge; 2) in die Mun-gan-
guellaländer zwischen dem 3." und 11.0
südlicher Breite und 19.<> und 27." öst-
licher Länge (v. Gr.); 3) in die verschie«
denen Mambuellaland er zwischen den vor»
erwähnten Längegraden bis zum20."süd>
licher Breite. Die von Magyar in seiner
BeschreibungfestgehaltenenGeftchtspuncte
sind die physische, politische, ethnogra»
phische und statistische
Beschreibung dieser
Länder. Diese letztereist, wie ein Fachmann
von Bedeutung schreibt, „einfach, an»
spruchslos und augenscheinlich getreu, in
dm Schilderungen der Landschaft und der
Bewohner sehr detaillnt, dabei in mehr
populärer Weise gehalten. Aber auch die
höheren Ansprüche des Geographen blei«
ben nicht unbefriedigt, seine Mittheilungen
enthalten eine Fülle des Interessanten und
Neuen. Die Energie eineS Mannes aber.
der jahrelanges Streben, die Genüsse der
Civilisation, Gesundheit und Familien«
glück zum Opfer brachte, um seinen
Namen unter die großen Entdecker der
Neuzeit einzureihen, verdient gewiß Be-
wunderung. Uebrigens theilte Magyar
mit allen „ Propheten im Vaterlande"
das gleiche LoS". Von seinen Reisen, den
bedeutendsten seit Ruß egg er, die ein
Oesterreicher gemacht, nahm man gerade
in Oesterreich kaum Notiz, während eng»
tische, französische und portugiesische Iour«
nale über den kühnen Erforscher Congo's
zahlreiche Nachrichten brachten. Was den
naturgeschichtlichen Theil seiner Beschrei»
bung betrifft, so muß hierzur Vermeidung
von Irrungen auf einen Umstand beson» ders aufmerksam gemacht werden. Ma-
gyar ist kein Naturforscher, er hat also
die Thiere und Pflanzen Congo's mit
jenen Namen bezeichnet, die in Brasilien
solche Gegenstände erhalten, die ihm am
ähnlichsten schienen. ES wäre sonach nicht
rathsam, hieraus auf die Identität der
Pstanzen und Thiere beider Länder zu
schließen. M. hatte die Absicht, Europa
zu besuchen, doch mag er dieses Vorhaben
aufgegeben haben, da er neue Verpftich«
tungen mit dem portugiesischen Gouver-
nement eingegangen. Auch tragt sich sein
ruheloser Geist mit neuen Entdeckungs«
reisen, wobei seine in Afrika gegründeten
Familienverhältnlsse, seine zahlreiche ab-
gerichtete Dienerschaft ihm nicht wenig zu
Statten kommen und ihm dieAusführung
seiner Absichten wesentlich erleichtern. Auch
ist er nicht muffig, die ihm noch nöthigen
Kenntnisse sich anzueignen. Begabt mit
seltenen Talenten, hat er viele der in Afrika
gesprochenen Dialekte sich angeeignet, was
ihm auf seinen Reisen wohl von großem
Nutzen war. Um die ihm fehlenden Kennt»
niffe in der Astronomie sich anzueignen,
begab er sich nach der afrikanischen Cap.
stadt und nahm dort einen Cursus in
dieser Wissenschaft. Seit Jahren bereits
fehlen Nachrichten von dem kühnen Rei>
senden und auch der in Aussicht gestellte
2. und 3. Band seiner Reisen, womit das
Werk geschloffen wäre, lassen auf sich
warten. Der letzte an die ungarische Aka» -
demie gerichtete Brief war vom 23. De-
cember 1861 datirt, M. gibt darin Nach.
richt, daß er, nachdem der erste Band sei«
ner Reisen im Drucke bereits fertig sei,
die zwei folgenden demnächst schicken
wolle. Auch schickte er Mittheilungen über
die Länder Munda«Erambo, Lungo und
Kabota.
Triester Zeitung l855. Nr. 34 und 18S6.
Nr. 20. — Abendblatt der WienerZei .
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon