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Mahler 278 Mahlknecht
war, ihre Wirkung nicht verfehlte. Bei
einem an die freie Presse gewohnten,
überhaupt liberal regierten und unter
liberalen Institutionen geistig erstarkten
Volke würde ein Blatt wie „der Frei-
wüthige" wirkungslos geblieben fein'
nicht so bei einer Bevölkerung, die seit
Iahrzehenden in einer geistigen Befan-
genheit planlos vegetirte und Alles, was
ihr nun die Revolution und ihre Hohen-
priester auftischten, mit Heißhunger auf«
zehrte und — es sträubt sich die Feder,
es niederzuschreiben — wenn es noch so
widersinnig war, geradezu für bare
Münze annahm. Dem Treiben des
Blattes wie allem anderen Unfug machte
die October-Revolution, durch welche
aber auch die Glorie der Marztage mit
Blut vermiscbt wurde, ein Endr, und
Mahler war so glücklich, sich durch
die Flucht zu retten, da im Hinblick
auf das 3oS seiner Freunde Becher
und Iel l inek, die bei weitem nicht
so arg gefrevelt hatten wie er, sein
Schicksal kaum einem Zweifel unter»
liegen konnte. Zwölf Jahre lebte M.
nun fern von Wien. und zwar in Frank,
reicd und Belgien, in Deutschland und
in der Schweiz und wurde überall in
Folge von Neclamationen Oesterreichs
ausgewiesen. Nach zwölfjähriger Ab-
Wesenheit erhielt er auf seine Bitte, die
Heimat besuchen zu können, einm Paß
auf sechs Monate und wurde, als er
später um Verlängerung seines Aufenv
Haltes in Oesterreich einschritt, aus Wien,
wo er sich bis dahin aufgehalten, auSge«
wiesen und nach Gratz internirt. jedoch,
wurde seine Imerninmg mit Ministerial
Hrlaß vom 13. September 1861 auf.
gehoben und wm gestattet, seinen blei>
benden Aufenthalt in Wien zu nehmen.
In Gratz trat er mit einem dort er-
scheinenden Oppositionsblatte „dieVolks- stimme" in Verbindung, schrieb als
Hauptmitarbeiter für dasselbe die Leit-
actikel und wieder in einem Tone, daß
das Blatt nach der Dauer von vier
Monaten und einigen Tagen unterdrückt
und das ganze Mitarbeiterpersonale vor
die Schranken des Gerichtes gestellt
wurde. Mahler aber, der selbst seine
Leitartikel im Blatte „nur einen
schwachen Nachhall der donnernden
Reden im ungarischen Landtage, der
fulminanten Artikel in ungarischen und
deutschen föderalistischen Journalen"
nennt, ergriff noch bei Zeiten die Flucht
und schrieb im Februar 1862 von Paris
einen Brief, worin er die Motive seiner
Flucht auseinandersetzt. Er besorgte
nämlich für seine, durch die Presse ver-
übten Verbrechen zu ojahriger Festungs-
haft verurtheilt zu werden. M. lebt seit
dieser Zeit im Auslande und ist, überdieß
an einem langjährigen Augenübel lei-
dend, in sehr mißlichen Umstanden.
Der Telegraf (Gratzer Blatt». VI I I . Jahrg.
(l«62). Nr. 46: „Ein Brief Moriz Mahler's
auö Paris", — Gratzer Zeitung <862.
Nr. 23: „ÄuS dem GrrichtSsaale". — Presse
(Wiener polii. Blatt) I5<il. Nr, 19l Älieno-
dlatt u. Nr. 248. — Pestec Lloyd (pullt.
Journal) !86l. Nr. 225. — Preßbur«er
Zei tung l84ii. Nr. 49 Gunter der Rubrik
„Journalistisches Prechpulver" bringt diese
Nummer Akrosticha aufFüster. Kossurh,
Gcitzner, Buchheim. Falke und Mah,
l er. Das auf letzteren läßt aus den Anfangs'
buchstaben folgender Wörter: „Magister aller
Hallunken! Lächerlich eingebildeter Republi»
kaner" Mahler's Namen bilden^. — Die
Geißel (Wiener Vlatt, 4",) id>4>, Nr. 69.
S. 289: Mahleriade" sOedichr in Blum-
auer'scher Form von W(ey)l).
Mahlknecht, auch Mallknccht. Do-
minik (Bi ldhauer, geb. zu Ueber«
Wasser im Landgerickte Kastelruth in
Tirol am 19. November 1793). Seine
Eltern besaßen das kleine unbedeutende
Bauerngütchen Rifsinel oder Reinell
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Londonia-Marlow, Volume 16
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Londonia-Marlow
- Volume
- 16
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1867
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 514
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon